idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.07.2024 10:17

Ein Entkommen aus Fallen - Molekulare Wechselwirkungen ermöglichen es, die Energiebarriere zu überwinden

Dr. Manuel Maidorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation

    Nicht-reziproke Wechselwirkungen können effizientere molekulare Systeme schaffen. Wissenschaftler*innen der Abteilung „Physik der lebenden Materie“ am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPI-DS) erforschten einen Mechanismus, der beschreibt, wie Energiebarrieren in komplexen Systemen überwunden werden können. Ihre Erkenntnisse können dabei helfen, molekulare Maschinen zu entwickeln und die Selbstorganisation aktiver Materie zu verstehen.

    Sowohl in der Physik als auch in der Biologie streben Systeme einen Zustand minimaler Energie an: Wenn ein Ball eine Rampe hinunter und über eine unebene Sandfläche rollt, kommt er schließlich in einer Kuhle zum Stillstand. Ohne weitere Energiezufuhr von außen wird er sich dann nicht wieder in Bewegung setzen, selbst wenn es in der Nähe einen Abhang oder eine tiefere Kuhle gibt, die das Energieniveau noch weiter senken könnte, denn zwischen diesen Zuständen existiert eine Energiebarriere. In der Biologie ist dieses Phänomen auch bei der Proteinfaltung bekannt. Vor allem in komplexen Systemen können Proteine in ein lokales Energieminimum fallen, bevor sie vollständig und korrekt aufgebaut wurden. Dies beeinträchtigt dann oft ihre Funktion und führt dazu, dass die Proteine in einem statischen Gleichgewichtszustand gefangen sind, aus dem sie nicht mehr herauskommen.

    Forschende des MPI-DS haben nun untersucht, wie nicht-reziproke Wechselwirkungen helfen können, solche Zustände zu überwinden. Diese Wechselwirkungen treten häufig zwischen molekularen Strukturen auf und ähneln einem Räuber-Beute-Verhalten. Ein Molekül A kann von einem anderen Molekül B angezogen werden, während gleichzeitig Molekül B von Molekül A abgestoßen wird. Dies führt zu einer dynamischen Wechselwirkung, die zur Bildung von Strukturen und Mustern führen kann.
    https://www.ds.mpg.de/4028073/231006_collective

    „Wir haben festgestellt, dass nicht-reziproke Wechselwirkungen in aktiver Materie dazu beitragen können, Energiebarrieren in diesen Systemen zu überwinden“, berichtet Jakob Metson, zusammen mit Saeed Osat Erstautor der Studie. In ihrer Arbeit schlagen die Wissenschaftler*innen einen allgemeinen Mechanismus vor, der nicht-reziproke dynamische Wechselwirkungen mit einbezieht, um einer statischen Gleichgewichtsfalle zu entkommen. Ihre Erkenntnisse können so dazu beitragen, effizientere molekulare Systeme zu entwickeln. „Auf konzeptioneller Ebene kann der von uns vorgeschlagene Mechanismus das leisten, was biologische Enzyme können, nachdem sie in 3,5 Milliarden Jahren der Evolution optimiert wurden“, sagt Ramin Golestanian, Direktor der Abteilung „Physik lebender Materie“ am MPI-DS.

    Die Arbeit der Gruppe steht im Zusammenhang mit einer früheren Studie über molekulare Formveränderung und die Neuordnung von Strukturen.
    https://www.ds.mpg.de/3985314/221212_GolestanianStructures
    Die neue Studie liefert so weitere wertvolle Einblicke in die Prinzipien der Selbstorganisation von aktiver Materie.


    Originalpublikation:

    https://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103/PhysRevLett.133.028301


    Weitere Informationen:

    https://www.ds.mpg.de/4061179/240725_kinetic_traps


    Bilder

    Nicht-reziproke Wechselwirkungen können in statischen Zuständen gefangene Systeme in Richtung einer gewünschten Anordnung drängen.
    Nicht-reziproke Wechselwirkungen können in statischen Zuständen gefangene Systeme in Richtung einer ...

    MPI-DS, LMP


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Nicht-reziproke Wechselwirkungen können in statischen Zuständen gefangene Systeme in Richtung einer gewünschten Anordnung drängen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).