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10.06.2024 16:26

Stärkung der Gesundheitskompetenz: Deutsches Netzwerk für Gesundheitskompetenz e.V. übernimmt Koordination

Dr. Antje Mohr Wissenschaftskommunikation
Hochschule Fulda

    Die Verantwortung für den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP GK) und dessen weitere Umsetzung liegt künftig in den Händen des Deutschen Netzwerks für Gesundheitskompetenz e.V. (DNGK). Im Rahmen der Jahrestagung des DNGK an der Hochschule Fulda hat Professorin Dr. Doris Schaeffer (Universität Bielefeld und Hertie School) den NAP GK am 6. Juni an den Vorstand des DNGK, vertreten durch Professorin Dr. Katharina Rathmann (Hochschule Fulda, Vorstand DNGK) und Professorin Dr. Eva-Maria Bitzer (Pädagogische Hochschule Freiburg, Vorstand DNGK), übergeben.

    Chance zur Erweiterung des Netzwerks für Gesundheitskompetenz

    „Das Deutsche Netzwerk für Gesundheitskompetenz ist die geeignete Instanz, um die weitere Koordination und Federführung für den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz zu übernehmen. Wir schaffen damit die Möglichkeit, ein noch breiteres Bündnis mit Akteuren aus verschiedensten Bereichen zu schmieden, um die Gesundheitskompetenz in Deutschland intensiv zu stärken“, betonte Professorin Schaeffer bei der feierlichen Übergabe in Fulda. Sie sieht den Aktionsplan damit in guten Händen: „Das DNGK hat sich intensiv für die Stärkung der Gesundheitskompetenz engagiert und ebenso wie der Nationale Aktionsplan dazu beigetragen, dass das Thema Gesundheitskompetenz in vielen Settings und Bereichen inzwischen eine feste Größe geworden ist.“

    Ziel des Aktionsplans ist es, die Gesundheitskompetenz in Deutschland zu verbessern, das heißt Menschen in die Lage zu versetzen, Gesundheitsinformationen und -dienstleistungen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Eine Gruppe ausgewiesener wissenschaftlicher und gesundheitspolitischer Expertinnen und Experten hat dazu unter der Leitung von Professorin Dr. Doris Schaeffer, Professor Dr. Klaus Hurrelmann und Professor Dr. Ullrich Bauer von der Universität Bielefeld und Hertie School 15 Empfehlungen zur Förderung von Gesundheitskompetenz in den alltäglichen Lebenswelten, im Gesundheitssystem, im Leben mit chronischen Erkrankungen und in der Forschung erarbeitet. „Seit seiner Einführung im Jahre 2018 hat der Plan bedeutsame Akteure aus Gesundheitswesen, Bildung, Kommune, Arbeitswelt und den Medien zusammengeführt und bemerkenswert zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz in Deutschland beigetragen“, zeigten sich die bislang Verantwortlichen zufrieden.

    Dass es vielen Menschen an Gesundheitskompetenz mangelt, haben Studien immer wieder gezeigt. Zum Beispiel wissen selbst in Gesundheitsfachberufen Tätige oftmals nicht, wann sie eine Zweitmeinung von einem Arzt bzw. einer Ärztin einholen sollten. Die Folgen sind sowohl auf gesamtgesellschaftlicher als auch individueller Ebene zu spüren: Mangelnde Gesundheitskompetenz führt zu höheren Kosten im Gesundheitswesen und verringert die Lebensqualität der Betroffenen. In vielen Ländern gibt es mittlerweile detaillierte Strategien und Programme zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung.

    Gesundheitskompetenz einfacher machen

    Die Jahrestagung des DNGK, die in Kooperation mit dem Public Health Zentrum Fulda (PHZF), dem Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz und der Allianz für Gesundheitskompetenz in der Schule durchgeführt wurde, nahm schwerpunktmäßig die Rahmenbedingungen in den Blick, die es Menschen erleichtern, Gesundheitskompetenz im Alltag umzusetzen. Unter dem Tagungsmotto „Gesundheitskompetenz – mehr als Gesundheitswissen!“ diskutierten mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Aktive und Interessierte, wie Einrichtungen, etwa Kliniken und Schulen, Gesundheitsinformationen besser zugänglich, verständlich und anwendbar machen können.

    „Die Verantwortung für Gesundheitskompetenz liegt nicht nur bei den Menschen selbst, sondern vor allem bei den Systemen, wie den Erziehungs- und Bildungssettings oder dem Gesundheitssystem“, betonte die Erste Vorsitzende des DNGK-Vorstands, Corinna Schaefer. Schließlich hänge das Ausmaß der persönlichen Gesundheitskompetenz von der jeweiligen Situation, dem Anwendungskontext, der Komplexität des jeweiligen Systems und dessen Rahmenbedingungen ab.

    Organisationen stärker in die Pflicht nehmen

    „Für Deutschland ist die organisationale Gesundheitskompetenz ein noch neuer Ansatz“, erläuterte Tagungsvorsitzende und DNGK-Vorstandsmitglied Professorin Dr. Katharina Rathmann, die zugleich Sprecherin und Leitungsgremiumsmitglied im Public Health Zentrum Fulda ist, und betonte: „Gesundheitskompetenz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es ist enorm wichtig, die Verantwortung bei den Organisationen und Systemen anzusiedeln mit dem Ziel, die Angebote, Strukturen und Prozesse so zu gestalten, dass sie Menschen zu mehr Gesundheitskompetenz verhelfen und gesundheitskompetentes Verhalten unterstützen.“ Deshalb will der Fachbereich „Organisationale Gesundheitskompetenz“ im DNGK sein Netzwerk erweitern. „Um unsere Vorhaben zu intensivieren, initiieren wir mit unseren Mitgliedern aus der Schweiz und Österreich die DACH-Initiative ‚Gesundheitskompetenz in und mit der Praxis entwickeln‘“. Gemeinsam sollen praxistaugliche Angebote beispielsweise mit und für die Gesundheitsversorgung und Gesundheitsfachberufe entwickelt werden, die die Gesundheitskompetenz dieses Personenkreises selbst, aber auch die der Patientinnen und Patienten und weiterer Anwendungsfelder in der Gesundheitsversorgung adressieren.

    Mit dem Blick auf die Schulen sagte Professor Dr. Orkan Okan vom WHO Collaborating Centre for Health Literacy an der School of Medicine and Health der Technischen Universität München: „Schulische Gesundheitskompetenz sollte ganzheitlich umgesetzt werden, um gesundheitskompetente Schulen zu entwickeln. Dafür muss insbesondere die organisationale Gesundheitskompetenz der Schule und die professionelle Gesundheitskompetenz der Lehrkräfte gefördert werden.“ Professor Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda fügte hinzu, dass dies „eine Verknüpfung der Themen Gesundheitskompetenz, schulische Gesundheitsförderung und (digitale) Bildung erfordert, die Berücksichtigung des Themas in der Lehrkräfteausbildung und die Einbindung der Schulleitungen in der Umsetzung schulischer Gesundheitskompetenz.“

    Impulse für den Austausch während der Tagung lieferten zwei Keynote-Vorträge. Dr. Christina Dietscher aus dem österreichischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Sektion VI richtete in ihrem Vortrag den Blick über die Organisationsebene hinaus. „Die Probleme liegen oft zwischen den Organisationen“, merkte sie an. Gefragt seien daher gesundheitsorientierte und -kompetente Systeme, die die Organisationen bei ihren Bemühungen um gute Rahmenbedingungen für ein gesundheitskompetentes Verhalten unterstützen. Gesundheitskompetenz sei auch eine politische Verantwortung.

    Dr. Saskia De Gani vom Zentrum für Gesundheitskompetenz der Stiftung Careum in der Schweiz verwies in ihrem Vortrag zunächst auf die Bedeutung von Gesundheitskompetenz in Zeiten einer Polykrise. „Wir brauchen Gesundheitskompetenz, um produktiv mit Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel umzugehen“, sagte sie. Es mangele nicht an Konzepten und Tools, aber es fehle noch an deren Verankerung in der Praxis. Die Implementierung sei die große Herausforderung. Systematische Vermittlungsstrategien seien erforderlich, um die Entscheidungsträger in den Organisationen zu überzeugen. Auch in der Schweiz stehe man diesbezüglich noch ganz am Anfang.

    Deutsches Netzwerk Gesundheitskompetenz e.V.
    Das Deutsche Netzwerk Gesundheitskompetenz e.V. (DNGK) ist ein interdisziplinärer, gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, das öffentliche Gesundheitswesen und die Wissenschaft durch Erforschen, Entwickeln, Anwenden und Verbreiten von Konzepten, Methoden und Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz zu fördern. Dazu setzt das DNGK an verschiedenen Stellen an und beschäftigt sich in acht Fachbereichen mit der organisationalen Gesundheitskompetenz, barrierefreier Gesundheitskommunikation, Fehl- und Desinformation, der Rolle der Gesundheitsberufe und der Kunst, aber auch mit pädagogischen Fragen, Erfahrungsberichten und der Nachwuchsförderung.

    Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz
    Um die Gesundheitskompetenz in der gesamten Bevölkerung zu verbessern, haben anerkannte Expertinnen und Experten den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz erarbeitet und diesen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Praxis und Gesellschaft diskutiert. Der Aktionsplan liefert nicht nur Vorschläge, wie sich die Gesundheitskompetenz in Deutschland systematisch stärken lässt. Sein Ziel ist es auch, die Handlungsempfehlungen auf breiter Ebene in der Praxis zu verankern und Organisationen und Verantwortliche dafür zu gewinnen, die Empfehlungen umzusetzen. Der Aktionsplan wurde von der Universität Bielefeld, der Hertie School of Governance und dem AOK-Bundesverband gemeinsam herausgegeben und am 19. Februar 2018 an den damaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe übergeben.

    Allianz Gesundheitskompetenz in der Schule
    Die Allianz Gesundheitskompetenz in der Schule ist ein Bündnis von Stakeholdern aus den Bereichen Bildung und Gesundheit, um eine abgestimmte Strategie zur ganzheitlichen Förderung von Gesundheitskompetenz in der Schule zu entwickeln und systematisch umzusetzen. Dabei soll Gesundheitskompetenz auf den Ebenen von Unterricht, Schulpersonal, Schulorganisation und außerschulischer Lebenswelt verankert und Qualitätsstandards für Gesundheitskompetenz im Setting Schule herausgearbeitet werden. Dieses Bündnis ist Teil der Allianz Gesundheitskompetenz des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und schließt an den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP) an, in dem insbesondere Schule und Bildung als wichtige Ziele für die Stärkung der Gesundheitskompetenz definiert werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Corinna Schaefer (Vorstandsvorsitzende des DNGK)
    E-Mail: schaefer@azq.de

    Eva-Maria Bitzer (Vorstandsvorsitzende des DNGK)
    evamaria.bitzer@ph-freiburg.de

    Prof. Dr. Katharina Rathmann (Vorstandsmitglied DNGK und PHZF)
    E-Mail: katharina.rathmann@gw.hs-fulda.de


    Weitere Informationen:

    https://dngk.de/jahrestagung - mehr Infos zur Tagung
    https://dngk.de/ - mehr Infos zum Deutschen Netzwerk für Gesundheitskompetenz e.V.
    https://www.nap-gesundheitskompetenz.de/ - mehr Infos zum Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz


    Bilder

    Professorin Dr. Doris Schaeffer (Universität Bielefeld und Hertie School) übergibt den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz an den Vorstand des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz e.V. (DNGK)
    Professorin Dr. Doris Schaeffer (Universität Bielefeld und Hertie School) übergibt den Nationalen Ak ...

    Robert Groß

    Die Vertreterinnen und Vertreter des NAP GK samt beratender Expertinnen und Experten sowie Fördermittelgeber Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit dem DNGK-Vorstand auf der Jahrestagung des DNGK am 6. / 7. Juni 2024 in Fulda
    Die Vertreterinnen und Vertreter des NAP GK samt beratender Expertinnen und Experten sowie Fördermit ...

    Robert Groß


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Professorin Dr. Doris Schaeffer (Universität Bielefeld und Hertie School) übergibt den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz an den Vorstand des Deutschen Netzwerks Gesundheitskompetenz e.V. (DNGK)


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