Mit der Agenda 2030 setzten sich die Vereinten Nationen (UN) klare Nachhaltigkeitsziele. Wissenschaftliche Erkenntnisse leisten einen Beitrag zu dieser Transformation. Im Vorfeld des Gipfeltreffens der G20-Staaten im November in Rio de Janeiro/Brasilien haben die G20-Wissenschaftsakademien (Science20), darunter die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die gemeinsame Stellungnahme „Science for Global Transformation“ veröffentlicht. Darin empfehlen sie den G20-Staaten konkrete Maßnahmen, die das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen, unter anderem in den Themenbereichen Energiesystem, künstliche Intelligenz, Bioökonomie, Gesundheit und sozialer Gerechtigkeit.
„Grundlagenforschung und wissenschaftliche Innovationen können nachhaltige und resiliente Gesellschaften fördern. Internationale Zusammenarbeit ist dabei besonders für globale Herausforderungen wie den Umgang mit dem Klimawandel oder mit KI entscheidend“, sagt Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. „Ein besonderer Erfolg ist die Aufnahme eines CO2-Preises in die von den Akademien empfohlenen Maßnahmen, denn dieser ist ein wichtiges marktbasiertes Steuerungsinstrument, um Emissionen zu reduzieren. Die Grundlage nachhaltigen Wirtschaftens ist weiterhin ein bezahlbares und sauberes Energiesystem. Hier zeigt sich, dass Wissenschaft bereits jetzt zahlreiche Lösungsoptionen bietet: durch Innovationen in der Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien, die Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher, aber auch durch Technologien zur CO2-Speicherung.“
In ihrer Stellungnahme betonen die Wissenschaftsakademien der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer die Notwendigkeit emissionsarmer Energien wie Solar- und Windenergie. Für das Erreichen der Klimaneutralität wird auch der Einsatz von Biokraftstoffen, nachhaltigem Wasserstoff, Energiespeichern sowie die Etablierung geschlossener Recyclingprozesse für Materialien der nachhaltigen Energiesysteme empfohlen. Die G20-Wissenschaftsakademien sprechen sich zudem für die Einführung von marktbasierten Steuerungsinstrumenten wie einen weltweiten CO2-Preis aus.
Die Stellungnahme betont, dass das Potenzial künstlicher Intelligenz genutzt werden sollte, dafür jedoch internationale Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Weltweit sollte KI fair und transparent angewandt werden. Dafür muss auch in Dateninfrastruktur und Hochleistungsrechenzentren investiert werden. Ebenso ist es wichtig, Bürgerinnen und Bürger in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen über KI zu treffen und ihr Potenzial, ihre Vorteile, ihre Grenzen und möglichen Risiken zu verstehen.
Bioökonomie hat das Potenzial, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz miteinander in Einklang zu bringen. In der Stellungnahme führen die Wissenschaftsakademien aus, dass durch Investitionen in Forschung und Infrastruktur für eine nachhaltige Bioökonomie, ebenso wie durch internationale Kooperationen und das Einbeziehen von lokalem Wissen Herausforderungen des Klimawandels, des Verlusts der Biodiversität, aber auch bezüglich Armut und Gesundheit bewältigt werden können.
In der Stellungnahme werden auch Empfehlungen zur Gesundheit und sozialen Gerechtigkeit gegeben, beispielsweise für einen One Health-Ansatz, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammendenkt. Neben dem weltweiten Zugang zu Impfungen, einem globalen Informationsaustausch und Gesundheitsmonitoring sowie der Entwicklung antimikrobieller Wirkstoffe und Maßnahmen gegen Antimikrobielle Resistenzen (AMR) betont die Stellungnahme, dass auch psychische Erkrankungen stärker in den Fokus genommen werden müssen, da die mentale Gesundheit in vielen Ländern noch zu sehr vernachlässigt werde.
Die Stellungnahme wurde unter Federführung der Brasilianische Akademie der Wissenschaften (Academia Brasileira de Ciências) und unter Beteiligung von Mitgliedern der Leopoldina erarbeitet. Am Dienstag, den 30. Juli 2024 hat sie die Brasilianische Akademie der Wissenschaften offiziell an die brasilianische G20-Präsidentschaft übermittelt.
Die gemeinsame Stellungnahme steht hier zum Download bereit: https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/wissenschaft-...
Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) am 18. und 19. November 2024 in Rio de Janeiro/Brasilien ist das achte, in das sich die Wissenschaft in dem eigens dafür geschaffenen Dialogforum „Science20“ einbringt. Premiere hatte die wissenschaftliche Beratung der G20-Gipfel im Jahr 2017 im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft. Unter Federführung der Leopoldina hatten die nationalen Wissenschaftsakademien der G20-Staaten damals Empfehlungen zu einer verbesserten globalen Gesundheitsversorgung erarbeitet. Auch die G7-Gipfeltreffen werden seit mehr als zehn Jahren von den Wissenschaftsakademien begleitet.
Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigen Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Die Leopoldina wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Sie ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.
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Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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