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21.07.2004 12:21

Familienaufstellungen auf den Prüfstand stellen

Bernhard Schorn Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie

    V. Europäischer Kongress für Familientherapie und Systemische Praxis: 29. September bis 2. Oktober 2004 in Berlin - Deutsche Verbände für systemische Therapie grenzen sich klar von dem Vorgehen Bert Hellingers ab.

    Köln/Stuttgart/Berlin, Juli 2004 - Die Methode der Familienaufstellung ist in Fachkreisen seit langem bekannt. Gleichzeitig ist das Vorgehen von Bert Hellinger äußerst umstritten. Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) und die Systemische Gesellschaft (SG) lehnen hier vor allem die Praxis der Durchführung in Großveranstaltungen als "ethisch nicht vertretbar und gefährlich für die Betroffenen" ab, befürworten aber eine konstruktive und professionelle Auseinandersetzung mit der Methode der Familienaufstellung. Daher gehört auch sie zu den Themen auf dem 5. Europäischen Kongress für Familientherapie und Systemische Praxis, der vom 29. September bis 2. Oktober 2004 in Berlin stattfindet. Unter dem Motto "Creating futures - Systemische Dialoge in Europa" können sich dort Familientherapeuten, Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter in Seminaren, Workshops und Vortragsveranstaltungen weiterbilden.

    Die Familie ist das für jeden Menschen zentralste Bindungssystem. Sie bestimmt seine Entwicklungsmöglichkeiten durch familiäre Regeln und vor allem durch vielschichtige Loyalitäten, die nicht unbedingt leicht erkennbar sind. Die systemische Familientherapie hat Modelle und Vorgehensweisen entwickelt, die Menschen helfen können, sich in diesen Bindungsgeflechten zurechtzufinden und Verstrickungen aufzulösen - unter anderem durch die Arbeit mit der jeweiligen ganzen Familie.

    In jüngerer Zeit sind die so genannten "Familienaufstellungen" heftig umstritten. Bei dieser Methode wird die Familie "rekonstruiert": meist im Kontext einer Gruppe, wo Rollenspieler die Rolle einzelner Familienmitglieder übernehmen und die Beziehungsstruktur der Familie räumlich aufstellen. Aus einer solchen Aufstellung lassen sich Hypothesen über familiäre Bindungsmuster und über offene oder verdeckte Loyalitäten des Ratsuchenden ableiten.

    Sehr kritisch werden dabei von der DGSF und der SG Inszenierungen gesehen, wie sie von Bert Hellinger und seinen Schülern veranstaltet werden: "Es wird eine Situation erzeugt, innerhalb derer Ratsuchende verunsichert und suggestiv beeinflusst werden. Es besteht die Gefahr, dass normative Vorstellungen den nach Orientierung suchenden Menschen übergestülpt werden", sagt PD Dr. phil. Arist v. Schlippe, Vorsitzender der SG.

    Auch der Kinderpsychiater Dr. med. Wilhelm Rotthaus, Vorsitzender der DGSF, vermisst bei Hellinger jene empathische und verantwortungsvolle Professionalität, die selbstverständlich von jeder Psychotherapie zu fordern ist. Die Arbeit erfolgt ohne die Basis einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung. Der Therapeut steht für Nachsorge nicht zur Verfügung. So sind die Effekte nicht kontrollierbar und stellen ein nicht zu verantwortendes Risiko für den Verbraucher dar. Rotthaus tritt dafür ein, dass die positiven Möglichkeiten der Aufstellungsarbeit "auf den Prüfstand der Wissenschaft gestellt werden". Denn die Methode der Familienaufstellung gehört auch zum Repertoire von seriösen Therapeutinnen und Therapeuten im Rahmen einer systemischen Therapie, wird dort aber erst nach gründlicher Prüfung der Indikation und dann im geschützten Rahmen einer wertschätzenden und respektvollen Beziehung eingesetzt - und zwar als Instrument zur Entwicklung von Hypothesen, nicht zur Findung von "Wahrheiten".

    Eine professionelle und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Familienaufstellungen als Methode systemischer Praxis wird eines der Themen des 5. Europäischen Kongress für Familientherapie und Systemische Praxis im ICC Berlin sein, den DGSF und SG gemeinsam im Auftrag des Europäischen Verbands für Systemische Therapie und Familientherapie (EFTA) ausrichten. In beiden deutschen Dachverbänden sind weit über 2000 systemisch arbeitende Ärzte, Psychologen, Pädagogen und Sozialarbeiter sowie mehr als 70 Ausbildungsinstitute organisiert.

    Termin zum Thema im Rahmen des V. Europäischen Kongresses für Familientherapie und Systemische Praxis im ICC Berlin:

    Freitag, 1. Oktober 2004, 14.30 bis 18.00 Uhr
    Systemische Aufstellungen
    Leitung: Dr. med. Gunthard Weber

    IHRE ANSPRECHPARTNER:
    Anne-Katrin Döbler, Beate Schweizer
    Pressestelle EFTA
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel: 0711 / 8931 295, Fax: 0711 / 8931 566
    E-Mail: presse@efta2004.de, Internet: www.efta2004.de


    Weitere Informationen:

    http://www.efta2004.de
    http://www.dgsf.org/themen/berufspolitik/hellinger.htm
    http://www.dgsf.org
    http://www.systemische-gesellschaft.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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