Der Klimawandel macht die konventionelle Landwirtschaft immer schwieriger. Es werden alternative Ansätze benötigt, die extremen Witterungsbedingungen besser standhalten. Sogenannte Nahrungswälder bieten hier Potentiale, sind bislang aber nur eine Randerscheinung. In den vergangenen sechs Monaten hat das Institut für Geographie der Universität Osnabrück zusammen mit der Stiftung Huize Aarde aus Enschede der Hochschule Rhein-Waal aus Kleve und der Stiftung Voedselbosbouw Nederland aus Lelystad untersucht, welche Potentiale es für Nahrungswälder in der Deutsch-Niederländischen Grenzregion gibt.
Das Forschungsprojekt "Regenerative Landwirtschaft" wurde vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Interreg-VIA-Programms Deutschland-Nederland kofinanziert.
Nahrungswälder sind multifunktionale Systeme, welche Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft auf derselben Fläche miteinander kombinieren. Diese Art der Lebensmittelerzeugung sieht den Verzicht auf Gülle, synthetischen Dünger und Pestizide vor. „Der Nahrungswald ahmt die Struktur naturgegebener Wälder nach und verfügt über eine Vielzahl an Pflanzenarten, welche den natürlichen Stockwerken des Waldes entsprechen“, erklärt Prof. Dr. Martin Franz vom Institut für Geographie der Universität Osnabrück. So werden etwas hohe Esskastanien- oder Walnussbäume, mit niedrigeren Apfel-, Kirsch- und Birnenbäumen kombiniert. Unter diesen werden dann Haselnusssträucher und verschiedene Beerenarten gepflanzt.
„Nach einer Wachstumsperiode von 10 bis 15 Jahren können diese Wälder jährlich bis zu 10.000 Kilo Lebensmittel und andere Produkte pro Hektar erzeugen“, berichtet Nicolaas Geijer von der Stiftung Voedselbosbouw Nederland über Erfahrungen aus den Niederlanden. In den Niederlanden wurden in den letzten 20 Jahren bereits mehrere Nahrungswälder gepflanzt. „Aus den dort gemachten Erfahrungen kann jetzt gelernt werden, um den Ansatz zu professionalisieren“, ergänzt Geijer. Dazu plant das Projektteam nun ein Nachfolgeprojekt mit mehr Partnern aus der Region.
Wenn der Natur im Nahrungswald ihr Lauf gelassen wird, kann dies neben einer verbesserten Bodenfruchtbarkeit auch zu einer verbesserten Bestäubung und zur Verhinderung von Krankheitsausbrüchen bei Pflanzen führen. „Zudem profitieren die landwirtschaftlichen Betriebe neben den Erträgen aus Holz und Früchten oder Nüssen auch von einem verbesserten Mikroklima, einer gesunden Umwelt, einer größeren Kohlenstoffbindung sowie einer besseren Wasserqualität und -speicherung im Nahrungswald. Der Nahrungswald dient zudem als ökologisch wertvolles Habitat für verschiedene Tier- und Pflanzenarten“, ergänzt Prof. Dr. Tobias Wünscher von der Life Science Fakultät der Hochschule Rhein-Waal.
Um den Nahrungswaldansatz aus der Nische zu holen, sollen Konzepte zur Förderung und Professionalisierung der Nahrungswaldwirtschaft entwickelt werden. Ziel ist es, auf einigen deutschen und niederländischen Demonstrationsflächen Nahrungswälder zu entwickeln, in denen dann mit den Landwirtinnen und Landwirten an der Professionalisierung des Nahrungswaldansatzes gearbeitet werden soll. „Es wird zum Beispiel erprobt, wie mit Hilfe von Robotik die bislang sehr aufwendige Ernte vereinfacht werde kann“, erklärt dazu Alfons Uijtewaal von der Stiftung Huize Aarde. Im Rahmen des Projektes wurden zwölf landwirtschaftliche Betriebe identifiziert, die sich mit ihren Flächen daran beteiligen wollen. Auch Unternehmen mit Interesse, die Produkte der Nahrungswälder zu vermarkten, wurden gefunden.
Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Martin Franz, Universität Osnabrück,
Institut für Geographie
E-Mail: martin.franz@uos.de
Alfons Uijtewaal, Stichting Huize Aarde
E-Mail: post@huizeaarde.nl
Dr. Oliver Schmidt, Universität Osnabrück
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Neuer Graben / Schloss, 49076 Osnabrück
Tele.: +49 541 969 4516
E-Mail: oliver.schmidt@uni-osnabrueck.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Geowissenschaften
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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