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23.05.2024 13:46

Geflüchtete haben großes Vertrauen in die deutsche Polizei und das deutsche Rechtssystem

Jochen Hövekenmeier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

    Die Kurzanalyse „Institutionenvertrauen Geflüchteter in Deutschland“ des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) analysiert das Vertrauen von Geflüchteten in zentrale staatliche Institutionen in Deutschland und vergleicht die Ergebnisse mit Zugewanderten ohne Fluchterfahrung sowie mit Menschen ohne Migrationshintergrund. Die Analyse zeigt: Geflüchtete bringen allen in der Studie berücksichtigten Institutionen ein größeres Vertrauen entgegen als Zugewanderte ohne Fluchterfahrung und als Personen ohne Migrationshintergrund.

    Seit 2016 werden Geflüchtete im Rahmen IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten jährlich um ihre Selbsteinschätzung zu verschiedenen Lebensbereichen gebeten. Die Befragung richtet sich an Geflüchtete, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind. Die Kurzanalyse zum Institutionenvertrauen Geflüchteter basiert auf den im Befragungsjahr 2021 gewonnenen Erkenntnissen. Für den Vergleich mit Personen ohne Migrationshintergrund sowie Zugewanderten ohne Fluchterfahrung wurden darüber hinaus Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) sowie die IAB-SOEP-Migrationsstichproben aus demselben Jahr verwendet. Ziel der Analyse ist es herauszufinden, wie sehr Geflüchtete der Polizei, dem Rechtssystem, dem Bundestag, Politikerinnen und Politikern sowie politischen Parteien in Deutschland vertrauen. Darüber hinaus beleuchtet die Studie Zusammenhänge mit verschiedenen Merkmalen und inwieweit sie die unterschiedlichen Ausprägungen des Vertrauens in die Institutionen erklären können – ein Themenfeld, zu dem es bisher im Zusammenhang mit Geflüchteten kaum Studien gibt.

    Geflüchtete vertrauen deutschen Institutionen mehr als Personen ohne Fluchterfahrung

    „Geflüchtete bringen allen Institutionen ein größeres Vertrauen entgegen als Zugewanderte ohne Fluchterfahrung und als Personen ohne Migrationshintergrund. Über alle Gruppen hinweg zeigt sich insgesamt das größte Vertrauen in die Polizei, gefolgt vom Rechtssystem und dem Bundestag“, so Dr. Amrei Maddox, wissenschaftliche Mitarbeiterin im BAMF-FZ, zu den zentralen Ergebnissen der Analyse. Im Vergleich wird Politikerinnen und Politikern sowie politischen Parteien am wenigsten Vertrauen entgegengebracht. „Die Analysen lassen vermuten, dass das insgesamt größere Institutionenvertrauen der Geflüchteten vor allem dadurch zustande kommt, dass Zugewanderte die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ihres Herkunftslandes als Grundlage für die Bewertung der deutschen Institutionen heranziehen. Sehr häufig handelt es sich dabei um weniger oder nicht demokratisch geprägte Herkunftsländer, weshalb Geflüchtete die Institutionen in Deutschland im Vergleich umso positiver bewerten“, erklärt die Studienautorin. Mit dieser Erkenntnis lassen sich zudem die Unterschiede im Institutionenvertrauen zwischen Geflüchteten und Zugewanderten ohne Fluchterfahrung erklären – die demokratische Lage im Herkunftsland dient den Befragten scheinbar als Referenzrahmen für die Bewertung der zentralen staatlichen Institutionen in Deutschland.

    Sorgen um Fremdenfeindlichkeit in Deutschland geht mit geringerem Institutionenvertrauen einher

    Die Ergebnisse der Analyse verdeutlichen außerdem: Grundsätzlich hängt das Institutionsvertrauen von Geflüchteten mit verschiedenen demografischen sowie sozio-ökonomischen Merkmalen zusammen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen und das persönliche politische Interesse korreliert mit ihrem Vertrauen in Institutionen. „Vermutlich wird, insbesondere im Falle der Unzufriedenheit, die Verantwortung politischen Institutionen zugeschrieben, da diese die Rahmenbedingungen für unterschiedliche Lebensbereiche beeinflussen“, resümiert Dr. Amrei Maddox. Sorgen der Geflüchteten um Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass in Deutschland haben darüber hinaus das Potenzial, das Vertrauen der Zugewanderten in Institutionen zu schmälern. Insgesamt sind die Differenzen im Institutionenvertrauen zwischen Geflüchteten und den anderen beiden Gruppen jedoch nicht auf unterschiedliche Gruppenzusammensetzungen hinsichtlich dieser Merkmale zurückzuführen.

    Ausblick

    Im Gegensatz zu bisherigen Studien werden in der Kurzanalyse Zugewanderte weiter ausdifferenziert. Dabei wird deutlich, dass nicht per se alle Zugewanderten ein größeres Institutionenvertrauen aufweisen. Vielmehr sind es insbesondere die Geflüchteten, die den hier untersuchten deutschen Institutionen besonders stark vertrauen. Künftige Befragungen werden zeigen, inwieweit die Geflüchteten ihr verhältnismäßig ausgeprägtes Vertrauen beibehalten oder ob etwaige nachteilige persönliche Erfahrungen in Deutschland das Institutionenvertrauen negativ beeinflussen werden. Auch eine restriktive Migrations- und Integrationspolitik hat das Potenzial, das Institutionenvertrauen der Geflüchteten zu verringern.

    Weitere Informationen:

    Die BAMF-Kurzanalyse „Institutionenvertrauen Geflüchteter in Deutschland“ finden Sie hier: https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Kurzanalysen/kurzanalyse2-20...

    Zum Projekt "IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten" finden Sie Weiteres hier:
    https://www.bamf.de/SharedDocs/ProjekteReportagen/DE/Forschung/Integration/iab-b...

    Über das BAMF-Forschungszentrum:

    Mit der Arbeit des 2005 gegründeten Forschungszentrums kommt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seiner gesetzlichen Aufgabe nach, wissenschaftliche Forschung zu Migrations- und Integrationsthemen zu betreiben. Das Forschungszentrum betrachtet das Migrationsgeschehen nach und von Deutschland und analysiert die Auswirkungen der Zuwanderung. Es begleitet Integrationsprozesse und trägt mit seinen Erkenntnissen entscheidend zur Weiterentwicklung von Integrationsmaßnahmen auf Bundesebene bei. Weitere Forschungsschwerpunkte sind u. a. Erwerbs- und Bildungsmigration, Fluchtmigration, Rückkehr und sicherheitsrelevante Aspekte der Zuwanderung. Damit leistet das BAMF-Forschungszentrum einen grundlegenden Beitrag zum Informationstransfer zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mehr unter: https://www.bamf.de/DE/Themen/Forschung/forschung-node.html

    Ansprechpartner für Medienanfragen:

    Jochen Hövekenmeier
    Pressestelle Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
    Telefon: +49 911 943 17799
    E-Mail: pressestelle@bamf.bund.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Amrei Maddox, Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
    E-Mail: Amrei.Maddox@bamf.bund.de


    Originalpublikation:

    Maddox, A. (2024). Institutionenvertrauen Geflüchteter in Deutschland (Kurzanalyse 02|2024). Nürnberg. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. https://doi.org/10.48570/bamf. fz.ka.02/2024.d.04/2024.institutionenvertrauen.1.0


    Bilder

    BAMF-Kurzanalyse 2|2024: Institutionenvertrauen Geflüchteter in Deutschland
    BAMF-Kurzanalyse 2|2024: Institutionenvertrauen Geflüchteter in Deutschland

    BAMF


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    BAMF-Kurzanalyse 2|2024: Institutionenvertrauen Geflüchteter in Deutschland


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