idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.06.2024 12:13

Großer Schritt im Millimeterbereich

Stefan Zorn Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Neue Technik: MHH-Klinik arbeitet bei mikrochirurgischen Eingriffen mit speziellem OP-Roboter

    Die Mikrochirurgie ist Millimeterarbeit, bei der unter einem vielfach vergrößernden Mikroskop beispielsweise feinste Nerven und Gefäße genäht werden. Die seit Jahrzehnten etablierte Operationsmethode wird jetzt durch neue Technik revolutioniert. Der speziell für die Mikrochirurgie konzipierte Operationsroboter „Symani Surgical System“ ermöglicht bisher unmögliche Eingriffe in kleinste Gewebestrukturen. Die Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand-und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) arbeitet als eine von wenigen Kliniken in Deutschland mit diesem System. Nach mittlerweile rund 45 Operationen mit der innovativen Technik sagt Klinikdirektor Professor Dr. Peter Maria Vogt: „Der OP-Roboter erweitert die Grenzen der rekonstruktiven Chirurgie. Die Patientinnen und Patienten profitieren von ganz neuen chirurgischen Möglichkeiten, von besserer Heilung und weniger Komplikationen.“

    Feiner und präziser

    Die neue Operationstechnik erlaubt es den Chirurginnen und Chirurgen, wesentlich feiner und präziser zu arbeiten als mit herkömmlichen Operationsverfahren. „Wir können jetzt kleinste Gefäße, Nerven und Lymphbahnen mit 0,3 oder gar 0,2 Millimeter Durchmesser nähen. Früher mussten diese einen Durchmesser von mindestens einem Millimeter haben“, erklärt Privatdozent (PD) Dr. Khaled Dastagir. Der leitende Oberarzt der Klinik ist Experte auf dem Gebiet der robotergestützten Mikrochirurgie. Er ist begeistert davon, was mit der neuen Technik machbar ist. Den mikrochirurgischen OP-Roboter setzt die Klinik beispielsweise ein bei Brustrekonstruktionen nach Brustkrebs, beim Annähen abgetrennter Fingerkuppen oder bei Gewebetransplantationen. Dabei sei es nun zum Beispiel möglich, auch allerkleinste Gewebeteile passgenau zu verpflanzen, sagt PD Dr. Dastagir.

    Bedienung über Joysticks

    Bei Eingriffen mit dem neuen OP-Roboter befindet sich der Chirurg oder die Chirurgin nicht wie gewohnt am OP-Tisch. Er oder sie sitzt vom Operationsfeld entfernt auf einer Art Konsolen-Stuhl und bedient die Roboterarme über Joysticks. Das Operationsfeld wird ihm oder ihr über ein 3D-AR-Headset mit Brille auf zwei hochauflösenden Monitoren mikroskopisch dargestellt. AR steht für Augmented Realitiy, das heißt, die Bilder könnten in der Zukunft um digitale Elemente wie Schnittbilder erweitert werden, was den Eingriff gegebenenfalls noch präziser macht. Die Handbewegungen des oder der Operierenden an den Joysticks führen die Roboterarme mit einer bis zu 20-fachen Verkleinerung am OP-Tisch aus. Dabei kommen winzige Instrumente – eine Pinzette und ein Nadelhalter – zum Einsatz.

    Flexibler als menschliche Hand

    Die Fähigkeiten des mikrochirurgischen OP-Roboters sind enorm. So können sich die „Roboterhände“ im Gegensatz zu menschlichen Händen um 360 Grad drehen, sie sind also wesentlich flexibler. Darüber hinaus können sie viel kleinere Bewegungen ausführen als eine menschliche Hand. Und schließlich kann der OP-Roboter jedes Zittern und jede ungewollte Bewegung der Hände eliminieren. „Der OP-Roboter überwindet Bewegungsgrenzen der menschlichen Hand und ermöglicht so die Eingriffe im Zehntelmillimeterbereich“, erläutert PD Dr. Dastagir. Operationen, die in der Mikrochirurgie früher oft nicht möglich waren, sind jetzt technisch machbar. Ein Beispiel: das Annähen von Fingerkuppen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass diese nach dem Annähen auch tatsächlich wieder anwachsen, steigt durch die Fähigkeiten des OP-Roboters auf etwa 50 Prozent“, berichtet der Chirurg.

    System mit viel Potenzial

    Professor Vogt sieht in dem OP-Roboter die Zukunft der Mikrochirurgie. Er erweitere nicht nur die Operationsmöglichkeiten, sondern stelle für die Operierenden auch einen ergonomischen Arbeitsplatz dar, an dem lange konzentriert gearbeitet werden könne. „Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Handhabung des OP-Roboters sehr gut erlernbar ist. Die Lernkurve beim Training ist steiler als bei bisherigen Operationstechniken.“ Der Klinikdirektor ist davon überzeugt, dass das System viel Potenzial hat. „Wir sind froh, diese neue Technik bei uns in der Klinik zu haben und sind sehr daran interessiert, sie weiterzuentwickeln.“

    50 Jahre Plastische Chirurgie an der MHH

    In diesem Jahr feiert die Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand-und Wiederherstellungschirurgie ihr 50-jähriges Bestehen. Die Abteilung wurde 1974 gegründet, hinter ihr liegen erfolgreiche und bewegte Jahre. Das Jubiläum feiert die Klinik am 14. Juni mit einem wissenschaftlichen Symposium, bei dem ein Rückblick auf die vergangenen Jahre und ein Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen erfolgt.

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Peter Maria Vogt, vogt.peter@mh-hannover.de und PD Dr. Khaled Dastagir, dastagir.khaled@mh-hannover.de.


    Bilder

    Der OP-Roboter in der Mikrochirurgie arbeitet mit winzigen Instrumenten.
    Der OP-Roboter in der Mikrochirurgie arbeitet mit winzigen Instrumenten.
    Copyright: Karin Kaiser / MHH

    PD Dr. Dastagir (links) und Professor Vogt können mithilfe des OP-Roboters noch feinere mikrochirurgische Eingriffe vornehmen.
    PD Dr. Dastagir (links) und Professor Vogt können mithilfe des OP-Roboters noch feinere mikrochirurg ...
    Copyright: Karin Kaiser / MHH


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Der OP-Roboter in der Mikrochirurgie arbeitet mit winzigen Instrumenten.


    Zum Download

    x

    PD Dr. Dastagir (links) und Professor Vogt können mithilfe des OP-Roboters noch feinere mikrochirurgische Eingriffe vornehmen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).