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22.07.2024 10:23

Käse der Zukunft: Konsumierende offen für tierfreie Alternativen

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Herstellung von Milchprodukten, ohne dass Kühe zum Einsatz kommen: Bei der sogenannten Präzisionsfermentation werden mit Hilfe von Bakterien, Hefen oder anderen Pilzen Ei- und Milchproteine hergestellt. Daraus entstehen Lebensmittel wie Milch oder Käse. Befürworter versprechen sich davon eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion. Aber akzeptieren Verbraucherinnen und Verbraucher solche Produkte? Forschende der Universität Göttingen haben herausgefunden, dass ein Großteil der deutschen Konsumierenden bereit ist, derart produzierten Käse auszuprobieren und zu kaufen. Die Ergebnisse der Studie sind in der internationalen Fachzeitschrift Future Foods erschienen.

    Die Studie, die in Zusammenarbeit mit der LI Food – Landesinitiative Ernährungswirtschaft Niedersachsen und dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik entstand, basiert auf einer repräsentativen Online-Umfrage mit rund 2.000 Teilnehmenden. Die Forschenden untersuchten, wie sich verschiedene Informationsaspekte auf die Akzeptanz von derart hergestelltem Käse auswirken. Dabei analysierten sie potenzielle Chancen und Risiken der Technologie, darunter der Bezug zu Nachhaltigkeit, Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Produktqualität.

    Allgemein beeinflussen Informationen nur geringfügig, ob Verbrauchende Käse aus Präzisionsfermentation ausprobieren oder kaufen würden. Lediglich der Hinweis auf die technologisch notwendigen gentechnischen Veränderungen der Mikroorganismen für den Produktionsprozess führt zu einer leicht signifikant niedrigeren Bereitschaft, das Produkt zu probieren.

    Die Befragten wurden auch mit potenziellen Vor- und Nachteilen dieser Technologie konfrontiert. Es zeigte sich, dass insbesondere die Hervorhebung einer konstant hohen Qualität der Produkte sowie Vorteile im Bereich Umwelt und Tierwohl die Bereitschaft erhöhen, einen solchen Käse zu probieren. Anders ist es, wenn Verbrauchende über mögliche Risiken informiert werden, zum Beispiel dass Landwirtinnen und Landwirte ihre Einkommensquelle durch die neue Technologie verlieren oder große Unternehmen zu viel Macht auf dem Markt ausüben könnten. Diese Aspekte minderten am stärksten die Kauf- und Zahlungsbereitschaft für einen solchen Käse.

    „Unsere Studie zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland offen für Käse aus Präzisionsfermentation sind, wenn sie über die Vorteile und die hohe Qualität des Produkts informiert werden. Es ist jedoch wichtig, die Kommunikation sorgfältig zu gestalten, um Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft zu adressieren“, erklärt Erstautorin Dr. Sarah Kühl, Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte an der Universität Göttingen.

    Entsprechende Produkte sind in den USA bereits auf dem Markt; eine Zulassung in Deutschland und der Europäischen Union steht noch aus. Die Technologie als solche ist nicht neu – sie wird bereits bei der Herstellung von Medikamenten wie Insulin eingesetzt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Sarah Kühl
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Agrarwissenschaften
    Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte
    Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
    Telefon 0551 39-26245
    E-Mail: sarah.kuehl@uni-goettingen.de
    Internet: www.uni-goettingen.de/de/443621.html


    Originalpublikation:

    Originalveröffentlichung: Kühl, S.; Schäfer, A.; Kircher, C.; Mehlhose, C (2024): Beyond the Cow: Consumer Perceptions and Information Impact on Acceptance of Precision Fermentation-produced Cheese in Germany. Future Foods, 10, 100411. DOI: 10.1016/j.fufo.2024.100411


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7498 mit Porträtfoto zum Download


    Bilder

    Dr. Sarah Kühl
    Dr. Sarah Kühl
    Marco Bühl
    Marco Bühl


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Dr. Sarah Kühl


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