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11.07.2024 15:27

Blutfettprofile bestätigen: Hochwertige pflanzliche Öle sind besser für die Gesundheit als Butter

Susann-C. Ruprecht Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

    Die Umstellung von einer Ernährung mit einem hohen Gehalt an gesättigten tierischen Fetten zu einer Ernährung, die reich an pflanzlichen ungesättigten Fetten ist, beeinflusst die Fettzusammensetzung im Blut. Das wiederum beeinflusst das langfristige Krankheitsrisiko. Eine kürzlich in Nature Medicine veröffentlichte Studie, die von einem Forscherteam des DIfE, der Chalmers University of Technology in Schweden sowie mehrerer anderer Universitäten durchgeführt wurde, zeigt, dass es möglich ist, diätetisch bedingte Fettveränderungen im Blut genau zu messen. Diese können dann direkt mit dem Entstehungsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden.

    Eine Pressemitteilung der Chalmers University of Technology Schweden

    „Unsere Studie bestätigt mit noch größerer Gewissheit als bisher die gesundheitlichen Vorteile einer Ernährung mit einem hohen Anteil an ungesättigten pflanzlichen Fetten, wie sie beispielsweise in der mediterranen Diät vorkommen. Das könnte dabei helfen, gezielte Ernährungsempfehlungen für diejenigen zu formulieren, die am meisten von einer Änderung ihrer Essgewohnheiten profitieren würden", sagt Dr. Clemens Wittenbecher, Forschungsleiter an der Chalmers University of Technology und Hauptautor der Studie.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hebt die Bedeutung einer gesunden Ernährung zur Vorbeugung chronischer Krankheiten hervor und empfiehlt, gesättigte tierische Fette, die zum Beispiel in Butter enthalten sind, durch pflanzliche ungesättigte Fette, wie sie beispielsweise aus Olivenöl bekannt sind, zu ersetzen, um das kardiometabolische Risiko zu reduzieren. Allerdings ist die Sicherheit dieser Richtlinien aufgrund von Einschränkungen in bestehenden Studien bisher moderat.

    Die hier beschriebene Studie hebt diese Einschränkungen auf, indem sie die Fette im Blut, auch bekannt als Lipide, mit einer Methode namens Lipidomik genau analysiert. Diese sehr detaillierten Lipidmessungen ermöglichten es den Forschenden, Ernährung und Krankheit in einer innovativen Kombination verschiedener Studientypen zu verknüpfen. Dieser neuartige Ansatz verbindet Ernährungsinterventionsstudien - die stark kontrollierte Diäten verwenden - und bereits durchgeführte Kohortenstudien mit langfristiger Gesundheitsüberwachung.

    Überwachung der Blutfette bei Änderungen im Lebensmittelkonsum

    Ein Teil dieser Forschung wurde in einer diätetischen Interventionsstudie von der University of Reading in Großbritannien durchgeführt, an der 113 Männer und Frauen teilnahmen. Über 16 Wochen konsumierte eine Studiengruppe eine Ernährung mit einem hohen Gehalt an gesättigten tierischen Fetten, während die andere einer Ernährung folgte, die reich an ungesättigten pflanzlichen Fetten war. Die Blutproben wurden mittels Lipidomik analysiert, um spezifische Lipidmoleküle zu identifizieren, welche die unterschiedlichen Ernährungsweisen der Proband*innen widerspiegelten.

    „Wir haben die Auswirkungen auf die Blutfette mit einem Multi-Lipid-Score (MLS) zusammengefasst. Ein hoher MLS zeigt ein gesundes Blutfettprofil an. Eine hohe Aufnahme von ungesättigten pflanzlichen Fetten sowie eine geringe Aufnahme von gesättigten tierischen Fetten können dazu beitragen, solche positiven MLS-Werte zu erreichen“, sagt Erstautor Dr. Fabian Eichelmann vom DIfE und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

    Die MLS-Ergebnisse aus der Ernährungsinterventionsstudie hat das Forscherteam statistisch mit dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes in großen, zuvor durchgeführten Beobachtungsstudien in Verbindung gebracht. Die gemeinsame Datenanalyse von beiden Studientypen zeigte, dass Teilnehmende mit einem höheren MLS, was auf eine vorteilhafte Zusammensetzung der Nahrungsfette hinweist, ein deutlich reduziertes Risiko hatten, kardiometabolische Erkrankungen zu entwickeln.

    Ernährungsumstellung zeigt Wirkung

    Zusätzlich untersuchte die aktuelle Studie, ob Personen mit niedrigen MLS-Werten, die auf eine hohe Aufnahme gesättigter Fette hinweisen, speziell von einer gesünderen Ernährung profitieren. Die mediterrane Ernährung, die sich auf die Bereitstellung von mehr ungesättigten pflanzlichen Fetten konzentriert, wurde in der großen Ernährungsinterventionsstudie PREDIMED angewandt. Mithilfe dieser Studie fanden die Forschenden heraus, dass die Prävention von Typ-2-Diabetes tatsächlich bei den Personen am ausgeprägtesten war, die zu Studienbeginn niedrige MLS-Werte aufwiesen.

    „Die Ernährung ist so komplex, dass es oft schwierig ist, aus einer einzelnen Studie schlüssige Beweise zu ziehen. Unser Ansatz, Lipidomik zu verwenden, um Interventionsstudien mit streng kontrollierten Diäten mit prospektiven Kohortenstudien mit langfristiger Gesundheitsverfolgung zu kombinieren, kann die aktuellen Einschränkungen in der Ernährungsforschung überwinden,“ erklärt Wittenbecher.

    Mehr Informationen zu anderen großen Kohorten- und Interventionsstudien:

    - Deutsche EPIC-Potsdam-Studie – Nordic diet, Mediterranean diet, and the risk of chronic diseases: the EPIC-Potsdam study
    [https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-018-1082-y]
    - Harvards Nurses' Health Studies – Die Nurses’ Health Study und Nurses’ Health Study II gehören zu den größten Untersuchungen zu Risikofaktoren für bedeutende chronische Krankheiten bei Frauen [https://nurseshealthstudy.org/]
    - PREDIMED-Studie – Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts
    [https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1800389]


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Fabian Eichelmann
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE
    Tel.: +49 33200 88 - 2454
    E-Mail: fabian.eichelmann@dife.de

    Dr. Clemens Wittenbecher
    Assistant Professor, Department of Life Sciences, Chalmers University of Technology, Schweden
    Tel.: +46 31 772 80 50
    E-Mail: clemens.wittenbecher@chalmers.se

    Hinweis
    Die Kontaktpersonen sprechen sowohl Englisch als auch Deutsch. Clemens Wittenbecher spricht außerdem Spanisch. Sie stehen für Live- und vorab aufgezeichnete Interviews zur Verfügung. Die Chalmers Universität verfügt über Podcast-Studios und Rundfunk-Filmausrüstung vor Ort und kann bei Anfragen für Fernseh-, Radio- oder Podcast-Interviews unterstützen.


    Originalpublikation:

    Eichelmann, F., Prada, M., Sellem, L., Jackson, K. G., Salas-Salvadó, J., Razquin-Burillo, C., Estruch, R., Friedén, M., Rosqvist, F., Risérus, U., Rexrode, K. M., Guasch-Ferré, M., Sun, Q., Willett, W. C., Martinez-Gonzalez, M. A., Lovegrove, J. A. Hu, F. B., Schulze, M. B., Wittenbecher, C.: Lipidome changes due to improved dietary fat quality inform cardiometabolic risk reduction and precision nutrition. Nature Medicine (2024) [Open Access]
    [https://doi.org/10.1038/s41591-024-03124-1]


    Weitere Informationen:

    https://news.cision.com/chalmers/r/blood-fat-profiles-confirm-health-benefits-of... englische Originalmeldung der Chalmers University of Technology in Schweden


    Bilder

    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, pflanzliche Öle zu bevorzugen und davon etwa 10 bis 15 Gramm pro Tag zu sich zu nehmen.
    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, pflanzliche Öle zu bevorzugen und davon etwa 10 b ...

    DIfE/firefly.adobe.com

    Dr. Clemens Wittenbecher (l.) von der Chalmers University of Technology und Dr. Fabian Eichelmann (r.)  vom DIfE
    Dr. Clemens Wittenbecher (l.) von der Chalmers University of Technology und Dr. Fabian Eichelmann (r ...
    Martina Butorac/Carolin Schrandt
    Chalmers University of Technology/DIfE


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, pflanzliche Öle zu bevorzugen und davon etwa 10 bis 15 Gramm pro Tag zu sich zu nehmen.


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    Dr. Clemens Wittenbecher (l.) von der Chalmers University of Technology und Dr. Fabian Eichelmann (r.) vom DIfE


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