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03.04.2024 08:37

Rätselhaftes Fossil Tambia spiralis ist Fossil des Jahres 2024

Tamara Fahry-Seelig Pressestelle
Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo) e.V.

    Die Paläontologische Gesellschaft kürt mit Tambia spiralis ein kleines, meist spiralförmig angelegtes Spurenfossil, dass erstmalig in den Steinbrüchen am Bromacker im Thüringer Wald zwischen Tambach–Dietharz und Georgenthal entdeckt und beschrieben wurde. Die Fundstelle liegt im UNESCO Global Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen.

    Mittlerweile kennt man diese, für das Zeitalter des Perms typische Spur, auch aus anderen Regionen. Tambia spiralis kommt nur in festländischen Ablagerungen vor und ist meist vergesellschaftet mit anderen Spuren, z. B. mit Fußabdrücken von Ursauriern.

    Spurenfossilien

    Spurenfossilien sind Strukturen, die durch die Lebenstätigkeit von Organismen im Sediment entstanden sind. Sie erhalten nicht so viel öffentliche Aufmerksamkeit wie Körperfossilien, die als Überreste der Organismen selbst meist leichter zu erkennen sind. Dafür bieten sie aber mehrere Vorteile: Spurenfossilien werden fast immer am Ort ihrer Entstehung gefunden. Sie spiegeln das Verhalten von Organismen direkt wider und treten in Sedimentgesteinen sehr verbreitet und oft häufig auf. Durch diese Eigenschaften sind Spurenfossilien von großer Bedeutung in den Geowissenschaften und in der Paläontologie. Im Jahr 2024 wurde daher erstmals ein Spurenfossil zum Fossil des Jahres erklärt.

    Das Rätsel Tambia spiralis

    Welcher Organismus Tambia spiralis erzeugt hat, bleibt allerdings rätselhaft. Seit seiner Erstbeschreibung im Jahre 1956 durch Arno Herrmann Müller wurde Tambia Spiralis sehr unterschiedlich gedeutet. Es kommen sowohl Tiere aus der Gruppe der Gliederfüßer als auch kleine Wirbeltiere als Erzeuger infrage. Ebenso ist weiterhin unklar, welches Verhalten der Spur zugrunde liegt: z. B. Eingraben, Fressen oder Brüten.

    Wo kann man Tambia spiralis sehen?

    Tambia spiralis ist in den Sandsteinbrüchen des Bromackers nördlich von Tambach-Dietharz sehr häufig. Da diese Sandsteine wegen ihrer guten Verfügbarkeit und hervorragenden technischen Eigenschaften in den benachbarten Ortschaften oft verbaut wurden, ist Tambia spiralis auch dort vielfach zu entdecken, beispielsweise am Brunnen neben der Lutherkirche in Tambach-Dietharz. Im Museum ist das Spurenfossil zusammen mit Skeletten und Fährten früher Wirbeltiere über das ganze Jahr im Bromacker-Lab im Schloss Friedenstein zu besichtigen. Die Ausstellung zeigt den aktuellen Forschungsfortschritt im laufenden Projekt BROMACKER. Da der Bromacker bereits mehr als 100 Jahre für seine Wirbeltierfährten berühmt ist, finden sich viele Sandsteinplatten auch an anderen Museen, so beispielsweise an den großen Naturkundemuseen in Berlin und Wien.

    Ernennung des Fossil des Jahres 2024 am 22. April 2024

    Das Fossil des Jahres 2024 wird am 22.04.2024, von 14 – 17 Uhr, im Rahmen des „Mother Earth Day" (Tag der Mutter Erde) der Öffentlichkeit präsentiert. Veranstalter ist der UNESCO Global Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen gemeinsam mit der Paläontologischen Gesellschaft und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Umrahmt wird die Veranstaltung durch Vorträge zum „Tag der Mutter Erde“ und zum Projekt BROMACKER. Veranstaltungsort ist Schloss Ehrenstein in Ohrdruf, Interessenten melden sich bitte bei Dr. Anna Pint unter anna.pint@uni-jena.de.

    Die Paläontologische Gesellschaft kürt seit 2008 das Fossil des Jahres, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die faszinierenden Aspekte der Paläontologie zu lenken und zu zeigen, dass auch die kleineren Fossilien eine spannende Geschichte haben.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Anna Pint anna.pint@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    https://www.palaeontologische-gesellschaft.de/ueber-uns/fossil-des-jahres/ Information der Paläontologischen Gesellschaft


    Bilder

    Tambia spiralis (A.H. Müller, 1956), Holotyp hinterlegt in der Sammlung Phyletisches Museum, Friedrich–Schiller–Universität Jena.
    Tambia spiralis (A.H. Müller, 1956), Holotyp hinterlegt in der Sammlung Phyletisches Museum, Friedri ...
    Anna Pint, Projekt BROMACKER
    Anna Pint, Projekt BROMACKER

    Blick in die Ausstellung „Als Saurier durch Ohrdruf schwammen"
    Blick in die Ausstellung „Als Saurier durch Ohrdruf schwammen"
    Prof. Chr. Heubeck
    Prof. Chr. Heubeck


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Geowissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Tambia spiralis (A.H. Müller, 1956), Holotyp hinterlegt in der Sammlung Phyletisches Museum, Friedrich–Schiller–Universität Jena.


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    Blick in die Ausstellung „Als Saurier durch Ohrdruf schwammen"


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