idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.03.2024 09:00

Lesestörung nach Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Traum: Neuropsychologen helfen mit Online-Therapie

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Probleme beim Lesen können bei Hirnverletzungen auftreten, die zum Beispiel durch einen Schlaganfall, einen Hirntumor oder ein Schädel-Hirn-Trauma verursacht wurden. Meist ist dabei das Sehfeld eingeschränkt. Neuropsychologen der Universität des Saarlandes haben jetzt eine Lesetherapie entwickelt, die schon nach kurzer Zeit bei den betroffenen Patienten das Lesevermögen signifikant verbessert hat. Die in der Saarbrücker Hochschulambulanz getestete Therapie kann auch zu Hause durchgeführt werden.

    Wenn das menschliche Gehirn durch eine schwere Erkrankung oder einen Unfall Schaden nimmt, kann es passieren, dass die betroffene Person nur noch einen Teil des Gesichtsfeldes wahrnimmt. In Deutschland leiden schätzungsweise über neunzigtausend Menschen pro Jahr an Sehstörungen, die durch einen Schlaganfall ausgelöst wurden. Dies wirkt sich auch auf das Lesevermögen aus. „Wir haben 27 Patientinnen und Patienten mit dieser Symptomatik über mehrere Wochen mit einer speziellen Lesetherapie behandelt. Schon nach etwa 18 Therapiestunden konnten alle Betroffenen wieder deutlich schneller und genauer lesen. Sie erinnerten sich zudem wieder besser an die gelesenen Texte, fanden einfacher Fehler im Text und konnten Telefonnummern wieder flüssiger lesen“, erläutert Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes. Die Studienteilnehmer nahmen diese Fortschritte auch selbst bewusst wahr, da sie beim Lesen weniger ermüdeten als zuvor und sich im Alltag wieder besser zurechtfanden. Zwei Drittel der Betroffenen konnten nach der Behandlung in ihren früheren Beruf zurückkehren.

    „Das Besondere an unserer Lesetherapie ist, dass wir drei verschiedene Methoden miteinander kombinieren. Die Studienteilnehmer haben nicht nur Fließtexte gelesen, sondern bekamen einzelne Wörter als schnelle serielle visuelle Präsentation (RSVP) angezeigt. Zudem wurde die Technik des bewegten Fensters eingesetzt, bei dem die Augen gezwungen werden, einzelnen Wörtern zu folgen“, erklärt Professor Kerkhoff. Die Patientinnen und Patienten wurden für diese Studie in der Neuropsychologischen Hochschulambulanz an der Universität des Saarlandes behandelt. Das benutzte Programm kann aber auch im Home-Training von Betroffenen verwendet werden, die in abgelegenen ländlichen Regionen wohnen oder keinen Behandlungsplatz für diese Therapie bekommen. Für die Therapie zu Hause ist lediglich ein PC mit einem Internetzugang nötig.

    „Mit dieser Form der ‚hybriden‘ Therapie könnten in Zukunft noch viel mehr Betroffene behandelt werden, bei denen möglichst zu Beginn eine neuropsychologische Diagnose gestellt wird. Da jährlich mehrere zehntausende Menschen von einem Gesichtsfeld-Ausfall betroffen sind, liegt hier ein enormes Potential, um diesen Menschen eine Rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen“, sagt Georg Kerkhoff.

    Die Ergebnisse der Studie hat Georg Kerkhoff, Professor für Neuropsychologie der Universität des Saarlandes, gemeinsam mit Antje Kraft vom Zentrum für Ambulante Neuropsychologie und Verhaltenstherapie in Berlin in der Fachzeitschrift „Brain Sciences“ veröffentlicht.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Univ.-Prof. Dr. Georg Kerkhoff
    Klinische Neuropsychologie / Neuropsychologische Hochschulambulanz
    Universität des Saarlandes
    Tel.: +49 681 302-57380
    E-Mail: kerkhoff@mx.uni-saarland.de


    Originalpublikation:

    Brain Sciences 2024, 14(3), 259: https://doi.org/10.3390/brainsci14030259


    Bilder

    Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes
    Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes
    Oliver Dietze
    Universität des Saarlandes

    Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes
    Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes
    Oliver Dietze
    Universität des Saarlandes


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes


    Zum Download

    x

    Georg Kerkhoff, Professor für Klinische Neuropsychologie der Universität des Saarlandes


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).