Frühere Auswertungen im Rahmen des Benzinpreisspiegels des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigten, dass der ab 1. Juni 2022 geltende dreimonatige Tankrabatt für Diesel und Benzin zunächst im Wesentlichen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wurde, dieser Effekt jedoch im Zeitverlauf abnahm. Neue Auswertungen für die gesamte Tankrabattperiode bestätigen dies: Die preisdämpfenden Effekte des Tankrabatts sind im Verlauf der Monate Juli und August 2022 stark geschrumpft und regional sehr unterschiedlich ausgefallen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der RWI-Wissenschaftler Manuel Frondel, Patrick Thiel und Colin Vance.
Das Wichtigste in Kürze:
- Um die Bevölkerung während der Energiekrise 2022 direkt von hohen Energiepreisen zu entlasten, wurde in Deutschland am 1. Juni 2022 befristet für drei Monate die Energiesteuer auf Kraftstoffe gesenkt. Dieser sogenannte „Tankrabatt“ hat die Energiesteuersätze auf Benzin, Diesel, Erdgas (CNG/LNG) und Flüssiggas (LPG) auf das europarechtliche Mindestmaß reduziert. Für Diesel sank in diesem Zeitraum die Energiesteuer um 14,04 Cent pro Liter, für Superbenzin um 29,55 Cent pro Liter. Inklusive der entsprechend entfallenden Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent lag die theoretische steuerliche Entlastung insgesamt bei 16,7 Cent pro Liter Diesel und 35,2 Cent pro Liter Superbenzin.
- Der Vergleich mit den Kraftstoffpreisen zwischen Frankreich und Deutschland vor und nach Einführung des Tankrabatts hatte gezeigt, dass dieser im Juni 2022 praktisch vollständig an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wurde. Das ergaben Auswertungen im Rahmen des Benzinpreisspiegels des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, die im Juli 2022 veröffentlicht wurden.
- Eine Auswertung Ende August 2022 hatte dann ergeben, dass nach Juni die preisdämpfenden Effekte des Tankrabatts durch preistreibende Faktoren geschmälert wurden, insbesondere beim Diesel. Dies wurde vor allem auf niedrige Flusspegelstände infolge der Trockenheit zurückgeführt, die den Treibstofftransport auf dem Rhein stark beeinträchtigt und damit verteuert hatte.
- Aktuelle Studienergebnisse des RWI für die gesamte Tankrabattperiode von Anfang Juni bis Ende August 2022 bestätigen nun, dass die preisdämpfenden Effekte des Tankrabatts im Verlauf von Juli und August 2022 stark abgenommen haben (Abbildung 1). Zudem zeigt sich, dass sie je nach Region sehr unterschiedlich ausgefallen sind (Abbildung 2).
- In Bundesländern mit einem vergleichsweise hohen durchschnittlichen Einkommen wurde der Tankrabatt in weit geringerem Maße weitergegeben. Dies gilt insbesondere für Bayern. In den ostdeutschen Regionen wurde der Tankrabatt dagegen stärker an die Verbraucher weitergereicht.
- Bei Tankstellen mit wenigen Wettbewerbern im unmittelbaren Umkreis wurde der Tankrabatt ebenfalls in geringerem Maße weitergegeben. Nur etwa 84 Prozent des Tankrabatts für Diesel und 80 Prozent bei Super-E10 kam bei den Verbrauchern an, wenn diese bei den Tankstellen mit wenigen Wettbewerbern im unmittelbaren Umkreis getankt haben.
- Obwohl Verbraucher im Laufe der Zeit an den Tankstellen weniger von dem Tankrabatt erhalten haben, wurde über die ganzen drei Monate hinweg betrachtet der Tankrabatt durchschnittlich mit 87 Prozent bei Diesel und 71 Prozent bei Superbenzin E10 weitergereicht.
Zur Entwicklung der Preise für Kraftstoffe zwischen Juni und August 2022, in denen der Tankrabatt galt, sagt der Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI, Manuel Frondel: „Der Tankrabatt wurde zwar im ersten Monat praktisch vollständig weitergegeben. Anschließend haben die Tankstellen den Tankrabatt allerdings immer weniger an die Verbraucher weitergegeben. Neben den Auswirkungen der Trockenperiode könnte auch die nachlassende mediale Aufmerksamkeit diese Entwicklung erklären.“ Er ergänzt in Bezug auf die regionalen Unterschiede: „Dass der Tankrabatt bei Tankstellen mit wenigen Wettbewerbern im unmittelbaren Umkreis in geringerem Maße weitergegeben wurde, lässt Rückschlüsse auf deren generelles Preissetzungsverhalten zu.“
Prof. Dr. Manuel Frondel, manuel.frondel@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 81 49-204
https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Ruhr_Economic_P...
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