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13.07.2004 10:08

Rücknahme von Elektro- und Elektronikaltgeräten - 18. NiK - Ein Nachbericht

Dipl.-Ing. Stefan Schmidt Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

    Hersteller von Elektro- und Elektronikaltgeräten müssen ihre Geräte ab dem 13. August 2005 entgeltfrei zurücknehmen und verwerten. Diese aktuelle Entwicklung - ab 13. August 2004 wird die europäische WEEE-Verordung deutsches Recht - nahm das "Netzwerk innovative Kreislauftechnologien NiK" zum Anlass, das Thema am 7. Juli 2004 auf dem 18. Netzwerktreffen mit Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nutzbringend zu diskutieren.

    Seit mehr als zehn Jahren wird in Deutschland über eine Verordnung zur Rücknahme und Verwertung von Elektro- und Elektronikaltgeräten diskutiert. Inzwischen existiert mit der WEEE-Richtlinie eine europäische Lösung. Diese muss der deutsche Verordnungsgeber bis zum 13. August 2004 in nationales Recht umsetzen. Auch wenn dies, wie abzusehen, zeitlich nicht mehr gelingt, müssen Hersteller von Elektro- und Elektronikaltgeräten ihre Geräte ab dem 13. August 2005 entgeltfrei zurücknehmen und verwerten.

    Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Rücknahmesysteme, die wirtschaftlich effizient sind, dem Wettbewerbsrecht entsprechen und der Einhaltung der ökologischen Zielsetzung genügen. Diskutiert wurden insbesondere kollektive Systeme, in denen verschiedene Hersteller gemeinsam agieren. Die Auftragsabwicklung kann, so wurde deutlich, durch die Einbeziehung eines Systemdienstleisters erfolgen, der in Kooperation mit Partnerunternehmen tätig wird, durch einen Entsorgungsdienstleister, der sowohl Erfassung als auch Verwertung eigenständig abdeckt, oder aber durch den Aufbau einer eigenen Systemorganisation durch die Hersteller selbst.
    Doch noch sind zahlreiche Fragen offen: Welche der Varianten hat vor dem Hintergrund wettbewerbsrechtlicher Rahmenbedingungen Perspektive? In welcher Höhe fallen Kosten für die Erfassung, die Verwertung und die Organisation der Rücknahme an? Wie können insbesondere Erfassung und Organisation im Detail ausgestaltet sein?
    "Der Referentenentwurf wird für die nächste (29. Kalender-)Woche erwartet", diese Worte richtete Christiane Schnepel vom Umweltbundesamt, Berlin, in ihrer Eröffnungsrede an das Publikum und beantwortete damit eine zentrale Frage des Auditoriums gleich zu Beginn der Tagung. In Ihrer "Momentaufnahme" erläuterte Sie die nächsten Schritte auf dem Weg der Umsetzung und berichtete den Teilnehmern des 18. Netzwerktreffens über die schwierige Abstimmungsarbeit im Committee for the adaptation to scientific and technical progress of EG-Legislation on Waste (TAC), eines Ausschusses für die Anpassung der EG-Abfallgesetzgebung an den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt.
    Dr. Mario Müller von Philips Consumer Electronics GmbH, Hamburg, stellt zwei Konzepte zur logistischen Abwicklung der Rückführung vor, die sogenannte "alternierende Abholung" und den "Flickenteppich". Dabei diskutierte er ausführlich Vor- und Nachteile beider Konzepte. "Grundsätzlich", so Dr. Müller in seinem Fazit, "sollten die Hersteller eine Wahlfreiheit zwischen den Systemen haben, da Vor- und Nachteile nicht eindeutig festzumachen sind".
    Im Anschluss daran referierte Renate Augustynak von der Sony Deutschland GmbH, Köln, über die European Recycling Platform (ERP), in der sich Braun, Hewlett-Packard, Electrolux und Sony zusammengeschlossen haben, um den Anforderungen der WEEE-Richtlinie gerecht zu werden. Frau Augustynak bezeichnete dabei den Wettbewerb als geeignetes Mittel, um wirtschaftlich effiziente Systeme zu erhalten. Der Grund, so die Referentin in ihre zentralen Aussage: "Monopole machen träge". Vielmehr würden Einsparpotenziale durch Konkurrenz am besten erschlossen.
    Dr. Holger Thärichen von den Berliner Stadtreinigungsbetrieben BSR verdeutlichte die Position der kommunalen Entsorger, die sich in Zukunft vermehrt mit der Annahme und Zwischenlagerung der Elektro- und Elektronikaltgeräte auseinandersetzen müssen. Die organisatorische und räumliche Trennung von Annahme und Übergabe biete, so Herr Dr. Thärichen, in Ballungsräumen die Möglichkeit, Synergien zu nutzen und eine Mehrbelastung der öffentlich-rechtlichen Entsorger zu verhindern. Gleichzeitig unterstrich er, dass durch die zusätzliche Verantwortung der Hersteller in Teilen sogar Erleichterungen für kommunale Entsorger zu erwarten sind.
    Dr. Gregor Eckerth von der ISD Interseroh Dienstleistungs GmbH, Köln, zuständig für den Aufbau eines europäischen Netzwerks zur Rücknahme und Verwertung von Elektro- und Elektronikaltgeräten, berichtete über unterschiedliche Entwicklungsstände in der Europäischen Union. Sein Appell an die in Deutschland zumeist kleinen und mittleren Verwertungsunternehmen: "Durch die Bündelung der Kräfte in Form von Netzwerken sind die Herausforderungen der WEEE-Richtlinie eine Chance für die Zukunft".
    Markus Walk von e-back, Ingolstadt, brachte als Repräsentant eines Verwerternetzwerkes praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der "Kooperation des Mittelstandes" in die Diskussion mit ein. Seine Ausführungen verdeutlichten, dass solche Kooperationen dazu befähigen, am Markt zu bestehen, gestützt auf den drei Säulen Logistik, Sortierung und Verwertung. Gerade im Hinblick auf eine zentrale Nachfrage sei ein überregionales Angebot, ermöglicht durch Kooperationen, ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.
    Zum Abschluss stellt Nico Krukenberg die Dienstleistung der Rethmann Elektrorecycling GmbH, Selm, dar. Als international tätiges Unternehmen deckt der private Entsorger, so Herr Krukenberg, schon heute das gesamte Leistungsspektrum im Umfeld der WEEE-Richtlinie ab und ist auf die kommende Entwicklung vorbereitet.
    Das 18. Netzwerktreffen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Uwe Clausen, Leiter des Fraunhofer IML und Inhaber des Lehrstuhls für Verkehrssysteme und -logistik an der Universität Dortmund, sowie Peter Meyer und Gerald Ebel aus der Abteilung Entsorgungslogistik des Fraunhofer IML verdeutlichte, so Netzwerkmitglieder und Gäste, durch Fachvorträge sowie öffentlich geführte Diskussionen nachhaltig die Ausgestaltungsmöglichkeiten potenzieller Rückführungskonzepte für Elektro- und Elektronikaltgeräte.(PM/RFN)

    Ansprechpartner
    Dipl.-Ing. Peter Meyer
    Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
    Bereich Logistik, Verkehr und Umwelt
    Joseph-von-Fraunhofer-Straße 2-4
    44227 Dortmund
    Telefon: +49 (0)231 / 9743 - 2 38
    Telefax: +49 (0)231 / 9743 - 4 51
    Email: krw-netzwerk@iml.fhg.de
    Internet: www.krw-netzwerk.de


    Weitere Informationen:

    http://www.krw-netzwerk.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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