Report beschäftigt sich mit zunehmender Polarisierung in der Gesellschaft. Philipp Sprengholz untersucht mit weiteren Wissenschaftler*innen die Auswirkungen des Phänomens.
Der kürzlich erschienene Human Development Report 2023/2024 der Vereinten Nationen beleuchtet die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft, die sich insbesondere in Meinungsverschiedenheiten zu wichtigen Themen wie Klimawandel und Infektionskrankheiten manifestiert. Im Bericht stellen Prof. Dr. Philipp Sprengholz, Inhaber der Juniorprofessur für Gesundheitspsychologie an der Universität Bamberg, und seine Kolleg*innen von den Universitäten Wien, Erfurt und Chicago verschiedene Studien vor, die zeigen, wie starke Identifikation mit Meinungsgruppen zu Vorurteilen und diskriminierendem Verhalten gegenüber Andersdenkenden führen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft gefährden kann.
Identifikation mit Impfstatus verzerrt Erinnerung an Pandemie
So zeigen ihre Studien zur Coronapandemie, dass sich Geimpfte und Ungeimpfte häufig mit ihrer Impfentscheidung identifizieren und in der Folge Menschen mit einem anderen Impfstatus diskriminieren. Gleichzeitig verzerrt diese Identifikation die Erinnerungen an die Pandemie. Während Geimpfte dazu neigen, Risiken und Ängste aber auch konkretes Verhalten wie das Masketragen rückblickend zu überschätzen, unterschätzen Ungeimpfte ihre Einstellungen und Verhaltensweisen in der Rückschau. „Das erschwert die korrekte Aufarbeitung der letzten Jahre und beeinträchtigt so die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien” erklärt Philipp Sprengholz.
Polarisierung in der Klimakrise kann gesellschaftlichen Wandel verhindern
Auch in der Klimakrise konnte das Team deutliche Polarisierungen feststellen. Basierend auf ihrer Einstellung zur Klimapolitik umgeben sich hoch identifizierte Menschen eher mit Gleichgesinnten, diskriminieren Menschen mit anderen Meinungen und unterstützen extreme Aktionen von Aktivist*innen, die die eigenen Ziele teilen. Die Ergebnisse zeigen, wie Polarisierung Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen schüren und Kompromisse sowie einen friedlichen gesellschaftlichen Wandel behindern kann.
„Es wird entscheidend sein, diese Polarisierung zu überwinden und kooperative Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu finden” meint Philipp Sprengholz. Dazu wollen die Forschenden nun genauer in den Blick nehmen, wie Polarisierung entsteht und wie sie reduziert werden kann. Ihre zukünftige Arbeit soll dazu beitragen, den Dialog zwischen Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten zu fördern und so eine gemeinsame Grundlage für gesellschaftliche Zukunftsentscheidungen zu schaffen.
Der Human Development Report 2023/24 ist zu finden unter: https://hdr.undp.org/content/human-development-report-2023-24
Der Artikel mit Beteiligung von Philipp Sprengholz lautet in der englischen Version: Identity, polarization and their societal and political consequences, S. 190
Mehr zur Studie zur Coronapandemie unter: https://blog.uni-bamberg.de/forschung/2023/coronapandemie/
Prof. Dr. Philipp Sprengholz
Juniorprofessur für Gesundheitspsychologie
philipp.sprengholz@uni-bamberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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