Zwischen 2,7 Millionen und 6,5 Millionen Haushalte in Deutschland sind von Energiearmut betroffen – sie können also beispielsweise ihre Wohnung nicht adäquat heizen bzw. geben einen überproportional hohen Anteil ihres Einkommens für Strom und fürs Heizen aus. Gleichzeitig liegen für Deutschland noch nicht ausreichend Daten vor, um Energie- und Mobilitätsarmut adäquat zu messen und um so passgenaue Maßnahmen gegen diese spezifischen Formen von Armut zu ergreifen.
Über Definitionen, Indikatoren und Maßnahmen gegen Energie- und Mobilitätsarmut sprechen Dr. Viktoria Noka, Mandy Schoßig und Hannah Oldenburg im neuen Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts. Viktoria Noka betont, dass insbesondere beim Thema Mobilitätsarmut noch einheitliche Festlegungen fehlen, ab wann Personen als mobilitätsarm gelten. Betrachtet werden dafür unter anderem Faktoren, wie der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln generell ausgestaltet ist, wie schnell man mit ihnen wichtige Orte wie die eigene Arbeitsstelle, medizinische Einrichtungen oder Einkaufsmöglichkeiten erreicht und ob Menschen sich grundsätzlich ihre Mobilität leisten können.
„Hier besteht noch deutlicher Forschungsbedarf, um genau zu erfassen, wie viele Menschen von Energie- und Mobilitätsarmut betroffen sind“, sagt Dr. Viktoria Noka, Expertin für Verteilungseffekte von Energie- und Klimapolitik im Podcast. „Für die Bewertung spielen neben dem verfügbaren Einkommen aber auch andere Dimensionen eine Rolle, etwa die Höhe der Preise für Energie und Mobilitätsangebote sowie die Möglichkeiten für Energieeinsparungen.“
Zum Podcast „Können wir uns Energie und Mobilität noch leisten?“ des Öko-Instituts [https://www.oeko.de/podcast/koennen-wir-uns-energie-und-mobilitaet-noch-leisten]
Klimasozialpläne in der EU sollen Entlastungen finanzieren
Noka weist im Podcast auch darauf hin, dass die Einnahmen aus dem neuen EU-Emissionshandel für Verkehr und Gebäude sowie aus dem bestehenden Emissionshandel für die Industrie und die Energiewirtschaft teilweise in den sogenannten Klimasozialfond fließen werden. Mit Mitteln aus diesem Fond sollen dann Entlastungen für Haushalte finanziert werden, die von Energie- und Mobilitätsarmut betroffen sind. Dafür muss jeder EU-Mitgliedsstaat bis Juni 2025 in einem Klimasozialplan beschreiben, wie viele Menschen in dem jeweiligen Land jeweils von Armut betroffen sind und mit welchen Maßnahmen ihnen genau geholfen werden soll.
„Laut EU-Kommission soll ein Großteil dieser Gelder dabei nicht direkt an die Bürgerinnen und Bürger ausgezahlt werden, sondern sie sollen in Infrastrukturvorhaben fließen, die Kosten langfristig senken. Zudem sollen die Gelder zielgerichtet an arme Menschen fließen und nicht nach dem „Gießkannen-Prinzip“ breit verteilt werden“, erläutert Noka.
Sie verweist auf erfolgreiche Programme aus anderen EU-Staaten, wie etwa Förderprogramme für Renovierungen, die arme Hauseigentümer*innen in Irland in Anspruch nehmen können oder „Social Leasing“-Programme etwa in Frankreich, bei denen Menschen mit wenig Einkommen klimaverträgliche Verkehrsmittel staatlich subventioniert leasen können.
Wissen statt Alltagsberatung
Der Podcast „Wenden bitte!“ des Öko-Instituts richtet sich an alle mit politischem und ökologischem Interesse aus Politik, Wissenschaft, Medien, NGOs und Öffentlichkeit. Den Podcast moderieren Nadine Kreutzer, Journalistin und Moderatorin, und Mandy Schoßig, Leiterin Öffentlichkeit & Kommunikation am Öko-Institut. Rund eine Stunde lang sprechen sie mit einem Experten beziehungsweise einer Expertin aus dem Öko-Institut über anstehende Nachhaltigkeitstransformationen – genug Zeit für die „Langstrecke der Umweltpodcasts“. Die Spezial-Folgen greifen tagesaktuelle politische und gesellschaftliche Themen auf.
Dr. Viktoria Noka
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
im Bereich Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-322
E-Mail: v.noka(at)oeko.de
https://www.oeko.de/podcast/koennen-wir-uns-energie-und-mobilitaet-noch-leisten Episode 4 „Können wir uns Energie und Mobilität noch leisten?“ mit Dr. Viktoria Noka, erschienen am 20. Juni 2024
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Energie, Gesellschaft, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).