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29.07.2004 17:18

Neuer Stuhltest zum Screening von Darmkrebs

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Veröffentlichung über Nachweis von Krebszellen anhand des Enzyms "Tumor M2-PK" im renommierten "British Journal of Cancer"

    Wissenschaftler des Universitätsklinikums Gießen haben im renommierten Fachmagazin "British Journal of Cancer" einen zukunftsweisenden neuen Test vorgestellt, der in Stuhlproben Krebszellen anhand des Enzyms Tumor M2-PK (Tumor M2-Pyruvatkinase) aufspürt. Das "British Journal of Cancer" gehört zu der berühmten "Nature Publishing Group" und gilt auf dem Gebiet der Onkologie als eine der weltweit führenden Fachzeitschriften für die Krebsdiagnostik und -therapie. Die Untersuchung von Stuhlproben auf Tumor M2-PK-Veränderungen stelle eine neue, exakte und nicht-invasive Methode zum Screening von Patienten auf Darmkrebs dar, so die Autoren des Artikels aus der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Hans-Ulrich Klör und Dr. Philip Hardt vom Zentrum für Innere Medizin des Universitätsklinikums Gießen.

    Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in den westlichen Industrienationen. Allein in Deutschland erkranken jährlich etwa 57.000 Menschen, von denen mehr als die Hälfte sterben. Dabei sind die Heilungschancen bei frühzeitiger Diagnose sehr gut, und die rechtzeitige Entdeckung der Erkrankung kann das Sterberisiko deutlich reduzieren. Zur Diagnose von Darmkrebs stehen derzeit verschiedene Methoden bereit. Diese sind jedoch, wie die Dickdarmspiegelung, entweder unangenehm für den Patienten oder nicht genau bzw. nicht empfindlich genug, wie die Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl, so dass Bedarf an verbesserten Möglichkeiten besteht.

    Die Arbeitsgruppe um den kürzlich verstorbenen Prof. Dr. Erich Eigenbrodt und Priv.-Doz. Dr. Sybille Mazurek, beide aus dem Institut für Biochemie am Fachbereich Veterinärmedizin der Universität Gießen, hatte in grundlegenden Arbeiten bereits gezeigt, dass Tumorzellen im Rahmen der Entwicklung von Darmkrebs die normale Regulation der Zellteilung verlieren. Charakteristisch für die Tumorzellen ist ein extrem ausgeprägtes Bestreben, sich schnell und unkontrolliert zu vermehren. Damit diese Teilung möglichst effektiv und energiesparend abläuft, ist der Energie-Stoffwechselschalter dieser Zellen - vergleichbar mit einem Dimm-Lichtschalter - in Richtung "Schalterstellung Tumor/vermehrte Zellteilung" reguliert. Diese "Schalterstellung Tumor" bzw. die geänderte Energieversorgung der Zellen lässt sich anhand des Enzyms Tumor M2-PK nachweisen und in Stuhlproben quantifizieren.

    Prof. Klör, Dr. Hardt und deren Mit-Autoren von der Universität Gießen untersuchten in ihrer Arbeit den Tumor M2-PK-Marker bei einer Patientengruppe mit Darmkrebs und einer gesunden Kontrollgruppe, insgesamt an 204 Personen. Bei allen Teilnehmern wurde eine Darmspiegelung durchgeführt. Die Sensitivität des neuen Tests, also die Wahrscheinlichkeit, den Tumor mit dem Test zu erkennen, lag dabei zwischen 60% und 90%, je nach Tumorstadium. Die bisher verfügbaren Tests (Blut-im-Stuhl-Tests) besitzen eine deutlich schlechtere Sensitivität (ca. 24-50%).

    "Im Gegensatz zu den Blut-im-Stuhl-Tests entdeckt dieser Test auch Tumoren, die nicht bluten," so Prof. Hans-Ulrich Klör, der Leiter der Studie. "Der Stuhlmarker Tumor M2-PK hat mit seiner einfachen Analytik sowohl hinsichtlich der Durchführbarkeit als auch der Testcharakteristika sehr gute Voraussetzungen für ein bevölkerungsweites Screening. Zusammen mit der bei nicht-invasiven Verfahren generell höheren Teilnahmebereitschaft stellt dieser Stuhltest in Kombination mit der koloskopischen Abklärung positiver Befunde ein viel versprechendes Mittel zur Verbesserung der Früherkennung kolorektaler Karzinome dar."

    Dr. Philip Hardt erklärt zu dem Verfahren: "Die Tumor M2-PK kann mit Hilfe eines einfach durchzuführenden Labortests in jedem Labor gemessen werden. Mit dem neuen Verfahren lassen sich Karzinome des Dickdarms deutlich besser erkennen als mit den bisher zur Verfügung stehenden Nachweismethoden für okkultes Blut und genetische Veränderungen. Die Koloskopie ist nach wie vor der Goldstandard, jedoch scheuen viele Menschen leider davor zurück, diese Untersuchung durchführen zu lassen. Zudem würden die derzeitigen Kapazitäten für ein bevölkerungsweites Screening mit Koloskopien bei weitem nicht aus reichen."

    Die vorgestellte Arbeit ist in der Fachzeitschrift British Journal of Cancer zu finden unter: P.D. Hardt, S. Mazurek, M. Toepler, P. Schlierbach, R.G. Bretzel, E. Eigenbrodt und H.-U. Klör. Faecal tumour M2 pyruvate kinase: a new, sensitive screening tool for colorectal cancer. British Journal of Cancer advance online publication, 13 July 2004; doi: 10.1038/sj.bjc6602033, www.bjcancer.com .

    Kontakt:

    Prof. Dr. Hans-Ulrich Klör
    Med. Klinik III und Poliklinik
    Universitätsklinikum Gießen
    Tel: 0641/99-42756
    Fax: 0641/99-42779
    E-Mail: hans-ulrich.kloer@innere.med.uni-giessen.de

    Dr. Philip D. Hardt
    Med. Klinik III und Poliklinik
    Universitätsklinikum Gießen
    Tel: 0641/99-42830
    Fax: 0641/99-42759
    E-Mail: philip.d.hardt@innere.med.uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bjcancer.com


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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