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03.08.2004 17:48

Für fleißige Bienen: Beginn der Forschung zur markergestützten Selektion auf Varroatoleranz

Dr. Angela Bittner Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Humboldt-Universität zu Berlin

    Staatssekretär Müller vom BMVEL übergibt Bewilligungsbescheid

    Am 4. August 2004 um 9.30 Uhr wird Staatssekretär Alexander Müller (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft) im Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. (LIB) den Bewilligungsbescheid für das Projekt "Anwendung der markergestützten Selektion auf Varroatoleranz bei der Honigbiene" übergeben. Die Veranstaltung findet am Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät, Institut für Nutztierwissenschaften, in der Friedrich Engels Str. 32 in Hohen Neuendorf statt. Wir laden die Vertreterinnen und Vertreter der Medien dazu herzlich ein.
    Die Honigbiene ist aufgrund ihrer ökonomischen und ökologischen Leistung nach Rind, Schwein und Geflügel die viertwichtigste Nutztierspezies in Deutschland. Von den 900.000 Völkern in Deutschland haben 300.000 den Winter 2002/2003 nicht überlebt. Ein wesentlicher Grund für die Verluste ist die seit den siebziger Jahren in Deutschland vorkommende Varroamilbe (Varroa destructor). Ohne den Einsatz von Akariziden gäbe es bald keine Honigbienen mehr. Die hohen Bienenverluste, zunehmenden Resistenzen der Varroamilbe gegenüber chemischen Bekämpfungsmitteln belegen, dass eine rein medikamentöse Bekämpfungsstrategie in eine Sackgasse führt. Die Selektion varroatoleranter Bienen erscheint zur Zeit als eine sinnvolle Alternative der Varroose Herr zu werden und gleichzeitig die Gefahren der Resistenzentwicklung und Rückstandsbildung zu umgehen.

    Aufgrund der reproduktionsbiologischen und genetischen Besonderheiten der Honigbiene, der sehr aufwendigen Resistenztests in der Praxis und der kleinbetrieblichen Struktur der deutschen Imkerschaft, sind traditionelle Zuchtprogramme bei dieser Spezies auf Unterstützung angewiesen.

    Das Merkmal "Ausräumen varroaparasitierter Brut" soll als Selektionskriterium verwendet werden, da es erstens eine zentrale Stelle bei der Varroatoleranz einnimmt und zweitens mit einer am Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf entwickelten Methode (Infrarot-Videobeobachtung) an individuell markierten Einzelbienen beobachtbar ist.
    Bei diesem Projekt sollen mit einer so genannten QTL (Quantitative Trait Loci) Analyse die Genorte in Erfahrung gebracht werden, die mit dem Verteidigungsverhalten gegenüber dem Parasiten in Verbindung stehen. Sind die genetischen Marker für das Resistenzverhalten dann erforscht, so kann mit der bei anderen Nutztierspezies schon erfolgreich angewendeten markergestützten Selektion bei der Honigbiene begonnen werden. Das Team um Herrn Prof. Bienefeld vom LIB verspricht sich davon eine große Chance das weltweit größte Problem der Bienenhaltung einer Lösung zuzuführen.

    Die Voraussetzungen für die geplanten molekulargenetischen Analysen sind gut, da eindeutige individuelle Merkmalsexpressionen unter standardisierten Bedingungen vorliegen. Die Suche nach den verantwortlichen Genen oder Markern wird zusätzlich noch dadurch erleichtert, dass mit einer ebenfalls im LIB optimierten Methode die individuelle Weitergabe der Gene an die nächste Generation untersucht werden kann. Hierfür werden Arbeitsbienen, die sich durch ein besonders ausgeprägtes Ausräumverhalten während der 7-tägigen Videobeobachtung auszeichnen, zur Reproduktion gebracht. Arbeitsbienen sind normalerweise steril, können aber unter bestimmten Bedingungen zur Ablage von Eiern gebracht werden. Diese Eier sind unbefruchtet. Es entwickeln sich aber aus diesen Eiern - wie bei den Königinnen - Drohnen. Deren Sperma kann zur Besamung genutzt werden. Aufgrund dieser reproduktionsbiologischen Besonderheit können einzelne wehrhafte Arbeitsbienen (über ihre haploiden Drohnen) als Väter genutzt werden. Das Projekt beginnt im August 2004 und wird durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) zunächst zwei Jahre gefördert und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) als Projektträger begleitet.

    Das LIB wird von den Ländern Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gefördert. Es vertritt die Bienenkunde an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

    Informationen
    Prof. Dr. K. Bienefeld
    Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V.
    Telefon 03303/ 29 38 30
    e-mail Kaspar.Bienefeld@rz.hu-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www2.hu-berlin.de/bienenkunde


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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