idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.10.2024 19:00

Parallelen bei Gehirnentwicklung von Weissbüschelaffen und Menschen

Rita Ziegler Kommunikation
Universität Zürich

    Bei Weissbüschelaffen dauert die Entwicklung der Gehirnregionen, die soziale Interaktionen verarbeiten, unerwartet lange. Sie erstreckt sich – ähnlich wie beim Menschen – bis ins frühe Erwachsenenalter. In dieser Zeit beteiligen sich alle Gruppenmitglieder an der Jungenaufzucht, was zur hohen sozialen Kompetenz dieser Affenart beiträgt.

    Das Gehirn von Primaten wird durch verschiedene Einflüsse in der Entwicklung geprägt. Diese unterscheiden sich jedoch zwischen Menschenaffen und Affen mit gemeinschaftlicher Jungenaufzucht wie etwa den Weissbüschelaffen (Callithrix jacchus). Bei Letzteren helfen von der Geburt an andere Gruppenmitglieder massgeblich mit, die Jungen gross zu ziehen – ganz wie bei Menschen.

    Wie sich solche sozialen Interaktionen auf die Gehirnentwicklung der Weissbüschelaffen auswirken, untersuchten internationale Forschende unter der Leitung von Paola Cerrito vom Institut für Evolutionäre Anthropologie der Universität Zürich. Die Studie gibt neue Einblicke in den Zusammenhang zwischen der zeitlichen Entwicklung des Gehirns und den sozio-kognitiven Fähigkeiten von Weissbüschelaffen, insbesondere deren Kooperationsbereitschaft und Prosozialität.

    Längeres Lernen aus sozialen Interaktionen

    Das Forschungsteam analysierte die Hirnentwicklung mit Magnetresonanztomographie-Daten und konnte zeigen, dass Gehirnregionen, die an der Verarbeitung sozialer Interaktionen beteiligt sind, beim Weissbüschelaffen eine verlängerte Entwicklungszeit aufweisen – ähnlich wie beim Menschen. Sie erreicht ihre Reife erst im frühen Erwachsenenalter, was längere Phasen des Lernens aus sozialen Interaktionen ermöglicht.

    Wie beim Menschen interagieren Säuglinge bei Weissbüschelaffen von Geburt an mit mehreren Bezugspersonen und sind so einem intensiven sozialen Austausch ausgesetzt. Die Nahrungsaufnahme ist ebenfalls eine kooperative Angelegenheit: Jungtiere werden von den Gruppenmitgliedern gefüttert und müssen bisweilen darum betteln, weil ihre Mütter bereits mit dem nächsten Nachwuchs beschäftigt sind. Diese sozialen Verhaltensinteraktionen prägen laut Studie die Entwicklung des Gehirns massgeblich und tragen zu den hoch entwickelten sozio-kognitiven Fähigkeiten dieser Affen bei.

    Modell für die menschliche Evolution

    Aufgrund der Parallelen zum Menschen sind Weissbüschelaffen wichtige Modelle für die Untersuchung der Evolution von sozialer Kognition. «Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig soziale Erfahrungen für die Gestaltung der neuronalen und kognitiven Netzwerke sind, nicht nur bei Affen, sondern auch beim Menschen», erklärt Cerrito.

    Soziale Einflüsse während der Entwicklung könnten auch eine treibende Kraft bei der Entstehung Mitgefühls und Empathie beim Menschen gewesen sein. «Dieses Verständnis kann Auswirkungen auf die Evolutionsbiologie bis zu den Neurowissenschaften und der Psychologie haben», sagt die Erstautorin.

    Kontakt:
    Dr. Paola Cerrito
    Institut für Evolutionäre Anthropologie
    Universität Zürich
    +41 77 257 53 00
    paola.cerrito@uzh.ch

    Prof. Dr. Judith Burkart
    Institut für Evolutionäre Anthropologie
    Universität Zürich
    judith.burkart@iea.uzh.ch


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Paola Cerrito
    Institut für Evolutionäre Anthropologie
    Universität Zürich
    +41 77 257 53 00
    paola.cerrito@uzh.ch

    Prof. Dr. Judith Burkart
    Institut für Evolutionäre Anthropologie
    Universität Zürich
    judith.burkart@iea.uzh.ch


    Originalpublikation:

    Paola Cerrito, Eduardo Gascon, Angela C. Roberts, Stephen J. Sawiak, Judith M. Burkart. Neurodevelopmental timing and socio-cognitive development in a prosocial cooperatively breeding primate (Callithrix jacchus). Science Advances, 30 October 2024; DOI: https://doi.org/10.1126/sciadv.ado3486


    Bilder

    Wie beim Menschen interagieren Säuglinge bei Weissbüschelaffen von Geburt an mit mehreren Bezugspersonen und sind so einem intensiven sozialen Austausch ausgesetzt.
    Wie beim Menschen interagieren Säuglinge bei Weissbüschelaffen von Geburt an mit mehreren Bezugspers ...
    Judith Burkart/UZH
    Judith Burkart/UZH

    Weissbüschelaffen
    Weissbüschelaffen
    Judith Burkart/UZH
    Judith Burkart/UZH


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Kulturwissenschaften, Psychologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Wie beim Menschen interagieren Säuglinge bei Weissbüschelaffen von Geburt an mit mehreren Bezugspersonen und sind so einem intensiven sozialen Austausch ausgesetzt.


    Zum Download

    x

    Weissbüschelaffen


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).