Lebererkrankungen sind jedes Jahr für 300.000 Todesfälle in Europa verantwortlich. Ein Grund dafür ist, dass Leberschäden oft zu spät entdeckt werden. Nun hat sich ein EU-Forschungsverbund zusammengeschlossen, um die weltweit bislang größte Studie zur Früherkennung von Leberschäden zu starten. Den saarländischen Teil der Studie leitet Jörn Schattenberg, Professor für Innere Medizin und Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie.
„Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie eine Leberfibrose oder sogar eine Leberzirrhose haben“, weiß Jörn Schattenberg aus seiner beruflichen Erfahrung. Der Professor für Innere Medizin und Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie am Universitätsklinikum des Saarlandes weiß, woran das liegt: „Die Leber ist geduldig. Sie meldet sich nicht, wenn sie krank ist“, so der Mediziner. Erkrankungen anderer Organe gehen oft mit Symptomen einher, zum Beispiel Schmerzen oder Spuren von Blut in den menschlichen Ausscheidungen. Bei der Leber ist das nicht so. Und wenn es Symptome gibt, zum Beispiel die gelblich verfärbte Haut bei einer Leberzirrhose, ist es oft schon zu spät.
Um diese Erkrankung der Leber frühzeitig erkennen, starten Jörn Schattenberg sowie weitere wissenschaftliche Partner und Unternehmen aus der Biotechnologie- und Pharmabranche nun die bislang weltweit größte Studie. Im LIVERAIM-Konsortium möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 100.000 Patientinnen und Patienten aus sechs europäischen Ländern untersuchen, um so eine verlässliche Aussage darüber zu treffen, ob eine Leber-Vorsorgeuntersuchung tatsächlich dabei hilft, die Zahl der Leberschäden zu verringern und damit am Ende Menschenleben zu retten.
„Die Studie ist eine einmalige Chance, um damit zu zeigen, dass Früherkennung und ein Check der Lebergesundheit wirksame Mittel sind, um weitere Leberschäden bis hin zur Leberzirrhose zu vermeiden“, sagt Jörn Schattenberg. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen zum Beispiel für Herzkrankheiten, Diabetes, oder auch Brustkrebs sind Früherkennung von Lebererkrankungen bisher kein Teil des Vorsorgeprogramms der Krankenkassen. Würde die Leber-Vorsorge standardmäßig durchgeführt, könnte der betroffene Patient eigenständig intervenieren, um so weiteren Schäden am Organ vorzubeugen.
„Das wäre oft schon möglich, bevor man medikamentös behandeln muss“, führt Professor Schattenberg aus. Denn da Leberschäden oft verhaltensbedingt entstehen – wir essen zu ungesund, wir sind zu dick, wir trinken zu viel Alkohol –, könnte man bereits durch eine Verhaltensänderung Schäden vermeiden. „Denn alleine das Wissen darum, dass die Leber krank ist und besser auf Alkohol verzichtet werden sollte, reicht oft schon aus, um eine Verbesserung herbeizuführen beziehungsweise die Situation nicht weiter zu verschlechtern“, so der Mediziner.
Die Partner in LIVERAIM verfolgen dabei vier Ziele: Sie möchten nachvollziehen, ob und welche Biomarker am besten zur Vorhersage von Leberfibrose, dem Vorstadium einer Zirrhose, dienen können. Zweitens möchten sie eine KI-gestützte Screening-Plattform für die individuelle Früherkennung der Fibrose etablieren. Die dritte Teilaufgabe ist die Validierung dieser Daten anhand der bereits erwähnten Studie mit 100.000 Probanden. Als letzten Arbeitsschritt möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler therapeutische Maßnahmen entwickeln, die personalisiert für jeden einzelnen Fall maßgeschneiderte Lösungswege aufzeigen.
Für diese Vorhaben erhält der Forschungsverbund von der EU ab 1. März 2024 für fünf Jahre insgesamt 15 Millionen Euro von der Europäischen Kommission. Knapp eine Million Euro davon fließen an die Universität des Saarlandes.
Prof. Dr. Jörn Schattenberg
Tel.: (06841) 1615027
E-Mail: joern.schattenberg@uni-saarland.de
https://ec.europa.eu/info/funding-tenders/opportunities/portal/screen/how-to-par...
Prof. Dr. Jörn Schattenberg
Thorsten Mohr
Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr
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