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08.07.2004 09:30

Wirkung eines Hormons zum Abnehmen angezweifelt

Josef Zens Unternehmenskommunikaton des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Internationales Forscherteam kann viel versprechende
    Resultate von Kollegen nicht wiederholen

    Ein ursprünglich viel versprechender Wirkstoff gegen Fettleibigkeit muss neu bewertet werden. Das Sättigungshormon PYY 3-36, das vor zwei Jahren als Durchbruch gefeiert worden war, hält offenbar nicht, was sich Mediziner und harmahersteller davon versprochen hatten. Zumindest versuchte eine internationale Forschergruppe um Dr. Matthias Tschöp vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke vergeblich, die Erfolge einer Studie zu wiederholen, die 2002 in Nature (Band 418, S. 650) veröffentlicht wurde. Die 42-köpfige Gruppe, zu der auch Wissenschaftler des Berliner Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gehören, veröffentlichte ihre Resultate ebenfalls in Nature, und zwar in der neuesten Ausgabe vom 8. Juli.

    Matthias Tschöp, derzeit an der University of Cincinnati (USA) tätig, sagt: Uns überraschte die hohe Anzahl der negativen Resultate von PYY 3-36. Vor allem, weil durch viele Experimente sichergestellt worden sei, dass die benutzten Hormonpräparate biologisch aktiv sind und dass die Versuchstiere auf andere Appetitzügler reagieren. Insgesamt studierten die Experten den Effekt von PYY 3-36 an mehr als 1000 Ratten und Mäusen.

    Der ursprünglichen Studie zufolge zügelt PYY 3-36 den Appetit und verringert auch die Kalorienaufnahme. Damit schien es ein idealer Wirkstoff zur Behandlung von Fettsucht zu sein. Entsprechend groß war auch das Interesse der Medien. Von der New York Times über die italienische Ausgabe von Men s Health bis zu regionalen Berliner Tageszeitungen berichteten zahlreiche Journale. Auch im Internet wird PYY 3-36 als viel versprechend angepriesen. Weitere Versuche an Menschen schienen die ersten Ergebnisse zu bestätigen. Die New York Times etwa berichtete vor gut einem halben Jahr über ein Nasenspray mit dem Wirkstoff PYY 3-36, das in London an menschlichen Probanden getestet worden sei und deren Appetit gezügelt habe.

    Die neue Studie, an der 15 unterschiedliche Forschungseinrichtungen und pharmazeutische Labore beteiligt waren, kommt jetzt jedoch zu ganz anderen Resultaten. PYY 3-36 vermochte weder die Nahrungsaufnahme zu zügeln, noch führte es zur Gewichtsreduktion. Im Gegenteil: Vielfach nahmen die Tiere, die PYY 3-36 erhielten, sogar mehr zu als Tiere der Kontrollgruppe. Wir wissen nicht, woran das liegt , sagt Dr. Sylvia Ortmann vom IZW. Die Resultate deuteten jedoch darauf hin, dass der therapeutische Nutzen von PYY 3-36-Präparaten beschränkt sei. Eine wirklich effektive Arznei gegen Fettleibigkeit müsse in einer Vielzahl von Situationen wirken. Daher sehen wir es als unsere Pflicht an, diese Ergebnisse bekannt zu machen. Die Mitglieder des Teams wenden sich dabei nicht nur an Patienten und Ärzte, die gegen Fettleibigkeit kämpften, sondern auch an ihre Kollegen aus der Wissenschaft. Denn Forscher stünden oft vor den schwierigen Fragen, welches molekulare Ziel sie ins Visier nehmen sollen und mit welchen Wirkstoffen sie teure klinische Tests planen.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Heribert Hofer
    direktor@izw-berlin.de
    030 / 51 68 100
    Web: www.izw-berlin.de

    Das IZW forscht in den Bereichen Evolutionsbiologie und -ökologie, Wildtiermedizin sowie Reproduktionsbiologie. Die Experten untersuchen Säugetiere und Vögel in ihren Wechselbeziehungen mit Mensch und biotischer wie abiotischer Umwelt (Biotop, Nahrung, Krankheitserreger und Beutegreifer). Hauptziel ist die Erforschung der Anpassungsleistungen und -grenzen größerer Wildtiere und ihrer Rolle in naturnahen und kulturnahen Ökosystemen. Schwerpunktregionen sind Mitteleuropa, Ostasien, Ost- und südliches Afrika. Das Institut legt besonderen Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Biologen und Veterinärmedizinern und setzt seine Forschungsziele durch Kooperationsprojekte mit Schutzgebieten und Zoos in Europa, Afrika und Nordamerika um. Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin. Es hat knapp hundert Mitarbeiter und einen Etat von mehr als vier Millionen Euro.

    Der Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB) ist Träger von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Berlin, die alle wissenschaftlich eigenständig sind, aber im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen. Alle Institute des FVB gehören zur Leibniz-Gemeinschaft.
    Der FVB im Netz: http://www.fv-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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