„Bei länger bestehendem Husten sollte auch an Tuberkulose gedacht und entsprechend den bestehenden Empfehlungen durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge weiter untersucht werden“, darauf weist RKI-Präsident Lars Schaade anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März hin. „Tuberkulose ist international, aber auch in Deutschland immer noch eine Krankheit von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit“, unterstreicht Schaade.
Diagnose und Therapie können bei Tuberkulose herausfordernd sein, zudem steigen die Fallzahlen in Deutschland wieder. Die Gesundheitsämter haben bei der Tuberkulose-Kontrolle eine zentrale Rolle. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass Erkrankte früh diagnostiziert, leitliniengerecht behandelt und infektionsgefährdete Personen im engen Patientenumfeld untersucht, aufgeklärt und bei Bedarf vorbeugend behandelt werden. Eine Tuberkulose ist in den allermeisten Fällen mit Medikamenten heilbar oder kann im Fall einer latenten Infektion durch eine vorbeugende Behandlung verhindert werden. Die Behandlung der Tuberkulose dauert mindestens sechs Monate. Mit der integrierten genomischen Surveillance, bei der systematisch genetische Informationen zum Erreger erhoben und mit Meldedaten verknüpft werden, können zusammenhängende Infektionsgeschehen identifiziert und weitere Übertragungen verhindert oder frühzeitiger erkannt werden.
Gefährdet für eine Ansteckung sind in erster Linie Personen, die engen längeren oder wiederholten Kontakt zu Erkrankten mit offener Lungentuberkulose haben. Die Übertragung von Tuberkuloseerregern wird begünstigt durch beengte Wohnverhältnisse, schlechte Raumlüftung und späte Diagnose. Die globalen Auswirkungen auf die Epidemiologie durch Krisen und bewaffnete Konflikte und die dadurch verursachten Flucht- und Migrationsbewegungen betreffen auch Länder mit vergleichsweise wenigen Tuberkulosefällen wie Deutschland.
So zeigte sich bereits 2015 und 2016 nach einer langjährig rückläufigen Entwicklung ein Anstieg der Tuberkulose-Fallzahlen und -Inzidenz. Nach wieder abnehmendem Verlauf und Stagnation, die vermutlich auch mit der verringerten internationalen Mobilität während der COVID-19 Pandemie zusammenhängt, registriert das RKI seit 2022 wieder einen Anstieg, von 3.931 im Jahr 2021 über 4.082 im Jahr 2022 auf 4.481 im Jahr 2023. Die Inzidenz betrug zuletzt 5,3/100.000 Einwohner. Auch die Zahl der Tuberkulosen mit Medikamentenresistenzen (RR/MDR-TB), nahm im Jahr 2023 in geringem Ausmaß weiter zu (208 Fälle). Hintergrund für diese jüngsten Entwicklungen ist aktuell insbesondere auch die Zuwanderung schutzsuchender Menschen aus der Ukraine. Dort kommt Tuberkulose mit einer (für 2022 geschätzten) Inzidenz von etwa 90/100.000 und dabei auch die medikamentenresistente Tuberkulose deutlich häufiger vor als in Deutschland.
Deutschland gehört bei Tuberkulose zu den sogenannten Niedriginzidenzländern, für die das Ziel der Weltgesundheitsorganisation gilt, die Zahl der Neuerkrankungen bis zum Jahr 2035 auf weniger als 1 pro 100.000 Einwohner zu senken.
Die Tuberkulosekontrolle erfordert eine multidisziplinäre Zusammenarbeit aller Akteure. Daher gibt es seit einigen Jahren im Vorfeld des Welttuberkulosetags eine Tagung, die vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützt wird. Veranstalter sind das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK), das Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum und das RKI. Die diesjährige (virtuelle) Tagung am 14.3.2024 mit über 1.300 Anmeldungen wird federführend vom DZK durchgeführt.
Weitere Informationen, u.a. Epid. Bulletin 11/2024 mit einem Editorial zum Welttuberkulosetag und aktualisiertem Tuberkulose-Ratgeber: https://www.rki.de/tuberkulose
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