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13.07.2004 09:47

Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und der Widerstand

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Ein Symposium des Bereichs Wirtschaftswissenschaften der Universität Freiburg, des Vereins der Freiburger Wirtschafts-wissenschaftler und des Walter Eucken Instituts -
    Ehrendoktorwürden für Professor Albert O. Hirschman und Professor Sir Hans W. Singer

    Am 20. Juli 2004 jährt sich das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler zum sechzigsten Mal. Dieses Datum nehmen der Bereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Freiburg, der Verein der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und das Walter Eucken Institut zum Anlass nehmen, im Rahmen eines Studientages den Ereignissen jener Jahre in ihrem Bezug zur Freiburger Fakultät nachzugehen. Die Veranstaltung will am 20. Juli 2004 an die Ereignisse um den 20. Juli 1944 und die Bezüge zur Freiburger Wirtschaftswissenschaft erinnern. Die Verhaftung der beiden Ökonomen Constantin von Dietze und Adolf Lampe im Anschluss an das gescheiterte Attentat symbolisiert dabei auf drastische Weise den Widerstand zahlreicher Freiburger Professoren gegen das nationalsozialistische Regime, der in dieser Form sicherlich einmalig in Deutschland gewesen ist.

    Dabei soll in Erinnerung an den Freiburger Widerstand, der in enger Verknüpfung mit anderen Teilen von Universität und Öffentlichkeit stand, der 20. Juli 2004 mit Vorträgen und Diskussionen gestaltet werden, in denen Lehrende, Studierende und die Freiburger Öffentlichkeit den Geschehnissen jener Jahre nachgehen und sie erörtern. Ein Schwerpunkt liegt dabei neben der Würdigung der Ereignisse durch zwei öffentliche Festvorträge in der Auseinandersetzung mit dem Thema in Arbeitskreisen. Die Arbeitskreise sollen dazu dienen, die zahlreichen Facetten des Widerstandes Freiburger Ökonomen, die Lage an der Freiburger Fakultät und Universität in dieser Zeit und die Bedeutung der Opposition auch für die Nachkriegsjahre vertieft zu analysieren und zu diskutieren.

    Die Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftliche Fakultät verleiht aus Anlass des sechzigsten Jahrestages des 20. Juli 1944 die Ehrendoktorwürde an Professor Albert O. Hirschman und Professor Sir Hans W. Singer bei der Eröffnungsveranstaltung zum Symposium am Montag, den 19. Juli 2004, 18.15 Uhr, Aula der Universität, KG I, Werthmannplatz.

    Programm Eröffnungsveranstaltung
    mit Verleihung der Ehrendoktorwürde
    Montag, den 19. Juli 2004, 18.15 Uhr, Aula der Universität, KG I

    Begrüßung
    Prof. Dr. Viktor Vanberg,
    Direktor des Walter Eucken Instituts und der Abteilung Wirtschaftspolitik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

    Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Jäger,
    Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    Eröffnung der Ausstellung "Der Freiburger Kreis" und Festvortrag
    "Die Universität im Dritten Reich und der Widerstand der Freiburger Kreise"

    Verleihung der Ehrendoktorwürde an
    Professor Dr. Dr. h.c. mult. Albert O. Hirschman,
    School of Social Science, Princeton NJ
    Professor Dr. Dr. h.c. mult. Sir Hans W. Singer, Institute of Development Studies, University of Sussex, Brighton
    durch den Dekan der Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Prof. Dr. Siegfried Hauser

    Dankadresse des Laureaten
    Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Albert O. Hirschman

    Empfang

    Programm Symposium

    Dienstag 20. Juli 2004:

    · 8.15 - 17.00 Uhr Arbeitskreise (Haus zur Lieben Hand,
    Löwenstr. 16)
    · 8.15 - 10.30 Uhr AK 1: Der 20. Juli 1944 in Retrospektive und
    Perspektive
    · 10.45 - 13.00 Uhr AK 2: Sidesteps - (Un-)Zeitgemäße
    Freiburger Wirtschaftswissenschaftler
    · 13.00 - 14.30 Uhr Mittagspause
    · 14.30 - 17.00 Uhr AK 3: Freiburger Kreise und Freiburger
    Schule
    · 17.30 - 19.30 Uhr Festvorträge (Aula der Universität):
    Prof. Dr. Harald Hagemann, Universität Hohenheim:
    Widerstand und Emigration. Zur Lage der deutschsprachigen Nationalökonomie nach 1933 und die Rolle Freiburger Wirtschaftswissenschaftler
    Prof. Dr. Hans Albert, Heidelberg:
    Wirtschaft, Politik und Freiheit. Das Freiburger Erbe

    Information zur Verleihung der Ehrendoktorwürde:

    Albert O. Hirschman wurde 1915 geboren und besuchte von 1923 - 1932 das französische Gymnasium in Berlin, wo er ein Jahr studierte, um 1933 zu emigrieeren und zwie Jahre an der Sorbonne zu studieren. London School of Economics 1935-36 , University of Trieste 1936-1938 mit Promotion als Abschluss. Nach einem Jahr wieder in Paris setzt sich seine Karriere in den USA fort, wo er von 1974 bis zu seiner Emeritierung 1985 Professor of Social Science, Institute für Advanced Study in Priceton war. Zum 1. Mai 2000 wurde ein nach ihm benannter Lehrstuhl eingerichtet.

    Sir Hans W. Singer wurde 1910 im Bergischen Land/Rheinland in einer "gutbürgerlichen" Familie (der Vater war Arzt und hatte im 1. Weltkrieg als solcher seinen Dienst geleistet) geboren. Singer wuchs als Mitglied der jüdischen Minderheit in einer Enklave des Protestantismus im katholischen Rheinland (Enklave im protestantischen Preußen) auf. Nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium begann er mit dem Studium der Medizin an der Universität Bonn, wechselte jedoch nach einem Semester zu den Wirtschaftswissenschaften. Seine akademischen Lehrer in Bonn waren u.a. Spiethoff (Institutionenlehre) und Schumpeter (Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung 1912 und 1926); sie haben ihn in seinem wissenschaftlichen Denken stark beeinflußt und persönlich geschützt (Spiethoff hat ihn mehrmals vor der Gestapo-Verhaftung gerettet). Singer spricht von sich selbst: Ein Student mit liberalen Grundwerten, auf der Suche nach den gestaltenden Kräften des sozialen und ökonomischen Lebens und seinen Institutionen, mit einem ausgeprägten Engagement für Unterprivilegierte und Arme in der Gesellschaft.
    Das Schumpeter-Seminar in Bonn zählte eine beachtliche Zahl von später bekannt gewordenen Wirtschaftswissenschaftlern und war die Keimzelle eines internationalen Netzwerkes von Gegnern des Nazi-Regimes. Nach seinem Diplom in Bonn (1931) war Singer bis zu seiner Emigration an der dortigen Universität. Seine Emigration führte ihn 1934 in die Türkei/ Universität Istanbul (dort traf er Röpke, der dann in die Schweiz weiterzog). Schumpeter, der seit 1932 in Harvard/USA lehrte, vermittelte ihm ein Stipendium am Kings College und empfahl ihn an J.M. Keynes. Dort begann Singer mit seiner PhD-Arbeit. In Cambridge war Colin Clark sein wissenschaftlicher Supervisor.
    Mit Kriegsausbruch (1939) und der in den folgenden Jahren drohenden Invasion in England wuchs wiederum die persönliche Gefährdung von Singer; er stand auf einer "schwarzen Liste" der Nazis (veröffentlicht im Manchester Guardian). Für den Ernstfall des Einmarsches war für Singer - durch Vorsorge aus den USA - der Fluchtweg über Dublin (US-Visum-Erteilung) und eine Tätigkeit als Professor an der New School/NY vorbereitet.

    Sir Hans W. Singer gehört zu dem Kreis hochangesehener Entwicklungsökonomen in der Welt. Er hat zahlreiche Ehrungen erhalten und Anerkennungen gefunden. Allein vier Festschriften wurden ihm gewidmet.
    D. John Shaw hat eine Biographie über Singer von 349 Seiten vorgelegt, in dem alle wissenswerten Daten ausgewiesen sind

    Weitere Informationen: http:/www.walter-eucken-institut.de/widerstand.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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