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09.09.2024 09:58

Studie: Inselleben lässt Tiere langsamer werden

Tom Leonhardt Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Leben Vögel und Säugetiere auf Inseln, ist ihr Stoffwechsel oft deutlich langsamer als der ihrer Verwandten auf dem Festland. Sie bekommen auch später Nachwuchs. Durch diese langsame Lebensweise können sie sich nur schwer an schnelle Veränderungen anpassen, wie sie vom Menschen verursacht werden. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der chinesischen Akademie der Wissenschaft und der Sichuan Agricultural University in einer neuen Studie in "Science Advances". Für die Arbeit wertete das Team Daten von rund 2.800 Tierarten auf Inseln und dem Festland aus.

    Inseln sind aufgrund ihrer räumlichen Lage besondere Lebensräume: "Auf Inseln finden Tiere ein begrenztes Nahrungsangebot, jedoch auch weniger Konkurrenz und nur wenige Fressfeinde. Inselbewohner passen sich an diese Bedingungen an, um ihre Überlebens- und Fortpflanzungschancen zu maximieren. Das führt zu einzigartigen evolutionären Veränderungen", sagt der Paläontologe Dr. Roberto Rozzi von der MLU. So finden sich auf Inseln zum Beispiel Tiere, die im Vergleich zu ihren Festlandartgenossen deutlich größer oder kleiner sind. Bekannt sind diese Phänomene als Insel-Zwergwuchs oder -Gigantismus. "Inselwirbeltiere können aber nicht nur solche körperlichen Veränderungen aufweisen. Auch ihre Lebensweise und ihr Stoffwechsel können an das Inselleben angepasst sein", so Rozzi weiter.

    Bisher war dem Forscher zufolge wenig über die Unterschiede des Stoffwechsels zwischen Insel- und Festlandbewohnern bekannt. Deshalb analysierte das Team Daten, unter anderem zum Stoffwechsel, von 2.813 Wirbeltierarten: Darunter waren 2.118 gleichwarme Arten, zu denen Vögel und Säugetiere gehören, und 695 wechselwarme Arten, wie Reptilien und Amphibien. Demnach haben Vögel und Säugetiere auf Inseln tendenziell einen langsameren Stoffwechsel und sie bekommen später Nachwuchs. "Auf unbewohnten Inseln ist das alles von Vorteil. Besiedelt der Mensch diesen Lebensraum, sind diese Arten jedoch besonders verwundbar: Zwergwuchs und Gigantismus machen Inselbewohner zu besonders leichten Zielen für die Jagd und eingeschleppte Raubtiere. Ihre langsamere Lebensweise erschwert es ihnen, sich schnell von den Veränderungen durch den Menschen und andere Arten zu erholen", fasst Rozzi zusammen. Gemeint sind damit zum Beispiel veränderte Lebensräume und invasive Arten, mit denen Inselwirbeltiere um Nahrung konkurrieren oder von denen sie gejagt werden.

    Die Studienergebnisse liefern wichtige Hinweise für einen effektiven Artenschutz auf Inseln: So lassen sich besonders anfällige Arten ausmachen. "Um die verbleibenden Inselarten besser zu schützen, sollte ein guter Artenschutz ihren im Vergleich zu den Festlandverwandten besonderen Eigenschaften Rechnung tragen", so Rozzi abschließend.

    Die Studie wurde gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Scientific Research Foundation sowie der Natural Science Foundation in China.


    Originalpublikation:

    Studie: Ying Xiong et al. Convergent evolution toward a slow pace of life predisposes insular endotherms to anthropogenic extinctions. Science Advances (2024). doi: 10.1126/sciadv.adm8240
    https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adm8240


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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