Die aktuelle Ausgabe „Kindertagesbetreuung Kompakt“ mit Daten des DJI und der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) beschreibt Ausbaustand und Bedarf im Jahr 2023
Auch im Jahr 2023 äußerten viele Eltern mit einem Kind unter drei Jahren (U3) einen Bedarf an einem Platz in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE). „Dieser Bedarf ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen und erreichte mit 51 Prozent einen neuen Höchstwert“, erklärt Prof. Dr. Susanne Kuger, Forschungsdirektorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Eltern in Ostdeutschland äußerten dabei noch etwas häufiger einen Bedarf als Eltern in Westdeutschland (63 Prozent vs. 49 Prozent). Bei Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt (U6) blieb der elterliche Bedarf im Jahr 2023 mit 97 Prozent auf einem konstant hohen Niveau. In dieser Gruppe sind die Bedarfe in Ost- und Westdeutschland ähnlich hoch. Dies sind zentrale Ergebnisse der DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS), die parallel in der jetzt vorliegenden neunten Ausgabe von „Kindertagesbetreuung Kompakt“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie in Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2024 veröffentlicht wurden.
Die Lücke zwischen elterlichem Bedarf und Beteiligungsquote bleibt bestehen
Die elterlichen Bedarfe an einem Platz in der FBBE werden jährlich in der Broschüre „Kindertagesbetreuung Kompakt“ den durch die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) der TU Dortmund berechneten Beteiligungsquoten gegenübergestellt. Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Beteiligungsquote bei U3-Kindern mit 36 Prozent deutlich unter dem elterlichen Bedarf liegt. Die Lücke zwischen elterlichem Bedarf und Beteiligungsquote betrug im Jahr 2023 rund 15 Prozentpunkte. Somit konnte – auch mehr als zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr – ein großer Teil der Eltern, die sich einen Platz in der FBBE wünschten, keinen solchen in Anspruch nehmen. Obwohl das Platzangebot stetig ausgebaut wurde, verringerte sich die Lücke nicht, denn auch der elterliche Bedarf stieg immer weiter an. So liegt die jetzige Beteiligungsquote etwa auf dem Niveau, das der seitdem noch größer gewordene Bedarf vor zehn Jahren erreicht hatte. Im Gegensatz dazu ist die Lücke bei Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt mit rund 5 Prozentpunkten gering.
Größere Betreuungsumfänge in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland
Im Rahmen des DJI-Kinderbetreuungsreports werden die elterlichen Bedarfe noch genauer beschrieben. So zeigt sich, dass sich die gewünschten Betreuungsumfänge innerhalb beider Altersgruppen (U3 und U6) deutlich zwischen Ost- und Westdeutschland unterscheiden. In Ostdeutschland bevorzugte die Mehrheit der Eltern (jeweils 57 Prozent) einen Ganztagsplatz mit einem Umfang von mehr als 35 und bis zu 45 Stunden pro Woche. Dagegen wurde in Westdeutschland der erweiterte Halbtagsplatz mit einem wöchentlichen Umfang von mehr als 25 und bis zu 35 Stunden am häufigsten gewünscht (U3: 46 Prozent, U6: 49 Prozent).
U6-Eltern hatten häufiger einen gedeckten Bedarf als U3-Eltern
Die Gegenüberstellung von gewünschten und genutzten Betreuungsumfängen zeigt, dass ein Fünftel der Eltern eines ein- oder zweijährigen Kindes (21 Prozent) trotz Wunsch keinen Platz in Anspruch nehmen konnte und somit einen gänzlich ungedeckten Bedarf äußerte. Dies war in Ostdeutschland seltener der Fall als in Westdeutschland (12 Prozent vs. 23 Prozent). Bei ungefähr der Hälfte der Eltern mit einem Kind dieser Altersgruppe (47 Prozent) deckt der genutzte Platz den zeitlichen Bedarf ab oder unterschreitet ihn um höchstens fünf Stunden wöchentlich (Ost: 74 Prozent, West: 41 Prozent). Der elterliche Bedarf kann bei Kindern zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt dabei besser gedeckt werden: Auch im Jahr 2023 verfügte ein Großteil der Eltern eines U6-Kinds über einen zeitlich gedeckten Bedarf (86 Prozent). Nur sehr wenige Eltern gaben an, keinen Bedarf an einem Platz in der FBBE zu haben. Auch die Gruppe derjenigen, die – trotz Bedarf – zum Befragungszeitpunkt über (noch) keinen Platz verfügten, war sehr klein.
DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS)
Seit 2016 erarbeitet das KiBS-Team am DJI jährlich eine Reihe von vertieften Analysen, die im Format des DJI-Kinderbetreuungsreports als Serie thematisch fokussierter Studien verfügbar sind. Die Auswertungen beschäftigen sich etwa mit außerunterrichtlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten für Grundschulkinder, der Passgenauigkeit der Angebote oder der Einschätzung zu Fachkräften und zu Angeboten für Familien in der Kindertagesbetreuung aus der Perspektive der Eltern. Im Report 2024 werden die zentralen Indikatoren aus dem Befragungsjahr 2023 vorgestellt. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 34.131 Eltern zur Betreuungssituation ihrer Kinder befragt.
Prof. Dr. Susanne Kuger
Projektleitung und Forschungsdirektorin sowie komm. Abteilungsleitung Zentrum für Dauerbeobachtung und Methoden
kibs@dji.de
Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2024 (PDF):
https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2022/Kinderbetreuungsreport_2024_St...
„Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2023“ des BMFSFJ (PDF):
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/243106/4c0d85ee07b29017de5f7f0b7a3a62bf/kita...
https://www.dji.de/KiBS
https://www.dji.de/themen/kinderbetreuung.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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