Eine internationale kardiologische Arbeitsgruppe hat einen Konsensusbericht über atriale Kardiomyopathie veröffentlicht (1). Beteiligt waren 21 Wissenschaftler:innen aus den rhythmologischen Fachgesellschaften von Europa (European Heart Rhythm Association (EHRA)), Nordamerika (Heart Rhythm Society (HRS)), Südamerika (Latin American Heart Rhythm Society (LAHRS)) und dem asiatisch-pazifischen Raum (Asia Pacific Heart Rhythm Society APHRS). Geleitet wurde die Expert:innengruppe von AFNET Vorstandsmitglied Prof. Andreas Goette, Paderborn. Er präsentierte die Ergebnisse am 31.08.2024 beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in London.
Als atriale Kardiomyopathie (AtCM) werden krankhafte Veränderungen der Herzvorhöfe bis hin zu den Vorhofmuskelzellen zusammengefasst. Sie tragen zur Entstehung von Vorhofflimmern bei, können Blutgerinnsel und Schlaganfälle verursachen und haben daher grundlegende klinische Bedeutung.
Das von der internationalen Expert:innengruppe innerhalb von zwei Jahren erarbeitete Konsensusdokument fasst das aktuelle Wissen über Vorhofkardiomyopathie zusammen – von der pathophysiologischen Grundlagenforschung über innovative Bildgebungs- und Diagnoseverfahren bis hin zu Empfehlungen für die Therapie. Es ist bereits das zweite weltweite Konsensuspapier zur atrialen Kardiomyopathie. 2016 hat erstmals eine Expert:innengruppe mit internationaler Besetzung zu diesem Thema getagt und damals eine einheitliche Definition und ein Klassifizierungsschema für atriale Kardiomyopathien vorgeschlagen (2).
Prof. Goette, der auch schon die damalige Arbeitsgruppe leitete, erläutert den Hintergrund des Expert:innenkonsens: „Unser Ziel ist es, die Prävention und Behandlung von Vorhofflimmern weiter zu verbessern. Vorhofflimmern hat vielfältige Ursachen. Deshalb ist es wichtig, die zugrundeliegende Pathologie zu beschreiben und maßgeschneiderte Therapien für Vorhofflimmern auf der Basis der eigentlichen Ursachen zu entwickeln. Die Klassifizierung ermöglicht eine individualisierte Therapie, die den Patient:innen den bestmöglichen Behandlungserfolg bietet.“
Seit dem ersten weltweiten Konsensusdokument vor acht Jahren hat die Forschung auf dem Gebiet der atrialen Kardiomyopathie beachtliche Fortschritte gemacht. Prof. Goette fasst die wesentlichen Ergebnisse des aktuellen Konsensusdokuments zusammen, zu dem auch AFNET Vorstandsmitglied Prof. Ulrich Schotten, Maastricht, NL, maßgeblich beigetragen hat: „Es gibt ein wissenschaftliches Update zum vorherigen Dokument aus dem Jahr 2016. Erstmals haben wir eine klinisch anwendbare Graduierung der Vorhofkardiomyopathie mit drei Stadien (Stage 1, 2 und 3) als Konsensus eingeführt. Auch die Bildgebung wurde sehr ausführlich dargestellt, um die Vorhofpathologien nicht-invasiv zu erfassen.“
Aber es gibt auch noch zahlreiche Wissenslücken, die in Zukunft gefüllt werden müssen. Deshalb geben die Fachleute in dem Konsensuspapier auch Empfehlungen für zukünftige Studien.
Das internationale Konsensusdokument wurde in Zusammenarbeit mit dem europäischen Forschungskonsortium MAESTRIA erstellt. Aus dem MAESTRIA Konsortium haben Prof. Stéphane Hatem, Paris, Prof. Dobromir Dobrev, Essen, und Dr. Laurie Soulat-Dafour, Paris, mitgearbeitet.
Publikationen
(1) Goette A, Corradi D, Dobrev D, Aguinaga L, Cabrera JA, Chugh SS, de Groot JR, Soulat-Dufour L, Fenelon G, Hatem SN, Jalife J, Lin YJ, Lip GYH, Marcus GM, Murray KT, Pak HN, Schotten U, Takahashi N, Yamaguchi T, Zoghbi WA, Nattel S. Atrial Cardiomyopathy Revisited - Evolution of a Concept. A Clinical Consensus Statement of the 1 European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC, the Heart Rhythm Society (HRS), the Asian 2 Pacific Heart Rhythm Association (APHRS), and the Latin American Heart Rhythm Society (LAHRS). Europace. 2024 Jul 30. DOI: 10.1093/europace/euae204
(2) Goette A, Kalman JM, Aguinaga L, Akar J, Cabrera JA, Chen SA, et al. EHRA/HRS/APHRS/SOLAECE expert consensus on atrial cardiomyopathies: definition, characterization, and clinical implication. Europace. 2016;18(10):1455-90. DOI: 10.1093/europace/euw161
Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patient:innen mit Vorhofflimmern in Deutschland, Europa und weltweit durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte, nicht-kommerzielle, klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene sowie translationale Forschungsprojekte durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) sowie einige Projekte aus EU-Forschungsmitteln gefördert. Das AFNET verfügt über langjährige Erfahrung in der Behandlung von Vorhofflimmern, unterstützt aber auch Forschungsarbeiten in anderen Bereichen, die für die kardiovaskuläre Versorgung relevant sind. Die Erkenntnisse aus der mittlerweile 20jährigen klinischen und translationalen Forschung des Forschungsnetzes haben das Leben von Patient:innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessert und Behandlungsleitlinien beeinflusst.
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Goette A et al. Atrial Cardiomyopathy Revisited - Evolution of a Concept. A Clinical Consensus Statement of the 1 European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC, the Heart Rhythm Society (HRS), the Asian 2 Pacific Heart Rhythm Association (APHRS), and the Latin American Heart Rhythm Society (LAHRS). Europace. 2024 Jul 30. DOI: 10.1093/europace/euae204
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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