Die vergangene Dekade war geprägt von steigenden Studierenden- & Absolvent*innenzahlen. Dieses starke Wachstum ist jedoch vorerst zum Stillstand gekommen – zwar auf einem hohen Niveau dank der weiterhin hohen Zahl internationaler Studierender, aber die inländische Nachfrage von jungen Erwachsenen nach einem Erststudium geht zurück. Aus demografischen Gründen ist bald jedoch wieder mit einer wachsenden Zahl an Studienberechtigten & Studierenden zu rechnen, was die Hochschulen in der Zwischenzeit vor neue Herausforderungen stellt. Diese & weitere Ergebnisse zur Entwicklung von Hochschulen & Studium enthält der heute veröffentlichte Bildungsbericht, an dem das DZHW beteiligt ist.
Hannover, 17.06.2024. Die aktuell zurückgehende, aber voraussichtlich in wenigen Jahren wieder ansteigende Studiennachfrage bedeutet, dass die Hochschulen nach einem Jahrzehnt massiv gestiegener Studierendenzahlen vor der Herausforderung stehen, das stark gewachsene, immer stärker ausdifferenzierte und in Teilen hoch spezialisierte Studienangebot aufrechtzuerhalten. „Es kommt darauf an, kurzfristig keine flächendeckende Abschaffung spezialisierter Studienangebote oder des Angebots der sogenannten ‚kleinen Fächer‘ zu riskieren. Dies wird die richtige Balance zwischen der Autonomie von Hochschulen und einer koordinierten, zielgerichteten Abstimmung verlangen“, sagt Prof. Dr. Sandra Buchholz, Mitglied der Autor*innengruppe des Bildungsberichts. Diese Entwicklung ist auch mit Blick auf den Fachkräftebedarf relevant, zu dessen Deckung neben inländischen Hochschulabsolvent*innen auch internationale Studierende beitragen, an die ein Fünftel aller Masterabschlüsse und Promotionen vergeben wird. „Das Fachkräftepotenzial internationaler Studierender und Absolvent*innen gerade in den MINT-Fachrichtungen noch besser für den deutschen Arbeitsmarkt zu erschließen, wird für die kommenden Jahre eine wichtige bildungs- und arbeitsmarktpolitische Aufgabe sein“, merkt Dr. Christian Kerst, Co-Autor des Hochschulkapitels, an.
Nach wie vor sind soziale Herkunftsunterschiede bei der Teilhabe an Hochschulbildung festzustellen. Der neue Bildungstrichter des DZHW zeigt: Nur 25 von 100 Kindern, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben, nehmen ein Studium auf. Stammen Kinder aus einer akademischen Familie, sind es 78 von 100 Kindern. „Dass sich soziale Ungleichheiten am Übergang in die Hochschule durch gezielte Beratungs- und Unterstützungsangebote nachhaltig reduzieren lassen, zeigen dabei die beiden für Deutschland inzwischen vorliegenden Interventionsstudien, deren Ergebnisse im diesjährigen Bildungsbericht aufgegriffen werden“, betont Prof. Dr. Sandra Buchholz.
Mit dem familiären Hintergrund variieren auch die Wege zur Hochschulreife und an die Hochschule. Insbesondere Kinder aus nicht-akademischen Elternhäusern nutzen die Möglichkeiten, eine berufliche Ausbildung mit dem Erwerb einer Studienberechtigung und einem Studium zu verbinden. Sie beginnen deshalb häufiger ein Studium mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. „Das berufliche Schul- und Ausbildungssystem eröffnet also nicht nur alternative Wege zur Hochschulreife und zum Studium, sondern trägt auch zur sozialen Öffnung des Bildungssystems bei“, ergänzt Prof. Dr. Sandra Buchholz. Besonders häufig gehen beruflich vorqualifizierte Studierende an Fachhochschulen und entscheiden sich oft für berufsbegleitend studierbare Studiengänge. Vor allem private Fachhochschulen wenden sich mit ihrem stark auf Weiterbildung ausgerichteten und flexiblen Studienangebot speziell an Personengruppen, die in der deutschen Hochschulbildung traditionell unterrepräsentiert sind. „Dazu gehören beruflich qualifizierte Bildungsaufsteiger*innen, Menschen, die bereits älter sind, im Berufsleben stehen, teilweise bereits Familie haben und sich akademisch weiterqualifizieren wollen“, erläutert Dr. Christian Kerst. Hier zeigt sich: Die privaten Hochschulen als relativ neue, aber inzwischen etablierte Akteure im Hochschulbereich reagieren schnell auf die entstehende Studiennachfrage nach weiterbildenden Angeboten und auch auf die Akademisierung bestimmter Berufsfelder wie Gesundheitswissenschaften. Ihre Spezialisierung führt jedoch zu einem engeren Fächerprofil im Vergleich zu staatlichen Hochschulen, die weiterhin wichtige Bereiche der akademischen Qualifizierung einschließlich der MINT-Fächer übernehmen.
Der Bildungsbericht „Bildung in Deutschland“ erscheint seit 2006 alle zwei Jahre und wird von einer Autor*innengruppe unter Federführung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) herausgegeben, an der das DZHW von Anfang an beteiligt war.
Das Hochschulkapitel des Bildungsberichts 2024 beschäftigt sich mit den Entwicklungen im Hochschulbereich, vom Studienangebot über die Studiennachfrage, die Merkmale des Studienverlaufs bis zu den Hochschulabschlüssen und dem Absolvent*innenverbleib.
Der Bildungsbericht ist zu finden unter www.bildungsbericht.de.
Prof. Dr. Sandra Buchholz; Dr. Christian Kerst
www.bildungsbericht.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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