idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.04.2024 09:22

Warum junge Menschen die AfD wählen

Peter Kuntz Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    Ein Projekt der Universität Trier sucht nach neuen Wegen, dem Einfluss von Rechtsaußen-Parteien auf junge Wählerinnen und Wähler entgegenzuwirken und die Demokratie zu stärken.

    Im Herbst stehen die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg an. Nach aktuellen Umfragen könnte die „Alternative für Deutschland“ (AfD) stärkste Kraft werden – auch unter den jungen Erwachsenen, die das erste Mal wählen dürfen. Ein gerade gestartetes Projekt der Universität Trier will nicht nur den Ursachen für den Einfluss von Rechtsaußen-Parteien auf Jungwählerinnen und -wähler auf den Grund gehen, sondern diesen auch aktiv entgegenwirken. Eine Besonderheit des Projekts ist der transdisziplinäre Ansatz: Neben der Trierer Politikwissenschaftlerin Dr. Anna-Sophie Heinze und der Sozialpsychologin Prof. Dr. Eva Walther ist der Verein „Aktion Zivilcourage“ an dem Projekt „NurtureDEMOS 2024“ beteiligt. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung finanziell gefördert.

    „Wir werden in den kommenden zwölf Monaten nicht die Demokratie retten können, aber wir werden unseren Teil dazu beitragen“, steckt Anna-Sophie Heinze das Ziel des Projekts ab. Die Politikwissenschaftlerin forscht seit vielen Jahren zur AfD. Jedoch war ihr die Forschung dazu nicht mehr genug, erzählt sie. Zu oft verbleiben Forschungsergebnisse in der akademischen Welt – das soll sich ändern. Wissenschaftlich geleitet wird das Projekt gemeinsam mit Eva Walther, die unter anderem das Buch „Die AfD – psychologisch betrachtet“ veröffentlicht hat.

    Dass in diesem Jahr drei Landtagswahlen in Ostdeutschland, aber auch die Europawahl und viele Kommunalwahlen stattfinden, war der Anlass für den gemeinsamen Projektantrag. „Es ist nicht nur ein ostdeutsches Phänomen, dass Rechtsaußen-Parteien junge Wählerinnen und Wähler anziehen. Auch in anderen Bundesländern lässt sich das beobachten“, sagt Heinze. Die Ergebnisse ihres Projekts sollen beispielsweise auch Lehrkräften und lokalpolitisch Engagierten in anderen Regionen Deutschlands helfen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

    Konkret geht es den Wissenschaftlerinnen und ihrem Praxispartner darum, effektive Maßnahmen zur Demokratieförderung zu entwickeln. „Die Annahme, dass es ein Informationsdefizit unter jungen Menschen gibt, die Rechtsaußen-Parteien wählen, ist nur zum Teil wahr. Daher müssen wir über neue Formate nachdenken, statt allein auf Bildungs- und Informationskampagnen zu setzen“, erklärt Eva Walther. Eine besondere Rolle nehme das Umfeld der Erstwählerinnen und -wähler ein: Wenn man viele Menschen im Betrieb oder im Sportverein trifft, die radikal bis extrem rechte Vorstellungen haben, werden solche Einstellungen als normal wahrgenommen. Den Wunsch nach einfachen Lösungen und einer starken Führung nennt Walther als weitere Gründe dafür, dass viele bei der AfD und anderen Rechtsaußen-Parteien ihr Kreuz auf dem Stimmzettel setzen. Walther: „Die AfD schafft es zudem, Emotionen wie zum Beispiel Wut aufzugreifen, anzuheizen und diese gegen die Regierungsparteien zu adressieren.“

    Einen Ansatz dafür, dem Einfluss von Rechtsaußen-Parteien auf junge Menschen entgegenzuwirken, sehen die Forscherinnen auf der lokalen Ebene: „Wir müssen die Distanz zwischen der Lokalpolitik und den Bürgerinnen und Bürgern verkürzen und den jungen Wählerinnen und Wählern zeigen, dass Politik etwas mit ihnen zu tun hat und sie etwas bewirken können“, sagen die Trierer Wissenschaftlerinnen.

    Nach dem Motto „Machen ist wie wollen, nur krasser!“ wird das Projekt zusammen mit dem Praxispartner „Aktion Zivilcourage“ daher neue Ansätze und Methoden testen, die jungen Menschen Demokratie direkt vor Ort in ihrer Lebenswelt erfahrbar machen.

    Der Zeitplan für das Projekt ist eng getaktet: Neben der Entwicklung des theoretischen Rahmens sollen unter anderem Befragungen und Interviews durchgeführt werden. Die Ergebnisse will das Team mit jungen Menschen, der Politik und der Zivilgesellschaft bei Gesprächen an runden Tischen diskutieren. Mit ersten Ergebnissen ist im Herbst zu rechnen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Anna-Sophie Heinze
    Politikwissenschaft
    Mail: heinzea@uni-trier.de
    Tel. +49 651 201-2184


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).