idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.12.1998 16:30

Gentechnik in der europäischen Öffentlichkeit analysiert

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    International vergleichende Studie zur Gentechnik wird übermorgen der EU-Kommission vorgestellt

    Jenaer Forscher: "Deutschland fällt durch eine besonders positive Berichterstattung auf"

    Jena (15.12.98) Am Donnerstag (17.12.98) wird der EU-Kommission in Brüssel die erste Publikation einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern überreicht, die sich mit der öffentlichen Diskussion der Gentechnik in Europa beschäftigt hat. Über drei Jahre haben die unabhängigen Forscher die Gentechnik-Politik, die Medienberichterstattung und die öffentliche Meinung untersucht und vergleichend analysiert.

    Das vom renommierten Science Museum in London herausgegebene Buch ist die weltweit größte Studie, um sich über die Gentechnik-Diskussion europaweit zu informieren. Länderreports illustrieren die ökonomische Bedeutung der modernen Biotechnologie, die Geschichte der politischen Regulierung, die Berichterstattung in den Medien und die Einstellungen der Bevölkerung.

    Die Ergebnisse zeigen, so Dr. Jürgen Hampel von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, daß es bei der Bewertung der Gentechnik erhebliche Unterschiede in Europa gibt. Von einer einheitlichen europäischen Medienöffentlichkeit, betont Prof. Dr. Georg Ruhrmann von der Universität Jena, könne nach wie vor keine Rede sein. Untersucht man die Einstellungen der Bevölkerungen, so gehört Deutschland neben Dänemark, Schweden, Österreich und der Schweiz zu den Ländern, die der Gentechnik am kritischsten gegenüberstehen. Dies liegt aber weniger an einer kritischen Ablehnung als vielmehr an einer weniger starken Zustimmung. Dr. Jürgen Hampel: "In Deutschland wird die Gentechnik wider Erwarten nicht als riskanter als in anderen europäischen Ländern angesehen." Stärker als vielen anderen Europäern seien den Deutschen dagegen die moralischen Probleme der Gentechnik bewußt.

    Insgesamt hat die Medienberichterstattung über Gentechnik in Europa seit den siebziger Jahren kontinuierlich zugenommen. Eine geradezu explosive Steigerung ist seit 1992 zu beobachten. Dr. Matthias Kohring von der Jenaer Universität: "Für viele mag die Erkenntnis überraschend sein, daß Deutschland durch eine besonders positive Berichterstattung auffällt." Dieses Ergebnis werde auch durch andere aktuelle Studien nachhaltig unterstützt. Risiken, so die Jenaer Forscher, spielen dagegen in Deutschland keine Rolle. Sie werden am stärksten in Italien und in Dänemark thematisiert.

    Das Fazit von Prof. Ortwin Renn (Akademie für Technikfolgenabschätzung) und Prof. Georg Ruhrmann: "Gentechnik ist in Deutschland mittlerweile eine öffentliche Diskussion über industrielle Modernisierung, bei der vor allem die medizinischen und wirtschaftlichen Nutzen im Vordergrund stehen."

    Die Studie beruht auf einer europaweiten Befragung von über 16.000 Personen (Eurobarometer 46.1), die Ende 1996 in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union durchgeführt wurde. Die Untersuchung der Medienberichterstattung erstreckte sich am Beispiel von Qualitätszeitungen von 1973 bis zur Gegenwart. Darüber hinaus wurden die politischen Debatten und gesetzlichen Regelungen zur Gentechnik analysiert.

    Dieser durch die EU unterstützten Konzertierten Aktion "Biotechnology and the European Public" gehören Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Schweden, Dänemark, Finnland, Polen, Norwegen, den USA und Kanada an. Die deutschen Teilnehmer an diesem ambitionierten Projekt sind Prof. Dr. Ortwin Renn und Dr. Jürgen Hampel von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg und Prof. Dr. Georg Ruhrmann, Dr. Matthias Kohring und Dr. Alexander Görke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Georg Ruhrmann
    Bereich Medienwissenschaften der Universität Jena
    07740 Jena
    Tel.: 03641/944931
    e-mail: georg.ruhrmann@uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Axel Burchardt M. A.
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931041
    Fax: 03641/931042
    e-mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).