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06.06.2024 09:00

Verbundenheit zur Europäischen Union ist seit 2013 deutlich angestiegen

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    In Krisenzeiten haben viele Menschen das Gefühl, der Zusammenhalt in Europa erodiere im Vergleich zu den „guten alten Zeiten“. Dabei ist es genau umgekehrt: Die Verbundenheit über alle Altersgruppen hinweg steigt seit etwa 10 Jahren. Das haben Prof. Martin Schröder, Prof. Daniela Braun, Dr. Martin Ulrich, Prof. Georg Wenzelburger von der Universität des Saarlandes mit Katrin Luisa Grimm von der Universität Marburg herausgefunden. Dazu haben Sie Datensätze von 600.000 Menschen aus allen EU-Ländern von 1991 bis 2023 ausgewertet. Die Studie wurde jüngst im Journal of European Public Policy veröffentlicht.

    „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. Gemäß diesem alten Sprichwort könnte man die bisher gängige Annahme in der Forschung an der Grenze von Politikwissenschaft und Soziologie zusammenfassen, wonach Menschen nach ihrer „Prägephase“ im Jugendalter kaum noch ihre Einstellungen ändern. Diese Annahme galt bislang auch für Einstellungen zur Europäischen Union. „Die Literatur argumentiert, dass jüngere Generationen stärker an die EU gebunden sind, weil sie während ihrer beeinflussbaren Jugendjahre ein höheres Maß an Integration erfahren haben“, so Martin Schröder, Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes. Sprich: Spätere Generationen seien der EU verbundener, weil ihre Jugend in einer stärker integrierten EU verbracht haben.

    Die Forscher haben nun untersucht, wie sich die Verbundenheit der Menschen in den Ländern der Europäischen Union zu ihrem Staatenbund im Laufe der Zeit tatsächlich verändert hat. Rund 600.000 Datensätze aus der Langzeit-Umfrage „Eurobarometer“ aus den Jahren 1991 bis 2023 haben sie dafür ausgewertet.

    Kern der Untersuchung war die Frage „Wie sehr fühlen Sie sich der Europäischen Union verbunden?“, auf die mit einer Skala von 1 (gar nicht) bis 4 (sehr verbunden) antworten konnten. Das Hauptergebnis lautet: „Wir stellen zwischen 2013 und 2023 einen spürbaren Anstieg der Verbundenheit zu Europa über alle Altersgruppen und Generationen hinweg fest. Zwar hat die Euro- und Staatsschuldenkrise innerhalb Europas zu Verwerfungen geführt; währenddessen ging auch die Verbundenheit mit der EU zurück. Doch alle Krisen seitdem sind mit stark steigender Verbundenheit zur EU einhergegangen. Ein Grund könnte sein, dass Corona und der Ukrainekrieg alle Europäer gegen einen äußeren Feind vereinte, statt einige EU-Länder gegen andere zu stellen.“

    Damit zeigen die Autoren der Studie, dass sich die Einstellungen über die EU auch nach der jugendlichen „Prägephase“ von Menschen grundlegend ändern. Denn auch die „älteren Semester“ fühlen sich der Europäischen Union heute viel verbundener als früher. „Wir zeigen, dass alle EU-Bürger im Durchschnitt im Laufe der Zeit eine viel stärkere Bindung an die EU entwickelt haben, statt dass später geborene Jahrgänge eine stärkere Bindung an die EU aufweisen als früher geborene. Im Gegensatz zu den bislang gängigen Annahmen steigt die Bindung an die EU also für alle Kohorten im Laufe der Zeit, und zwar rapide“, lautet die Schlussfolgerung von Martin Schröder.

    Anders gesagt: Hans lernt sehr wohl noch das, was Hänschen womöglich noch nicht gelernt hat.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Martin Schröder
    E-Mail: martin.schroeder@uni-saarland.de


    Originalpublikation:

    Schröder, Martin, Daniela Braun, Katrin Luisa Grimm, Martin Ulrich, and Georg Wenzelburger. "A matter of time, not generations: rising emotional attachment to the European Union 1991–2023. An age period cohort analysis." Journal of European Public Policy:1-29. https://doi.org/10.1080/13501763.2024.2356178


    Bilder

    Prof. Dr. Martin Schröder
    Prof. Dr. Martin Schröder
    Studio Schloen
    Studio Schloen/privat


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Martin Schröder


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