Viele Bauwerke, Monumente und Denkmäler, die an historisch hoch problematische Zeiten wie Kolonialismus und Faschismus erinnern, werden sich selbst überlassen und von der Natur überwachsen. Vom 19. bis 21. September 2024 diskutieren Forschende auf einer internationalen Tagung, ob dieses Vorgehen eine Form von Verdrängung ist oder vielmehr eine Chance für Aufarbeitung.
In der deutschen – und auch der internationalen – Erinnerungskultur ist das Sprichwort, Gras über eine Sache wachsen zu lassen, oft gelebte Praxis. Insbesondere viele Monumente und Bauten des Nationalsozialismus wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland sich selbst überlassen. Nicht nur wurde das Überwuchern in Kauf genommen, sondern es wurden zum Teil auch bewusst Bäume gepflanzt, um die Sicht auf die belasteten Hinweise aus der Vergangenheit zu nehmen.
Verdrängung oder Heilung
Bei der Tagung „Difficult Heritage and ‚Nature‘: Greening as Forgetting – Greening as Healing?“ werden internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen vom 19. bis 21. September 2024 diskutieren, wie Natur im Umgang mit schwieriger Geschichte konkret genutzt wurde und wird. Im Fokus steht dabei vor allem eine Analyse der Rolle von Natur im Umgang mit dem NS-Erbe im Nachkriegs-Deutschland.
„Lange wurde die Strategie, schwierige Bauten zuwachsen zu lassen, als Verdrängung angesehen. Aktuell wird Natur – auch angesichts der Klimakrise – aber auch als etwas Positives gesehen, das schwieriges Erbe umformen und aufheben kann. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass Natur selbst immer hochpolitisch geprägt ist“, erklärt Prof. Dr. Margit Kern, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg und Organisatorin der Tagung. Bei der Veranstaltung, die im Warburg-Haus (Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg) stattfindet, soll es nun darum gehen, die verschiedenen Perspektiven zusammenzubringen und Strategien für die Zukunft zu entwickeln.
Öffentliche Tagung mit Möglichkeit zum Gespräch
„Durch den Austausch können wir zu Diskussionen beitragen, die überall auf der Welt geführt werden“, so Kern. Immer wieder gehe es um die Frage, wie ein Denkmal oder Bauwerk, das für eine historisch belastete Zeit steht, heute im öffentlichen Raum eingebunden werden kann. Daher möchten die Forschenden gerne auch mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und alle Vorträge (in Deutsch und Englisch) der Tagung sind öffentlich. Interessierte können sich auf der Webseite der Tagung kostenlos registrieren.
Die Konferenz wird im Rahmen des Projektes „VISUAL_SCEPTICISM“ veranstaltet – ein Forschungsvorhaben, das von der Europäischen Union noch bis 2026 mit einem Advanced Grant gefördert wird und insgesamt 2,4 Millionen Euro erhält . Die Mitarbeitenden entwickeln hier auf Basis ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse neue Ansätze, wie Gesellschaften mit historisch belastetem öffentlichem Gedenken umgehen können und sollten.
Prof. Dr. Margit Kern
Universität Hamburg
Kunstgeschichtliches Seminar
Tel.: +49 40 42838-6225
E-Mail: margit.kern@uni-hamburg.de
https://www.visual-scepticism.uni-hamburg.de/activities-events/conferences/2024-... Webseite der Tagung und Anmeldung
https://www.uni-hamburg.de/newsroom/forschung/2021/1101-erc-grants-gw.html Pressemitteilung zur Förderung des ERC Grants „VISUAL_SCEPTICISM“
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UHH/Stankoweit
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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