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03.04.2024 11:50

Therapiestudie zum Glioblastom geht in die Phase II - Neue Kombinationstherapie wird auf Wirksamkeit untersucht

Dr. Inka Väth Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Bonn

    Die Kliniken für Neuroonkologie und Neurochirurgie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) beginnen eine klinische Phase II-Studie, die die Wirksamkeit des Medikaments Meclofenamat bei Patientinnen und Patienten mit der bösartigen Hirntumorerkrankung Glioblastom erprobt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Studie mit fast 2 Millionen Euro. Eine mögliche Studienteilnahme kann ab sofort am UKB angefragt werden.

    Das Glioblastom ist der häufigste und aggressivste Hirntumor im Erwachsenenalter. Da die Lebenserwartung der Betroffenen trotz Ausschöpfung aller bestehenden Therapiemaßnahmen weiterhin eingeschränkt ist, haben Prof. Ulrich Herrlinger, Direktor der Klinik für Neuroonkologie und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Neurologie des UKB, und PD Dr. Matthias Schneider, Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie und Leiter der interdisziplinären Brain Tumor Translational Research Group (https://www.ukbonn.de/neurochirurgie/forschung/onkologische-forschung/) am UKB, vor zwei Jahren die MecMeth/NOA-24 Studie ins Leben gerufen. Hierbei soll eine neue medikamentöse Kombinationstherapie im Rezidivstadium von Glioblastomen auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.

    In Laborexperimenten konnte die Arbeitsgruppe um PD Dr. Matthias Schneider in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Universitätsklinikum Freiburg zeigen, dass das ursprünglich zur Rheuma-Therapie entwickelte Medikament Meclofenamat die Kommunikation zwischen Glioblastomzellen hemmt. Diese Beeinträchtigung der Kommunikation führte dazu, dass die zuvor in einem Netzwerk verbundenen Tumorzellen voneinander isoliert wurden, wodurch sie empfindlicher gegenüber einer Behandlung mit Chemotherapeutika reagierten. Die MecMeth-Studie evaluiert diesen Wirkmechanismus nun erstmals in der klinischen Anwendung. „In der Phase I haben wir zunächst die Durchführbarkeit der Kombination aus Meclofenamat und der Standard-Chemotherapie erprobt und konnten die optimale Dosis für die Einnahme von Meclofenamat bestimmen. Auch in der höchsten gewählten Dosis wurden keine relevanten Nebenwirkungen festgestellt. Nun wollen wir in der Phase II erste Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit dieser Kombinationstherapie im klinischen Einsatz ermitteln“, sagt Prof. Ulrich Herrlinger.

    An der Studie teilnehmen können Patientinnen und Patienten ab dem 18. Lebensjahr, die an einem Rezidiv eines MGMT-Promotor methylierten Glioblastoms leiden. Insgesamt werden deutschlandweit 60 Probandinnen und Probanden gesucht. Nach Studieneinschluss erfolgt für jede Teilnehmende/jeden Teilnehmenden eine zufällige Zuweisung zu einem von zwei Therapiearmen. Eine Gruppe wird mit dem etablierten Chemotherapeutikum Temozolomid behandelt, während die andere Gruppe eine Kombinationstherapie aus Temozolomid und Meclofenamat erhält. Die Probandinnen und Probanden können an insgesamt 15 Studienzentren in Deutschland therapiert werden.

    „Sollten sich positive Anzeichen für eine Wirksamkeit dieser neuen Kombinationstherapie ergeben, wäre dies ein erster Hinweis darauf, dass eine Therapie, die sich gegen die Kommunikation im Tumornetzwerk richtet, nicht nur im Labor, sondern auch in der klinischen Anwendung Erfolg haben könnte“, so PD Dr. Matthias Schneider. In diesem Falle wäre dann eine deutlich größer angelegte Phase III-Studie mit mehreren hundert Patientinnen und Patienten geplant.

    Betroffene, die an einer Studienteilnahme interessiert sind, können sich hier melden:
    Tel.: +49 228 287 -31189, -19887
    E-Mail: Studienzentrum.neuroonkologie@ukbonn.de

    MecMeth/NOA-24-Studienprotokoll:
    Zeyen T, Potthoff AL, Nemeth R, Heiland DH, Burger MC, Steinbach JP, Hau P, Tabatabai G, Glas M, Schlegel U, Grauer O, Krex D, Schnell O, Goldbrunner R, Sabel M, Thon N, Delev D, Clusmann H, Seidel C, Güresir E, Schmid M, Schuss P, Giordano FA, Radbruch A, Becker A, Weller J, Schaub C, Vatter H, Schilling J, Winkler F, Herrlinger U, Schneider M. Phase I/II trial of meclofenamate in progressive MGMT-methylated glioblastoma under temozolomide second-line therapy-the MecMeth/NOA-24 trial. Trials 2022;23:57. doi: 10.1186/s13063-021-05977-0

    Pressekontakt:
    Viola Röser
    Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
    Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
    Tel. +49 228 287- 10649
    E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de

    Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind ca. 9.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,6 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.


    Weitere Informationen:

    https://trialsjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13063-021-05977-0 MecMeth/NOA-24-Studienprotokoll
    https://academic.oup.com/neuro-oncology/article/23/11/1885/6231712?login Präklinische Publikation
    https://www.ukbonn.de/neurochirurgie/forschung/onkologische-forschung/ Brain Tumor Translational Research Group


    Bilder

    (v. l. n. r.) Dr. Anna-Laura Potthoff, Assistenzärztin der Klinik für Neurochirurgie; Prof. Hartmut Vatter, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Prof. Ulrich Herrlinger und PD Dr. Matthias Schneider.
    (v. l. n. r.) Dr. Anna-Laura Potthoff, Assistenzärztin der Klinik für Neurochirurgie; Prof. Hartmut ...
    Rolf Müller
    Universitätsklinikum Bonn (UKB)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    (v. l. n. r.) Dr. Anna-Laura Potthoff, Assistenzärztin der Klinik für Neurochirurgie; Prof. Hartmut Vatter, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Prof. Ulrich Herrlinger und PD Dr. Matthias Schneider.


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