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13.08.2004 13:23

Ehrenbürgerwürde der Universität Stuttgart für Suzanne Mubarak und Manfred Rommel

Ursula Zitzler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    In diesem Jahr, in dem das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen den Städten Kairo und Stuttgart gefeiert wird, wird die Universität Stuttgart zwei Persönlichkeiten die Ehrenbürgerwürde der Universität verleihen, die sich um das Gemeinwesen und um die Völkerverständigung in vielfältiger Weise verdient gemacht haben: Suzanne Mubarak, der Gattin des ägyptischen Staatspräsidenten, und Manfred Rommel, Stuttgarts langjährigem Oberbürgermeister. Dies hat der Senat der Universität Stuttgart in seiner letzten Sitzung im Sommersemester beschlossen. Beide Persönlichkeiten haben die Ehrung bereits angenommen. Die feierliche Verleihung ist für Oktober bzw. November vorgesehen. Dazu werden die Vertreter/innen der Medien noch gesondert eingeladen.

    Die Ehrenbürgerwürde ist eine von der Universität Stuttgart selten vergebene Ehrung und wird nur Persönlichkeiten mit hohem Vorbildcharakter angetragen, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwesen verdient gemacht haben. Erst 1994 hatte die Universität Stuttgart diese Tradition, die seit den sechziger Jahren geruht hatte, mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Prof. Hans L. Merkle aus dem Hause Bosch und 1995 an den ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Richard von Weizsäcker wieder erneuert. Zu den Ehrenbürgern zählten beispielsweise auch der Württembergische Justizminister, Innenminister und Staatspräsident Eugen Bolz (1881 bis 1945), der Architekturprofessor Paul Bonatz (1877 - 1956), der Industrielle Robert Bosch (1861 - 1942) oder der Theologe, Arzt und spätere Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer (1875 - 1965). "Die Universität Stuttgart möchte mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Suzanne Mubarak und Manfred Rommel an diese Tradition anknüpfen", sagt dazu Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch.

    Vorkämpferin für die Rechte von Frauen, Kindern und Jugendlichen
    Suzanne Mubarak erhält diese Auszeichnung - wie in dem Senatsbeschluss hervorgehoben wird - "für ihre vielfältigen Verdienste um das Gemeinwesen, insbesondere für ihr internationales Engagement zur Förderung der Ausbildung von jungen Menschen und für die Rechte von Frauen und Kindern sowie für ihre Verdienste bei der Einrichtung der Deutschen Universität in Kairo (GUC)". Suzanne Mubarak, geboren in Menya (Ägypten), studierte an der Amerikanischen Universität in Kairo, wo sie mit einem Bachelor in Political Science und 1982 mit einem Master in Sociology of Education abschloss. Frühzeitig hat die Vorkämpferin für die Rechte von Frauen, von Kindern und Jugendlichen die Möglichkeiten von Kommunikation und Bildung für eine positive Veränderung der Gesellschaft erkannt und ihrem Engagement für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zugrunde gelegt. Durch ihren Einsatz konnte in Ägypten ein deutlicher Fortschritt bei der Lese- und Schreibfähigkeit sowie der Vorbereitung von Kindern und vor allem Mädchen auf eine schulische Laufbahn erreicht werden. Zudem hat sie für die Lehr- und Lernmittelfreiheit sowie die Sozialversicherung von Kindern unter 16 Jahren gesorgt und setzt sich für die Chancengleichheit bei der Ausbildung von Mädchen und Jungen ein.

    Suzanne Mubarak ist Gründerin und Präsidentin des EBBY, des Egyptian Chapter of International Bord on Books for Young People (IBBY). Sie arrangierte eine Kampagne mit dem Titel "Reading for all" mit dem Ziel, die Lesefähigkeit junger Menschen durch Vorlesen für Kinder zu motivieren und zu verbessern. Zudem richtete sie portable Bibliotheken ein und veröffentlichte preisgünstige Bücher für Kinder und Erwachsene. Außerdem ist sie technischer Beirat des "National Council for Motherhood and Childhood" in Ägypten. Ziele dieser Einrichtung sind unter anderem die Stärkung der Rolle der Frau und die Verbesserung ihrer Stellung in der Gesellschaft, die Auseinandersetzung mit und die Lösung von Problemen von Frauen in Ägypten, die Überwachung der Ausbildung von Kindern und die Schaffung besserer (gesundheitlicher) Lebensbedingungen.

    Neben ihrem erfolgreichen Engagement für die Überwindung des Analphabetentums in ihrem Land unterstützt Suzanne Mubarak zahlreiche Gesundheitsinitiativen für Mütter und Kinder. Bereits 1977 gründete Suzanne Mubarak die "Integrated Care Societies" als non-profit Hilfsorganisationen, die in ägyptischen Gemeinden soziale und kulturelle sowie Gesundheitsvorsorge unterstützen. Das Zentrum der Integrated Care Society in Alexandria verfügt neben Computerräumen mit Internetzugang über eine Bibliothek, über Einrichtungen für Sport- und Freizeit, zur medizinischen Versorgung und zur Unterstützung von Schülern zur Verbesserung ihrer Lese- und Schreibfähigkeit.

    Zudem hat sie die Rahmenbedingungen bei der Gründung der German University in Cairo (GUC) politisch flankiert und damit wesentlich zum Gelingen des für die interkulturelle Verständigung wichtigen Projekts beigetragen. Für ihr Engagement wurde Suzanne Mubarak bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem "International Tolerance Prize" der European Academy for Arts and Sciences, der "Health for All Gold Medal" der Weltgesundheitsorganisation, dem "Honorary Fulbright Award" für ihren Einsatz für Bildung oder dem "Making a Difference Award" des International Education and Resource Network, eines globalen non-profit Netzwerks, das Internettechnologien nutzt, um junge Menschen in Gemeinschaftsprojekten für Bildung zusammenzubringen. Zur Zeit plant sie den Bau eines Kinderkrebsforschungszentrums in Kairo.

    Einsatz für Toleranz und Liberalität
    Manfred Rommel wird mit der Ehrenbürgerwürde "für seine vielfältigen Verdienste um das Gemeinwesen und um die Völkerverständigung sowie für seinen Einsatz für Toleranz und Liberalität" geehrt. Rommel, 1928 in Stuttgart geboren, war nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und Tätigkeiten in der Landesverwaltung von 1974 bis 1996 Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart. Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, die in ihrer Funktion als Stadtoberhaupt in vergleichbarer Weise zur Bekanntheit ihrer Stadt im In- und Ausland beigetragen haben. Sein Eintreten für Toleranz und Liberalität stellte Rommel unter anderem im Jahr 1977 unter Beweis, als er dem Stuttgarter Schauspieldirektor Claus Peymann Rückendeckung gab, der unter den Verdacht eines "Sympathisanten der RAF" geraten war und als er nach der Selbsttötung der in Stuttgart-Stammheim inhaftierten RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Raspe diese trotz der öffentlichen Proteste gemeinsam auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof bestatten ließ. Rommels Begründung, dass "mit dem Tod die Feindschaft endet", blieb im öffentlichen Gedächtnis.

    Manfred Rommel ist der Begründer einer liberalen und fortschrittlichen Ausländerpolitik und einer kommunalen "Außenpolitik", die sich in neuen Städtepartnerschaften konkretisierte: darunter in der Partnerschaft mit Kairo. In seiner Funktion als Präsident des Deutschen Städtetages übte er deutliche Kritik an der Asyl- und Aussiedlerpolitik der Regierung Kohl. Rommel wollte eine großzügige Tolerierung von Doppelstaatsangehörigkeit für europäische, sich legal in Deutschland aufhaltende Ausländer. Von NovemberŽ1995 bis Juli 1999 wirkte er zudem als Koordinator für die deutsch-französischen Beziehungen. Von Anfang an hatte Rommel in seinem Amt als Oberbürgermeister deutlich gemacht, dass nur eine konsequente Politik die Probleme der Stadt in den Bereichen Wohnraum und Verkehr lösen könne. Viel Anerkennung sammelte er auch mit einer über die Jahre grundsoliden städtischen Finanzpolitik.

    Manfred Rommel suchte auch den Kontakt zur Universität Stuttgart. So unterstützte er unter anderem die Sommersprachkurse der Universität oder die Anfang der 80er Jahre eingerichtete Reihe "Universität im Rathaus" als Forum für die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger. 1990 regte er an, den Aspekt Stuttgarts als Wissenschaftsstadt stärker herauszustellen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Insbesondere den Kultur- und Geisteswissenschaften an der Universität Stuttgart stärkte er den Rücken und setzte sich auch bei Ministerpräsident Erwin Teufel nachdrücklich für das von der Universität geplante, 1995 gegründete Zentrum für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie ein. Die Einrichtung dieses Zentrums, das inzwischen zum Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung ausgebaut wurde, hat sich bewährt. Erwähnt sei hier nur die Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Akademie Schloss Solitude, ín deren Rahmen hochrangige Wissenschaftler - eingebunden in gemeinsame Forschungsprojekte - in der Stuttgarter Stadtbibliothek oder im Literaturhaus Stuttgart über ihre Arbeiten berichten.

    Manfred Rommel, dessen humorvolle Grußworte bei Veranstaltungen für die Zuhörer oft erheiternde Abwechslungen in der Rednerliste bildeten, blieb auch im Ruhestand publizistisch aktiv und erfolgreich, wie unter anderem seine 1998 unter dem Titel "Trotz allem heiter" erschienenen Memoiren zeigten, und schreibt noch heute regelmäßig Kommentare für die Stuttgarter Zeitung. Von seinen zahlreichen Auszeichnungen seien hier nur einige genannt, darunter die Theodor-Heuss-Medaille, das Bundesverdienstkreuz in mehreren Variationen oder der "Orden wider den tierischen Ernst". Er ist Ritter der Ehrenlegion der französischen Republik, Guardian of Jerusalem, trägt den Titel eines Commander of the Most Excellent Order of the British Empire, erhielt die Ehrenbürgerwürden der Städte Kairo und Stuttgart, die Otto-Hirsch-Medaille , das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, den Preis der Stiftung "Entente Franco-Allemande", den Dolf-Sternberger-Preis für öffentliche Rede, ist Offizier und Kommandeur der französischen Ehrenlegion sowie Träger verschiedener Ehrendoktorwürden.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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