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06.01.2025 16:30

Romantische Beziehungen sind für Männer wichtiger als für Frauen

Kathrin Anna Kirstein Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Humboldt-Universität zu Berlin

    Analyse von mehr als 50 Studien legt unerwartete Geschlechterunterschiede offen

    Die meisten von uns gehen vermutlich davon aus, dass romantische Beziehungen für Frauen wichtiger sind als für Männer. Jedenfalls sind Liebesbeziehungen in Frauenzeitschriften ein wesentlich beliebteres Thema als in Zeitschriften, die sich an Männer richten. Und in Filmen werden Single-Frauen eher als bemitleidenswert dargestellt und sie scheinen stärker motiviert zu sein, sich neu zu verlieben als Single-Männer. Aber ist das in der Wirklichkeit auch so? Sind feste Beziehungen tatsächlich wichtiger für Frauen?

    Studienauswertung widerlegt einige Genderstereotype

    Iris Wahring, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität (HU), Jeffry Simpson von der University of Minnesota und Paul van Lange von der Vrije Universiteit Amsterdam haben Befunde aus mehr als 50 wissenschaftlichen Studien zu Geschlechterunterschieden in heterosexuellen Beziehungen zusammengeführt und analysiert. Durch diese Kombination konnten sie einige überraschende und unerwartete Einsichten gewinnen.

    „Männer sind offenbar tendenziell stärker darauf fokussiert, feste Beziehungen einzugehen. Außerdem wirken sich diese Beziehungen bei Männern positiver auf Wohlbefinden und Gesundheit aus als bei Frauen. Selbst die Lebenserwartung von Männern hängt stärker davon ab, ob sie in einer festen Beziehung leben, als das bei Frauen der Fall ist“, sagt Iris Wahring, Hauptautorin der Untersuchung. Darüber hinaus stellen die Autor*innen fest, dass Männer bei einer festen Beziehung seltener als Frauen die Trennung initiieren, dass sie nach einer Trennung eher Einsamkeit empfinden und weniger dazu neigen, die positiven Seiten der Trennung zu sehen.

    Für ihre Untersuchung, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Behavioral and Brain Sciences erschienen ist, haben die Forschenden die Befunde aus mehr als 50 psychologischen und soziologischen Studien – die meisten davon aus den letzten 20 Jahren - ausgewertet und in einem Modell zusammengeführt, das Geschlechtsunterschiede in verschiedene Phasen von Beziehungen berücksichtigt. Bisher fehlte ein solches Modell, obwohl beispielsweise der geschlechterspezifische Zusammenhang zwischen Beziehungen und Gesundheit für sich genommen gut dokumentiert ist.

    „Feste Beziehungen sind psychologisch wichtiger für Männer als für Frauen“

    In ihrem theoretischen Modell legen die Forschenden außerdem verschiedene Erklärungsansätze für ihre Gesamtbefunde dar. Am bedeutendsten als Erklärung sind aus ihrer Sicht emotionale Bedürfnisse: „Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass Frauen typischerweise mehr emotionale Unterstützung von ihrem sozialen Umfeld erhalten als Männer. Daher sind heterosexuelle Männer stärker von ihrer festen Partnerin abhängig, um ihre emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen als heterosexuelle Frauen. Kurz gesagt, feste Beziehungen sind psychologisch wichtiger für Männer als für Frauen“, erklärt Iris Wahring.

    Freundschaften spielen eine Schlüsselrolle für Gesundheit und Wohlbefinden

    Die Forschungsergebnisse sind bedeutend für unser Verständnis von Gesundheit und von der Schlüsselrolle, die Beziehungen und Freundschaften dafür spielen. „Soziale Normen haben einen Einfluss darauf, dass Frauen häufiger Emotionen mit anderen teilen und sich gegenseitig stärker unterstützen als Männer das tun. Schon kleine Kinder erleben diese Normen, denen zufolge es für Mädchen viel üblicher und angemessener ist als für Jungen, Emotionen und Verletzlichkeiten zu teilen“, sagt Ko-Autor Paul van Lange. Ohne eine Partnerin fehle es Männern daher oft an sozialen Kontakten, also Menschen, denen gegenüber sie sich öffnen können und die sie emotional unterstützen. Das könne weitreichende Konsequenzen für Gesundheit und Wohlbefinden haben.

    Die Studie beruht ausschließlich auf Befunden zu heterosexuellen Beziehungen, zumeist in westlichen Industrieländern. „Welche geschlechtsspezfischen Unterschiede es bei Männern und Frauen in homosexuellen Beziehungen oder in anderen Kulturen gibt, diese Fragen müssen zukünftige Studien beantworten“, so van Lange.

    Weitere Informationen

    Wahring, I. V., Simpson, J. A., & van Lange, P. A. M. (in press). Romantic Relationships Matter More to Men than to Women. Behavioral and Brain Sciences.

    Link zur Studie: https://www.cambridge.org/core/journals/behavioral-and-brain-sciences/article/ro...


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Iris Wahring
    Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin

    Tel.: 030 2093 4917
    E-Mail: iris.wahring@hu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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