Alzheimer: Genvariante beeinflusst kognitiven Verfall I Biodiversität im Wasser als Indikator für Gesundheitsfragen I Autoimmunerkrankungen: Fehlregulation bei T-Zellen lässt sich aufheben I Multiple Sklerose: Übergewicht in der Jugend kann Risiko für MS erhöhen
Alzheimer: Genvariante beeinflusst kognitiven Verfall
Eine internationale Forschungsgruppe unter Beteiligung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat in einer Studie nachgewiesen, dass eine bestimmte Genvariante das Auftreten kognitiver Schäden bei Alzheimer beeinflusst. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden im Fachjournal The New England Journal of Medicine veröffentlicht. Die Wissenschaftler:innen untersuchten 27 Personen, die eine Kopie der APOE3-Christchurch-Genvariante in sich trugen, aus einer Gruppe von rund 1.100 Personen mit der PSEN1-E280A-Mutation. Diese sogenannte Paisa-Mutation löst eine erbliche, besonders schwerwiegende und früh einsetzende Form von Alzheimer aus. Die Wissenschaftler:innen stellten fest, dass kognitive Probleme im Zuge der Alzheimer-Erkrankung bei Personen, die zusätzlich die APOE3-Christchurch-Mutation aufwiesen, im Durchschnittsalter von 52 Jahren begannen – und damit fünf Jahre später als bei Personen, die ausschließlich die PSEN1-E280A-Mutation in sich trugen. Auch wurden bei Proband:innen mit beiden Mutationen weniger krankhafte Veränderungen der Blutgefäße sowie geringere Mengen des Proteins Tau nachgewiesen, dessen Ablagerung in Nervenzellen zur Entstehung von Alzheimer maßgeblich beiträgt.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Vorhandensein einer Kopie des APOE3 Christchurch-Gens den Beginn des kognitiven Verfalls bei der vererbten Alzheimer-Erkrankung verzögern und zum Schutz vor den damit verbundenen Hirnschäden beitragen kann“, sagt Dr. Diego Sepulveda-Falla, Institut für Neuropathologie des UKE. Die Studie wurde von Dr. Yakeel Quiroz und Dr. Joseph Arboleda-Velasquez von der Harvard University in Boston, USA, geleitet.
Literatur: Quiroz, Aguillon, Aguirre-Acevedo et al. APOE3 Christchurch Heterozygosity and Autosomal Dominant Alzheimer’s Disease. The New England Journal of Medicine. 2024. DOI: doi.org/10.1056/NEJMoa2308583
Kontakt für Rückfragen: Dr. Diego Sepulveda-Falla, Institut für Neuropathologie
Biodiversität im Wasser als Indikator für Gesundheitsfragen
Ein neues Monitoring-Verbundprojekt unter Beteiligung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geht der Frage nach, welche Kleinstlebewesen im Hamburger Abwasser zu finden sind und was die Befunde über die Gesundheit der Stadtbevölkerung aussagen. Der Forschungsverbund „Molekulares Monitoring der bakteriellen Biodiversität im Wasserkreislauf (MOMOBIO)“ unter Leitung der Universität Hamburg erhält hierfür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die kommenden drei Jahre 1,9 Millionen Euro; auf das UKE entfallen hiervon etwa 600.000 Euro.
Die Forschenden werden entlang der Hamburger Abwasserströme Proben nehmen und die mikrobiotische Artenvielfalt sowie die Verbreitung von Resistenzgenen untersuchen. Dafür nutzen sie bioinformatorische Analysemethoden und führen unter anderem molekulargenetische Untersuchungen durch, um einen umfassenden Datensatz für die Bestimmung der Artenvielfalt zu erstellen. Kombiniert mit Modellierungsansätzen aus der Ökologie soll das Monitoring zuverlässige Aussagen zu Gesundheitsfragen ermöglichen. Am UKE erfolgen die bioinformatischen Analysen in der Bioinformatik Facility der Medizinischen Fakultät unter Leitung von Dr. Malik Alawi sowie die Analyse resistenter Mikroorganismen im Arbeitsbereich Krankenhaushygiene unter Leitung von Prof. Dr. Johannes Knobloch. „Im Sinne des One Health Gedankens sind die Abwasserströme einer Großstadt eine relevante Quelle von resistenten Bakterien in der Umwelt. Die Modellierung der Abwasserströme bis in die für Freizeitaktivitäten genutzten Gewässer kann einen wesentlichen Beitrag zum besseren Schutz von Gewässern und damit der Gesundheit der Bevölkerung leisten“, sagt Prof. Knobloch. Die Zusammensetzung des sogenannten aquatischen Mikrobioms wird vor allem durch den Menschen bestimmt, etwa durch vermehrt eingesetzte Antibiotika. Zudem gelangen immer mehr Giftstoffe, Weichmacher und Mikroplastik in den Wasserkreislauf und verändern die Biodiversität.
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Johannes Knobloch, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Autoimmunerkrankungen: Fehlregulation bei T-Zellen lässt sich aufheben
Fehlregulierte T-Zellen des menschlichen Immunsystems, die dazu beitragen, dass körpereigene Strukturen angegriffen werden, sind die Hauptursache für Autoimmunerkrankungen. Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) konnten am Beispiel von pathogenen Th17-Zellen bei Autoimmunerkrankungen von Niere und Darm in einer Studie nachvollziehen, wie einzelne Gene die Merkmale dieser Zellen beeinflussen. Hierfür haben die Forschenden einen sogenannten gepoolten Einzelzell-CRISPR-screen zur Entschlüsselung von Genfunktionen für den Einsatz in präklinischen Modellen optimiert, bei dem eine Reihe von Zielgenen in einem Ansatz gleichzeitig adressiert und per Einzelzell-RNA-Sequenzierung ausgelesen werden können. In diesem Zusammenhang haben die Forschenden bei Nierenzellen von Patient:innen mit der autoimmunen Nierenerkrankung Glomerulonephritis festgestellt, dass sich entsprechende fehlregulierte T-Zellen potentiell in regulatorische T-Helferzellen zur Unterdrückung entzündlicher Prozesse modulieren lassen. „Diese Modulation stellt bei Patient:innen mit autoimmunen Nierenerkrankung einen vielversprechenden Therapieansatz dar“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christian F. Krebs, III. Medizinische Klinik und Poliklinik des UKE. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler:innen im Fachjournal Science Immunology veröffentlicht.
Literatur: Enk und Hellmig et al. Targeting T cell plasticity in kidney and gut inflammation by pooled single-cell CRISPR screening. Science Immunology. 2024. DOI: doi.org/10.1126/sciimmunol.add6774
Kontakt für Rückfragen: Prof. Dr. Christian F. Krebs, III. Medizinische Klinik und Poliklinik
Multiple Sklerose: Übergewicht in der Jugend kann Risiko für MS erhöhen
Forschende unter Leitung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) haben im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie untersucht, welche in Kindheit und Jugend auftretenden Faktoren das Risiko beeinflussen können, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Die Wissenschaftler:innen konnten hierbei eine Verbindung zwischen Übergewicht in der Jugend und MS beobachten. Zudem fanden sie heraus, dass Personen, die als Säuglinge gestillt wurden, ein verringertes MS-Risiko haben. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden im Fachjournal BMC Neurology veröffentlicht.
Für das Eintreten der Autoimmunkrankheit MS können nach aktuellem Stand genetische Faktoren und Umwelt- und Lebensstileinflüsse, virale Infektionen sowie Vitamin D-Mangel verantwortlich sein. In der vorliegenden Studie wurden die Angaben der Proband:innen zu Ereignissen und Lebensstilfaktoren in jungen Jahren analysiert, wozu unter anderem das Gewicht in unterschiedlichen Altersstadien, die Art der Geburt, eine mögliche Stillzeit oder die Anzahl an Geschwistern gehörten. Von den befragten rund 204.000 Personen hatten 858 vor der NAKO-Basisuntersuchung die Diagnose MS erhalten. „Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass der Zeitpunkt des Übergewichts einen Einfluss auf das MS-Risiko haben könnte. Die körperliche Aktivität der Kinder und Jugendlichen spielt dabei sicherlich ebenfalls eine wichtige Rolle und sollte in zukünftigen Studien genauer untersucht werden”, sagt Erstautorin Anja Holz vom Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie des UKE.
Literatur: Holz, Obi, Ahrens et al. Childhood and adolescence factors and multiple sclerosis: results from the German National Cohort (NAKO). BMC Neurology. 2024. DOI: doi.org/10.1186/s12883-024-03620-4
Kontakt für Rückfragen: Anja Holz, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie
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