idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.03.2024 15:45

Positionspapier zur Klimakrise: Was jetzt akut für die Frauengesundheit getan werden muss

DGGG e.V. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

    Medizinische Fachverbände rund um die Frauengesundheit fordern in einem gemeinsamen
    Positionspapier zu Maßnahmen auf, die aufgrund des Einflusses des Klimawandels ergriffen
    werden sollten, um nötige Transformationsprozesse im Gesundheitswesen einzuleiten. Nur so könne das Wohl der Patientinnen und ihrer Kinder hierzulande langfristig gewährleistet
    werden. Das Positionspapier wurde anlässlich des Internationalen Frauentags am 07. März 2024 in Berlin an die Bundesministerin für Senioren, Frauen und Jugend, Frau Lisa Paus übergeben.

    Berlin und München, im März 2024 – Die Umwelt- und Klimakrise ist die größte Bedrohung
    für unsere Gesundheit im 21. Jahrhundert, von der bereits heute alle Menschen in
    Deutschland, jedoch Frauen und ihre Kinder ungleich stark betroffen sind. Auch
    Frauenärztinnen, Frauenärzte, Hebammen und Entbindungspfleger müssen sich diesem
    gesellschaftlich zentralen Thema stellen. Das neue Positionspapier „Klimakrise – was jetzt für Geburtshilfe und Frauengesundheit in Deutschland zu tun ist“ stützt sich auf Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft, die gezielt aufzeigen, welche gesundheitlichen Risiken die globale Erwärmung für Frauen und Kinder, insbesondere Schwangere und ihre Ungeborenen, mit sich bringt.

    Mithilfe des Papiers machen die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF), der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV), die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), die Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM) sowie viele weitere Fachverbände rund um Frauengesundheit in Zusammenarbeit mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) auf die wichtigsten gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise in ihrem Fachgebiet aufmerksam, weisen auf strukturelle Probleme hin, benennen konkrete Lösungsansätze und motivieren zum aktiven Handeln.

    „Es ist unsere Aufgabe, die nachhaltige Versorgung von Frauen, Schwangeren,
    Gebärenden sowie Neugeborenen gemeinsam zu gewährleisten. Grundsätzlich ist es
    wichtig, proaktiv zu handeln und medizinische Maßnahmen zu optimieren. Wir sollten
    nicht zögern, unsere Gewohnheiten zu ändern und neue Innovationen zuzulassen.“
    - Prof. Barbara Schmalfeldt, Klinikdirektorin der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie des
    Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf, Präsidentin der DGGG e.V.

    Einfluss der globalen Erwärmung auf Schwangere, Ungeborene und Kinder

    Die Redaktionsgruppe des Positionspapiers hebt hervor, dass die in Deutschland immer
    häufiger auftretenden Hitzewellen und auch Luftverschmutzung zu erhöhter prä- und
    perinataler Morbidität und Mortalität führen. Durch Hitzestress und Feinstaubbelastung aus
    Verbrennung fossiler Energieträger und immer größeren Waldbränden treten häufiger
    Schwangerschaftskomplikationen wie Tot- und Frühgeburten sowie Plazentationsstörungen mit fetaler Wachstumsrestriktion auf.
    Die Fachgesellschaften betonen angesichts der schlechten Prognosen der Entwicklung der globalen Temperatur die Dringlichkeit konkreter Maßnahmen für das deutsche Gesundheitswesen und führen dabei Handlungsvorschläge in den Bereichen „stationärer und ambulanter Versorgungsbereich“, „Praxen“, „Kliniken“ sowie „Patientinnen- und
    Patientenkontakt“ und „Berufspolitischer Bereich“ an, die jetzt für ein nachhaltiges
    Gesundheitsweisen und eine klimaresiliente Gesellschaft umgesetzt werden können. Dazu
    zählt auch ein Paket mit 15 Sofortmaßnahmen zur CO2-Reduktion im Klinikalltag.

    Praxen stehen vor großen Anforderungen, die Patientenversorgung an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und begleitend die eigene Praxisorganisation klimafreundlich zu gestalten.

    „Mit Blick etwa auf Räumlichkeiten, Energie- und Wasserverbrauch, Abfallvermeidung
    und -entsorgung sowie Nachhaltigkeitsaspekten bei Einkauf und Lieferketten oder auch
    bei der Verschreibung von Behandlungen sind Praxen mit sehr komplexen
    Handlungsfeldern konfrontiert. Ihrem Bemühen um Nachhaltigkeit können sie nur dann
    zielführend nachkommen, wenn sie verlässlich unterstützt werden und geeignete
    wirtschaftlich Rahmenbedingungen für den Transformationsprozess vorliegen.“
    - Markus Haist, Zweiter Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF)

    Implementierung des 5R-Ansatzes: „Reduce, Reuse, Recycle, Rethink and Research“

    Es werden konkrete Vorschläge zur Umstrukturierung gemacht, um Nachhaltigkeit und die
    notwendige Klima-Resilienz zu erreichen. Der Fokus liegt sowohl auf der Anpassung von
    Gesundheitseinrichtungen an die Klimakrise als auch in der Bekämpfung ihrer Ursachen, allem voran dem Gebrauch fossiler Energien. Die Implementierung des 5-R – Ansatzes „Reduce, Reuse, Recycle, Rethink and Research“ kann das Bewusstsein der Belegschaft der Krankenhäuser und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen schulen. Dies kann auch positive Effekte auf den Zusammenhalt und die Entwicklung nachhaltiger medizinischer Einrichtungen haben, betonen die Autorinnen und Autoren.

    „Durch eine gesunde Lebensweise und verbesserte Lebenswelten ließen sich
    überzeugend Krebs- und Herzkreislauferkrankungen vermeiden und damit erhebliche
    Ressourcen für Diagnostik und Therapie im Gesundheitswesen einsparen. Dazu
    braucht es z.B. eine optimierte Vergütungspolitik präventiver Ansätze wie ärztlichen
    Beratungsgesprächen, konsequente und schnelle Maßnahmen zur Verbesserung der
    Luft- und Wasserqualität, die Förderung aktiver Mobilität und verbindliche politische
    Maßnahmen für eine pflanzenbasierte Ernährung und Reduktion von Industriezucker in
    verarbeiteten Lebensmitteln.“
    - Prof. Annette Hasenburg, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und
    Frauengesundheit Mainz, Leiterin der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit in der DGGG e.V., Mitglied im internationalen FIGO Committee on Climate Change and Toxic Environmental Exposures

    Gerade Frauenärztinnen und Frauenärzte sowie Hebammen und Entbindungspfleger sollten sich als gesellschaftliche Vorbilder für eine nachhaltige Transformation im Gesundheitswesen einsetzen. Wenn sich die Berufsgruppen als Teil der Lösung begreifen, sich vernetzen und aktiv werden, werden positive Veränderungen erreicht. Gemeinsam können Zusammenhänge zwischen gesundheitlichen Problemen und Klimakrise erkannt, der eigene Arbeitsbereich kann nachhaltig gestaltet und Patientinnen und Patienten können über Möglichkeiten, die eigene Gesundheit und die ihrer Kinder zu schützen, aufgeklärt werden.

    Mit dem klaren Appell, dass Klimaschutz immer auch Gesundheitsschutz ist, rufen die
    Autorinnen und Autoren nicht zuletzt Angehörige von Gesundheitsberufen dazu auf,
    sich aktiv für eine Transformation zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen und in der
    Gesellschaft einzusetzen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Susanne Bechert (Hauptautorin)
    Frauenärztinnen am ZOB, Kiel
    BVF-Beirat Schleswig-Holstein
    E-Mail: gyn@klimawandel-gesundheit.de

    Dr. med. Elisabeth Holthaus-Hesse
    Frauenärztliche Praxisgemeinschaft im Medicum Bremen
    E-Mail: gyn@klimawandel-gesundheit.de

    Prof. Dr. Eva Kantelhardt
    Klinik für Gynäkologie und
    Arbeitsgruppe Globale & Planetare Gesundheit
    Universitätsmedizin Halle (Saale)
    E-Mail: eva.kantelhardt@uk-halle.de

    Prof. Dr. Annette Hasenburg
    Direktorin der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit
    Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Vorsitzende der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit in der DGGG e.V.
    E-Mail: annette.hasenburg@unimedizin-mainz.de


    Weitere Informationen:

    https://www.dggg.de/
    https://www.klimawandel-gesundheit.de/
    https://www.dggg.de/presse/pressemitteilungen-und-nachrichten/diagnostik-und-the...


    Bilder

    Übergabe des Positionspapiers an Lisa Paus, Bundesministerin für Senioren, Frauen und Jugend am 07. März 2024 in Berlin
    Übergabe des Positionspapiers an Lisa Paus, Bundesministerin für Senioren, Frauen und Jugend am 07. ...

    DGGG e.V.


    Anhang
    attachment icon Positionspapier Klimakrise und Frauengesundheit

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Übergabe des Positionspapiers an Lisa Paus, Bundesministerin für Senioren, Frauen und Jugend am 07. März 2024 in Berlin


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).