Die gemeinsame Förderung von fünf Leibniz-Einrichtungen durch Bund und Länder soll fortgeführt werden. Das empfiehlt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei allen fünf Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren erfolgen.
Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
• Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien, Bremen (IWT)
• Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, Braunschweig (GEI)
• Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg (BNITM)
• Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz (IEG)
• Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel und Berlin (IPN)
Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:
1) Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien, Bremen (IWT)
Das Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien befasst sich mit hochbeanspruchten metallischen Strukturwerkstoffen. Mit seinen verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen Kompetenzen gelinge es dem Institut, für bestimmte Bauteile die gesamte Prozesskette von Design, Herstellung, Modifikation und Bearbeitung bis zur Prüfung abzubilden, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichen Stellungnahme. Regelmäßig würden hervorragende Forschungsergebnisse erzielt; zudem sei das Institut eng an die industrielle Praxis angebunden.
Das IWT wird seit 2018 von Bund und Ländern als Leibniz-Institut gefördert; seitdem habe es sich ausgezeichnet entwickelt, so der Senat. Im Rahmen eines Strategieprozesses seien „3D-Druck“, „Wasserstofftechnologien“ und „Digitalisierung“ als neue Forschungsschwerpunkte definiert worden. Diese würden sowohl technologisch als auch gesellschaftlich aktuelle Fragestellungen adressieren und einen geeigneten Rahmen für die weitere Entwicklung bilden.
Das Direktorium leite das Institut sehr gut. Der Senat lobt das Qualifizierungsumfeld am IWT für Karrieren innerhalb wie außerhalb der Wissenschaft. Seit der Evaluierung durch den Wissenschaftsrat sei der Anteil von Frauen am wissenschaftlichen Personal auf ein Viertel gestiegen. Diese Entwicklung müsse verstärkt und Erfolge in der Chancengleichheit der Geschlechter insbesondere auf Leitungsebene erreicht werden.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IWT fortzusetzen.
2) Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut, Braunschweig (GEI)
Das Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut befasst sich mit Materialien für den Unterricht in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern in der Sekundarstufe.
Der Senat stellt in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme fest, dass am GEI eine der weltweit umfangreichsten Sammlungen an Schulbüchern vorgehalten und hervorragend erschlossen werde. Die Sammlungen seien in den letzten Jahren erweitert worden und umfassten nun auch digitale Medien für den Unterricht. Seine Informationsinfrastrukturen habe das Institut sehr gut weiterentwickelt, unter anderem durch die Zusammenführung weltweit verteilter Schulbuch-Bestände in einem Onlinekatalog.
Durch seine Stipendienprogramme trage das GEI bereits seit langer Zeit zur internationalen Vernetzung der Forschung zu Schulmedien bei, so der Senat weiter. Mit seinen Forschungsergebnissen werde das Institut in der Bildungsmedienforschung auch international wahrgenommen, unter anderem zu Themen wie der Darstellung religiöser Vielfalt in Unterrichtsmaterialien und der Aneignung von Deutungsmustern im Geschichtsunterricht. Auf Basis dieser Forschung erbringe das Institut hervorragende Transferleistungen in die Bildungspraxis. Für die nächsten Jahre sei zudem ein Ausbau der fachdidaktischen Forschung geplant. Der Senat begrüßt den Ansatz, dabei die gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken auch in ihren Bezügen zueinander zu thematisieren.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des GEI fortzusetzen.
3) Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg (BNITM)
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin widmet sich in fünf Sektionen der Forschung, Versorgung und Lehre im Bereich der weltweiten Infektions- und Tropenmedizin. Das Ziel ist die Kontrolle von armutsbedingten und vernachlässigten Infektionskrankheiten, die Epidemien verursachen. Ein regionaler Schwerpunkt des Instituts liegt dabei auf Afrika und der Forschung zu Lassa- und Ebola-Fieber sowie Malaria.
Die Forschung des BNITM führe zu innovativen, vielfach herausragenden Ergebnissen, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft. Darüber hinaus erbringe das Institut eine Reihe von wichtigen und stark nachgefragten Dienstleistungen. Insbesondere die verschiedenen Diagnostikzentren seien ein Alleinstellungsmerkmal, unter anderem betreibe das BNITM das „WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren“. Zudem verfüge das Institut über exzellente, auch von Kooperationspartnern genutzte Hochsicherheits-Labore. Das BNITM leiste ebenso wichtige Beiträge für den Kapazitätsaufbau in ressourcenarmen Regionen. So stelle es mobile Labore mit ausgebildetem Personal bereit, die etwa während der letzten Ebola-Ausbrüche in Westafrika und Uganda in den Jahren 2021 und 2022 eingesetzt worden seien.
Seit der letzten Evaluierung habe nach ruhestandsbedingten Wechseln im Vorstand ein starker personeller Umbruch stattgefunden, der sehr gut gestaltet worden sei. Die neu etablierte fünfte Sektion zur Implementationsforschung befinde sich noch im Aufbau. In dieser verfolge das BNITM das Ziel, Expertise von den Sozialwissenschaften über die lebenswissenschaftliche Grundlagenforschung bis hin zur Medizin zu verbinden. Zukünftig würden zudem in einer neuen Querschnittseinheit die Arbeiten im Bereich der Datenwissenschaften erweitert. Der Senat begrüßt außerdem, dass bereits erste Schritte für notwendige umfangreiche Baumaßnahmen zur Erneuerung der Gebäude bis 2032 eingeleitet worden seien.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des BNITM fortzusetzen.
4) Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz (IEG)
Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte hat den Auftrag, zur Religionsgeschichte und zur allgemeinen Geschichte Europas vornehmlich seit dem Ausgang des Mittelalters zu forschen, zu publizieren und Ergebnisse anderweitig zugänglich zu machen. Die Arbeiten entstehen aus einer historisch-kulturwissenschaftlichen Perspektive heraus.
Der Leibniz-Senat hält in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme fest, dass sich das IEG in den vergangenen sieben Jahren insbesondere auch im Bereich der Digital Humanities ausgezeichnet entwickelt habe. Am Institut werden äußerst erfolgreich digitale Verfahren und Methoden für die historische Forschung entwickelt, angewendet und der Fachgemeinschaft zur Verfügung gestellt. Dies habe zu dem besonderen Erfolg geführt, dass das IEG seit 2023 das Konsortium NFDI4Memory im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur leite. Seine Forschungsergebnisse publiziere das Institut sehr gut. Außerdem sei es in der Vermittlung seiner anspruchsvollen Erklärungsmodelle zur europäischen Geschichte in eine nicht-wissenschaftliche Öffentlichkeit erfolgreich. Mit seinem Stipendien- und Gästeprogramm betreibe es eine weit ausstrahlende soziale Infrastruktur innerhalb der Geschichtswissenschaften.
Die nun abgeschlossene Reform der inneren Organisation und Struktur des Instituts sei sinnvoll und gut gelungen. Auch einen ruhestandsbedingten Wechsel auf einer der beiden Direktoriumsstellen habe das Institut inhaltlich und organisatorisch gut vorbereitet und durchgeführt. Das IEG biete seinen Beschäftigten sehr gute Arbeits- und Forschungsbedingungen. Der Senat würdigt die Verbindungen des IEG zu regionalen und überregionalen universitären Partnern.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IEG fortzusetzen.
5) Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel und Berlin (IPN)
Das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik untersucht schulische und außerschulische Bildungsprozesse. Regelmäßig erziele das IPN hervorragende wissenschaftliche Ergebnisse, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Dabei verbinde es die fachdidaktischen Arbeiten ausgesprochen gut mit Methodenforschung und -entwicklung. Der Senat begrüßt, dass das IPN wie empfohlen in den vergangenen Jahren die Fachdidaktik Informatik in sein Arbeitsspektrum aufgenommen hat. Leitung und Gremien werden darin bestärkt, die derzeit nur temporär eingerichtete Arbeitsgruppe auf diesem Gebiet dauerhaft am Institut zu verankern und nach Möglichkeit weiter auszubauen.
Das IPN beteilige sich an umfangreichen, international führenden Datenerhebungen wie den PISA-Studien und erbringe weitere infrastrukturelle Leistungen wie die Ausrichtung mehrerer Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler. Bezüglich des Wissenstransfers würdigt der Senat das starke Engagement in der politischen Beratung und hebt zudem die Entwicklung von online frei verfügbaren Unterrichtsmaterialien hervor. In den kommenden Jahren möchte das Institut die Forschung zur Wissenschaftskommunikation erheblich intensivieren und seine Expertise in den Bereichen Datenwissenschaften und digitale Bildung ausbauen.
Die wissenschaftliche und administrative Geschäftsführung leite das Institut außerordentlich erfolgreich. Dabei unterstreicht der Senat die sehr guten Qualifizierungsmöglichkeiten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IPN fortzusetzen.
Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/
Hintergrund:
Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.
Grundlage für die Bewertung ist eine schriftliche Unterlage der Einrichtung und ein Evaluierungsbesuch am Institut. Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem die bewertete Institution Stellung nehmen kann. Im Anschluss an die Bewertung verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme. Die Stellungnahme schließt mit einer Förderempfehlung ab und dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen.
Die Senatsstellungnahme werden zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) auf der Website der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht.
Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
Christoph Herbort-von Loeper
Tel.: 030 / 20 60 49 – 471
Mobil: 0174 / 310 81 74
herbort@leibniz-gemeinschaft.de
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 21.300 Personen, darunter 12.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Finanzvolumen liegt bei gut 2,2 Milliarden Euro.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
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Deutsch
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