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15.05.2024 10:33

Neue Ausbildungen und Zertifizierungen: Qualitätssicherung neurophysiologischer Methoden

Sandra Wilcken Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung

    Die Neurophysiologie und die Neurowissenschaft nutzen eine große Bandbreite technischer Methoden zur Diagnostik und Therapie neurologischer Erkrankungen. Um die Qualität in der klinischen und experimentellen Anwendung zu sichern, zertifiziert die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. Anwendende, Ausbildende und Ausbildungsstätten und definiert Empfehlungen und Richtlinien. Ein neues Angebot ist die Zertifikatsausbildung in der pädiatrischen Neurophysiologie und im intraoperativen Neuromonitoring (IONM). Darüber hinaus gibt es ein innovatives Curriculum zur nicht invasiven Hirnstimulation (NIBS, Non-Invasive Brain Stimulation).

    Innovative Technologien bis hin zu künstlicher Intelligenz verändern die neurophysiologischen Methoden und Verfahren rasant, mit vielversprechenden Möglichkeiten für präzisere und individuellere Diagnosestellungen und Therapien. „Als wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft haben wir den Anspruch, die Qualität neurophysiologischer Methoden bei der Diagnostik und Therapie neurologischer Krankheiten auf höchstem Niveau sicherzustellen“, betont Prof. Dr. med. Susanne Schubert-Bast, Präsidentin der DGKN.

    Ausbildungsoffensive: neurophysiologische Methoden in der Pädiatrie

    Einen zentralen Aspekt für die Versorgung deckt die zertifizierte DGKN-Ausbildung „Pädiatrische Neurophysiologie und Bildgebung des neuromuskulären Systems beim Kind“ ab. Sie richtet sich an Fachärztinnen und Fachärzte der Pädiatrie und Neurologie, die ihre Expertise im Bereich neurophysiologischer Methoden in der pädiatrischen Anwendung ausbauen möchten. „Die neurophysiologische Untersuchung von Kindern stellt Pädiater und Neuropädiater vor besondere Herausforderungen. So müssen beispielsweise die Untersuchungstechniken an das Entwicklungsalter der Patientinnen und Patienten angepasst und die Befunde altersgerecht interpretiert werden“, betont PD Dr. med. Dr. rer. nat. Philip Julian Broser, Leiter der DGKN-Kommission für Neuropädiatrie, Neurophysiologische Diagnostik, EMG und Nervensonografie bei Kindern.

    Auch wenn zunehmend gentechnische Verfahren zur Diagnostik von neuromuskulären Erkrankungen eingesetzt werden, bleibt die klinische Neurophysiologie zur Sicherung der Diagnosestellung und für das Monitoring sowie die Steuerung der Therapie auch in der Pädiatrie ein unerlässlicher Baustein, so die Einschätzung von PD Dr. Dr. Broser. Allerdings ist die Ausbildung in der klinischen Neurophysiologie durch Kostendruck und Personalmangel in der Pädiatrie zunehmend in den Hintergrund getreten – eine Entwicklung, der die DGKN mit ihrem Angebot entgegenzutreten versucht. Im Rahmen dieser Ausbildung wird zum Beispiel die Fähigkeiten geschult, periphere Reizleitungsstörungen mittels Neurografie und Neurosonografie zu diagnostizieren. „Damit lassen sich sehr präzise Aussagen sowohl über Störungen in der Entwicklung des neuromuskulären Systems als auch zur Topografie von Nervenverletzungen beim Säugling, Kleinkind und Kind tätigen“, so PD Dr. Dr. Broser.

    Qualität und Sicherheit in der nicht invasiven Modulation der Hirnfunktion

    Zur Behandlung und Erforschung psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen gewinnt die nicht invasive Hirnstimulation (NIBS) im klinischen Alltag zunehmend an Bedeutung. Um höchste Qualitätsstandards zu gewährleisten, bietet die DGKN ein neues Curriculum mit anschließendem Zertifikatserwerb. Der detaillierte Lehrplan umfasst einen anspruchsvollen Kompetenzkatalog, der zur sicheren Anwendung neuromodulatorischer Verfahren mit Fokus auf zwei Anwendungsschwerpunkte befähigt: der „Transkraniellen Magnetstimulation (TMS)“ oder der „Transkraniellen elektrischen Stimulation (tES)“. Das Curriculum schließt mit einer Prüfung und mit dem Erhalt des entsprechenden NIBS-Zertifikats ab. Es richtet sich sowohl an Behandelnde aus Neurologie und Psychiatrie als auch an Forschende und medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten bzw. Fachangestellte. „Aspekte zur Theorie werden durch praktische Hands-on-Sessions ergänzt, um solide Grundkenntnisse in der Modulation der Hirnfunktion durch transkranielle Hirnstimulationsverfahren aufzubauen“, betont Prof. Dr. med. Walter Paulus, Leiter der DGKN-Kommission für Transkranielle Magnetstimulation. „Dieses Curriculum sichert höchste Qualitätsstandards in der Fortbildung und klinischen Anwendung.“

    Intraoperatives Neuromonitoring: Outcome nachhaltig verbessern

    Um Funktionsstörungen im Nervensystem während chirurgischer Eingriffe zu erkennen und zu vermeiden, bietet die DGKN eine zertifizierte Ausbildungsreihe für intraoperatives Neuromonitoring (IONM) und perioperative Funktionsdiagnostik an. Sie richtet sich an eine breite Zielgruppe, darunter ärztliche Berufsgruppen, medizinisches Personal und Quereinsteigende (u. a. Neurowissenschaften, Medizintechnik). Das Curriculum beinhaltet das gesamte methodische Spektrum des IONM sowie der perioperativen Funktionskartierung und Quellenlokalisierung. Thematisiert werden außerdem standardmäßige Situationen wie Cortexstimulation und spezielle Anwendungsmöglichkeiten (z. B. Wachoperation, Epilepsiechirurgie, funktionelle Neurochirurgie). „Die fachkundige Anwendung von Techniken des IONM kann das funktionelle Outcome der Patientinnen und Patienten bei operativen Eingriffen nachhaltig verbessern und fordert umfassende, akademisch getriebene Ausbildungsmöglichkeiten“, betont Prof. Dr. med. Andrea Szelényi, Leiterin der DGKN-Kommission für Intraoperatives Neuromonitoring. IONM ist bereits in HNO, Neurochirurgie und Orthopädie ein wesentliches Qualitätsmerkmal klinisch-operativer Expertise. „Mit modernen Lernkonzepten schlagen wir eine Brücke zwischen beruflicher Praxis, Fortbildung und Wissenschaft – national und international. Kürzlich fand erstmals die International Advanced Summer School in Portugal statt, ein obligatorischer Baustein der IONM-Ausbildung, der nicht nur das fachliche Wissen, sondern auch das berufliche Netzwerk entscheidend erweitern kann“, ergänzt PD Dr. med. Carolin Weiß Lucas, stellvertretende Kommissionsleitung und Projektleitung eLearning. Die regulär mindestens 18 Monate dauernde curriculare Ausbildung mit hohem eLearning-Anteil umfasst zwei Basis- und mindestens zwei Aufbaumodule sowie einen Vertiefungskurs (Summer School) und optional ergänzende praktische Ausbildungsanteile (z. B. Hospitationen).

    Weitere Informationen zum Zertifikatserwerb mit Angaben zu den Richtlinien, Terminen sowie Ansprechpersonen unter https://dgkn.de/:

    Pädiatrische Neurophysiologie:
    https://dgkn.de/fuer-experten/paediatrische-neurophysiologie
    NIBS: https://dgkn.de/fuer-experten/nibs
    IONM: https://dgkn.de/fuer-experten/ionm

    Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an: mitgliederservice@dgkn.de.

    Kontakt zur Pressestelle der DGKN
    Sandra Wilcken, c/o albertZWEI media GmbH
    Tel.: +49 (0) 89 461486-11
    E-Mail: presse@dgkn.de

    Gerne unterstützen wir Ihre Berichterstattung, vermitteln Expertinnen und Experten und Bildmaterial. Bitte beachten Sie auch unseren Online-Bilderservice unter https://dgkn.de/dgkn/presse/bilddatenbank. Wir freuen uns über einen Hinweis auf Ihre Veröffentlichung oder einen Beleg.

    100 Jahre EEG – mit Festveranstaltung in Jena
    Am 6. Juli 1924 wurde in Jena das erste Elektroenzephalogramm (EEG) geschrieben. Diese deutsche Erfindung gilt als bahnbrechend für die Gehirnforschung. Sie ist bis heute eines der wichtigsten Verfahren für die Erforschung und Diagnostik von Hirnerkrankungen – mit Big Data und künstlicher Intelligenz erlebt sie einen regelrechten Boom. Die DGKN – die aus der 1950 gegründeten EEG-Gesellschaft hervorgegangen ist und sich unter anderem um die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung neurophysiologischer Methoden kümmert – feiert gemeinsam mit zahlreichen Partnern im Jahr 2024 „100 Jahre EEG“. Mit Geschichte und Geschichten, mit Ausblicken in die faszinierende Zukunft, mit Vorträgen und Publikationen und am 6. Juli mit einer zentralen Festveranstaltung in Jena.
    Weitere Informationen: https://dgkn.de/100jahreeeg


    Bilder

    Navigierte transkranielle Magnetstimulation (nTMS) der Hirnrinde zur Kartierung des primären Motorkortex – eine Methode des perioperativen Mapping (IONM-Curriculum).
    Navigierte transkranielle Magnetstimulation (nTMS) der Hirnrinde zur Kartierung des primären Motorko ...

    © DGKN


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    wissenschaftliche Weiterbildung
    Deutsch


     

    Navigierte transkranielle Magnetstimulation (nTMS) der Hirnrinde zur Kartierung des primären Motorkortex – eine Methode des perioperativen Mapping (IONM-Curriculum).


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