Die promovierte Medizinerin Patricia Geller ist eine treibende Kraft bei der Limbach Gruppe SE in Heidelberg, wo sie als Vorstandsmitglied die Bereiche Einkauf, Marketing, Business Development sowie Strategie und Innovation vorantreibt. Mit ihrem tiefen Verständnis für die fortschreitende Digitalisierung und Technologisierung im Gesundheitswesen legt die Fachärztin für Laboratoriumsmedizin dabei den Fokus auf zukunftsweisende diagnostische Methoden. Welche Rolle Künstliche Intelligenz und der von der Limbach Gruppe gesponserte Förderpreis “Digitales Labor” dabei spielen - darüber hat sie mit den DGKL Nachrichtenredakteuren Marita Vollborn und Vlad Georgescu in NACHGEFRAGT gesprochen.
DGKL News: Frau Geller, ist Künstliche Intelligenz im medizinischen Labor für Sie Fluch oder Segen?
Geller: Künstliche Intelligenz ist definitiv ein Segen für unsere Labore. Sie bietet uns die Möglichkeit, unsere Analyseprozesse wesentlich zu verfeinern und die Genauigkeit unserer Diagnosen zu verbessern. Durch die Integration fortschrittlicher KI-Technologien können wir eine große Menge an Daten effizienter verarbeiten, was letztendlich zu besseren Patientenergebnissen führt. Zudem helfen uns diese Technologien, unsere Laborabläufe kontinuierlich zu optimieren und innovative Lösungen für die Herausforderungen in der modernen Medizin zu entwickeln.
DGKL News: Wir stellen die Frage nicht ohne ernsthaften Hintergrund. Wenn die größte inhabergeführte Laborgruppe in Deutschland mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Euro gemeinsam mit der einzigen Fachgesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) erstmals den Förderpreis "Digitales Labor" vergibt, dürften die Macher von OpenAI oder Google Gemini hellhörig werden. Zumal KI ein zentraler Punkt des Preises ist. Was hat Sie dazu motiviert, den Preis finanziell zu sponsern?
Geller: Das Labor generiert eine Fülle von Daten, und unser Ziel ist es, diese Daten effektiver zu nutzen, um fundierte medizinische Erkenntnisse zu gewinnen. Die Digitalisierung und KI spielen eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten, sowohl in der Datenanalyse als auch in der Prozessoptimierung. Mithilfe fortschrittlicher Algorithmen können wir Muster erkennen und Diagnosen unterstützen, während digitale Lösungen unsere Laborprozesse effizienter und fehlerresistenter machen.
DGKL News: Dass Digitalisierung in der Labormedizin schon heute omnipräsent ist, verdeutlichen Laboratorien und Universitätskliniken. Verraten sie uns, wie viele Blutanalysen in etwa täglich verarbeitet werden können?
Geller: Die Laboratorien haben leistungsstarke Geräteplattformen, die die Proben dank modernster Technologien schnell und skalierbar verarbeiten. Die genaue Zahl variiert, aber die Kapazität ist enorm. Es gibt auch manuelle oder technisch anspruchsvollere Analysen, die nicht am selben Tag abgeschlossen werden können.
DGKL News: Nicht alle unsere Leserinnen und Leser sind Labormediziner. Wie gelangt eigentlich die Probe nach der Blutentnahme beim niedergelassenen Arzt rechtzeitig zu Ihnen, und ebenso schnell als Ergebnis wieder zurück?
Geller: Blut ist ein sensibles Material und daher der Prozess vor der Untersuchung, die sogenannte Präanalytik, sehr wichtig. Nach der Blutentnahme beim Arzt wird die Probe aufbereitet, oft gekühlt und stabilisiert, um die Integrität der Biomarker zu gewährleisten. Unsere Logistikpartner holen die Proben zeitnah ab und transportieren sie unter kontrollierten Bedingungen ins Labor, um eine schnelle Analyse und Rückübermittlung der Ergebnisse sicherzustellen.
DGKL News: Womit wir wieder bei der Künstliche Intelligenz sind: Im Laborbereich unterstützt KI mittlerweile das Datenmanagement, was wiederum Arbeitsabläufe beschleunigt. Zumindest in den USA ist das schon so. Wie sieht das in Deutschland aus?
Geller: In Deutschland sind wir aufgrund strenger Vorschriften noch in den Anfangsstadien der Integration von KI in den diagnostischen Prozess. Unsere Laboratorien unterliegen – zur Sicherheit der Patienten - umfangreichen Validierungs- und Qualitätssicherungsprozessen, die auch für KI-Anwendungen gelten. Bevor KI-Systeme eingesetzt werden können, müssen sie umfassend geprüft und zertifiziert werden, um die Zuverlässigkeit der Diagnose zu gewährleisten.
DGKL News: Der Förderpreis "Digitales Labor" wäre demnach auch die Chance, junge Forscherinnen und Forscher auf diesem Gebiet zu motivieren?
Geller: Die Förderung von KI in der Labordiagnostik ist essenziell, um unser Gesundheitssystem zu verbessern. Dieser Preis bietet jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen, was letztlich allen Patientinnen und Patienten zugutekommt. Die Sicherheit der Technologie bleibt dabei oberste Priorität.
DGKL News: Wir sagen das nur ungern, aber Bürokratie und Behördengängelung dürften Preisträger an der weiteren, persönlichen Entfaltung in Deutschland behindern. Wir kennen einen jungen Mann aus dem Harz, der während seiner Schulzeit ein Außenseiter war und in Deutschland außer Mobbing wenig Erfreuliches erlebte. Heute lehrt er als einer der jüngsten Professoren für Theoretische Physik in Princeton. Wie würden Sie solche Menschen motivieren, hier zu bleiben - beziehungsweise wiederzukommen?
Geller: Deutschland bietet ein enormes Potenzial für hochqualifizierte Fachkräfte. Wir sollten ein Umfeld schaffen, das Diversität und Innovation fördert und jedem die Möglichkeit gibt, sich ohne Vorurteile zu entfalten. Ein wertschätzendes und offenes Klima kann dazu beitragen, talentierte Menschen im Land zu halten oder sie zurückzugewinnen.
DGKL News: Digitalisierung ist die Zukunft, darüber herrscht sicher Einigkeit. Sie birgt aber auch enorme Gefahren, zumal viele Systeme angreifbar sind. Jan Wolter hat uns im letzten NACHGEFRAGT auf solche Risiken hingewiesen. Wie möchten Sie mit dem Preis "Digitales Labor" auch den Bereich Cybersicherheit ansprechen?
Geller: Cybersicherheit ist integraler Bestandteil der Digitalisierung im Laborbereich. Mit der zunehmenden Digitalisierung unserer Daten steigt auch das Risiko von Cyberangriffen. Wir sollten diese Bedrohungen sehr ernst nehmen und kontinuierlich daran arbeiten, unsere Systeme zu sichern und zu verbessern, um sensible Patienteninformationen zu schützen.
DGKL News: Unsere letzte Frage ist eher theoretischer Natur, trotzdem: Auf welche Weise würden digitalisierte Prozesse es Sam Altman ermöglichen, eine in den USA abgegebene Blutprobe rechtzeitig in Deutschland untersuchen zu lassen?
Geller: Wenn wir neben der KI auch noch das Beamen beherrschen, sehe ich da gar kein Problem. (lacht)
DGKL News: Frau Geller, vielen Dank für Ihre Zeit.
Die Fragen stellten die DGKL-Nachrichtenredakteure Marita Vollborn und Vlad Georgescu.
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http://www.dgkl.de/aktuelles/unsere-news/detail?tx_news_pi1[action]=detail&t...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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