Es ist ein wissenschaftlicher Meilenstein: Einer Forschungsgruppe vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) der Medizinischen Fakultät der Universität Münster ist es gelungen, einen weiteren Teil des genetischen Codes zu entschlüsseln, der für die Produktion von Spermien notwendig ist. Die Deutsche Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA) würdigt den Forschungserfolg der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Sandra Laurentino und Prof. Dr. Nina Neuhaus als Durchbruch in der Epigenetik der Reproduktion und sieht den Forschungsstandort Münster einmal mehr gestärkt.
„Die wissenschaftlichen Erkenntnisse dieser translationalen Studie sind von enormer Tragweite und nicht zuletzt von großer klinischer Relevanz, da sie auch auf eine bisher unbekannte Ursache männlicher Unfruchtbarkeit und damit perspektivisch auf einen möglichen neuen Therapieansatz hinweisen“, betont Dr. Jann-Frederik Cremers, Pressesprecher der DGA.
Die Münsteraner Studie, jüngst hochrangig in der renommierten Fachzeitschrift American Journal of Human Genetics veröffentlicht, analysierte den Prozess der Spermienproduktion im Hoden, bei dem bestimmte DNA-Muster korrekt etabliert sein müssen, und konnte herausfinden, welcher konkreten Anweisungen es für die beteiligten Gene bedarf, damit die sogenannte Spermatogenese erfolgreich funktioniert. Um diesen Code zu identifizieren, legten die Forschenden ihren Fokus auf die sogenannte DNA-Methylierung, eine chemische Modifikation in der DNA, welche die Aktivität von Genen während der Spermienproduktion reguliert. Ähnlich wie bei einem Computerprogramm müssen die Gene in verschiedenen Zellen "ein- und ausgeschaltet" werden, damit die Spermatogenese einwandfrei ablaufen kann, berichtete das Forschungsteam. Aufgrund der, in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin in Münster, erstmals gelungenen Trennung von spermienproduzierenden Zellen vom restlichen Hodengewebe, konnten die Forschenden mithilfe innovativer Sequenzierungstechniken den "Fruchtbarkeitscode" entschlüsseln und einen Meilenstein in der Epigenetik der Reproduktion setzen, welche potenziell vererbbare Veränderungen der Aktivität von Genen untersucht. „Die Studienerkenntnisse liefern einen detaillierten Einblick in die genomweiten Veränderungen der DNA-Methylierung während der menschlichen Spermatogenese“, resümiert Dr. Jann-Frederik Cremers. Damit habe Münster seinen Ruf als Leuchtturm der Reproduktionsforschung erneut unter Beweis gestellt, ergänzt die Forschungsbeauftragte der DGA, Dr. Corinna Friedrich.
Darüber hinaus entdeckte die Forschungsgruppe, dass der Code bei Männern, die unter einer extrem geringen Spermienproduktion, medizinisch Kryptozoospermie, leiden, nicht richtig funktioniert. „Die Entdeckung dieser bislang unbekannten Ursache männlicher Infertilität könnte potenzielle neue translationale Therapieansätze für unsere Patienten bieten, die nun weiter erforscht werden und hoffentlich den Weg in die klinische Anwendung finden können“, sagt der DGA-Pressesprecher.
Dass mit Dr. Sandra Laurentino eine der Letztautorinnen dieser Top-Publikation auf der 36. Jahrestagung der DGA vom 14. bis 16. November 2024 in Köln erwartet wird, ist eine weitere gute Nachricht. „Wir freuen uns auf einen spannenden Highlight-Vortrag zu dieser Studie“, sagt Kongresspräsident Dr. Alexander Sahi und lädt die Fachwelt sowie Medienschaffende herzlich zu der wichtigsten andrologischen Fachtagung des Jahres in die Domstadt ein.
Die Studie „Genome-wide DNA methylation changes in human spermatogenesis“ entstand im Rahmen der Klinischen Forschungsgruppe „Male Germ Cells“, die seit 2017 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird und die Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit untersucht.
Weitere Informationen:
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V.
Bettina-Cathrin Ihnen
Sabine Martina Glimm
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Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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