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22.01.2025 15:30

Neues Buch: ‚Islamismus‘

Christiane Rathmann Referat Kommunikation
Hochschule Esslingen

    Eine Publikation der Hochschule Esslingen berichtet über eine Längsschnittstudie mit Personen, die sich in den sogenannten ‚Islamismus‘ involviert und anschließend distanziert haben. Die Forschungsarbeit untersucht nicht nur die Verlaufsformen und Gründe dafür, sondern schlussfolgert aus den Befunden der Studie auch Handlungsempfehlungen für die Präventionsarbeit.

    „Islamismus - Prozesse und Bedingungen von Involvierung, Distanzierung und Distanzwahrung“ ist der Titel des über 500-seitigen Bandes, der zu Jahresbeginn erschienen ist. Geschrieben hat es Prof. Dr. Kurt Möller von der Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege der Hochschule Esslingen zusammen mit seinem interdisziplinären Team im Rahmen des Forschungsprojekts Wendezeit.

    Warum und wie wird jemand zu einem sogenannten Islamisten oder zu einer Islamistin? Wieso, auf welche Weise und wann erfolgen Distanzierungen von solchen Haltungen? Was sind relevante Bedingungen dafür, dass ‚islamistische‘ Ansprachen bei anderen Adressierten nicht verfangen? Dies sind die zentralen Fragen, auf die das Buch Antworten präsentiert und daraus abgeleitet Handlungsempfehlungen formuliert.

    Dafür fasst das Buch zunächst den aktuellen Forschungsstand zusammen und informiert dann über die Anlage und die empirischen Befunde der an der Hochschule Esslingen von 2019 bis 2022 durchgeführten Untersuchung Wendezeit. Sie basiert auf Interviews mit 44 ehemalig ‚islamistisch‘ involvierten Personen bzw. mit solchen, die Kontakte zu ‚islamistischen‘ Kontexten hatten, aber Distanz wahrten. In ausgewählten Fällen wurden zusätzlich Gespräche mit Berater:innen und Umfeldangehörigen der Betroffenen in die Auswertung einbezogen.

    Zentrale Aussagen des Buches in knapper Zusammenfassung

    Was sind die Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit?

    Involvierungen erfolgen maßgeblich auf dem Erfahrungshintergrund einer subjektiv als unzureichend erlebten Befriedigung von Lebensbewältigungs- und Lebensgestaltungsbedürfnissen. ‚Islamistische‘ Kontexte können demnach insbesondere dann Attraktivität entfalten, wenn sie mit ihren Offerten unerfüllte Bedürfnisse nach Kontrolle der eigenen Lebensbedingungen, nach Integration, nach Sinnerleben sowie nach positiven sinnlichen Erlebnissen aufgreifen, diesbezüglich eine (vermeintliche) Bedürfnisbefriedigung in Aussicht stellen und dabei den Betroffenen einfache, aber plausibel erscheinende Deutungen und Bearbeitungsweisen ihrer für sie unbefriedigenden Lebenssituationen vermitteln.

    Die genauere Betrachtung identifiziert neben relevanten, vor allem alters- und geschlechtsspezifischen Differenzierungen phasen- und stadientypische Besonderheiten - je nachdem, wieweit die Involvierung fortschreitet und unter welchen Bedingungen dies geschieht.

    Distanzierungen fußen im Wesentlichen auf sich biographisch entwickelnden neuartigen Erfahrungen, die den Involvierten eigene Fähigkeiten zu Kontroll-, Integrations-, Sinn- und Sinnlichkeitserleben auch außerhalb ‚islamistischer‘ Milieus und Haltungskontexte zu erkennen geben.

    Distanzwahrungen von vornherein sind gerade bei denjenigen zu verzeichnen, die sich ziemlich sicher sind, ihr Leben im Griff zu haben. Es sind Personen, die Zugehörigkeit und Wertschätzung erfahren, Sinn in ihren Lebensvollzügen sowie in gesellschaftlichen Regelungen finden, befriedigende sinnliche Erfahrungen machen, in ihren menschrechtlich und demokratisch ausgerichteten Orientierungen gefestigt sind und hinreichend Selbst- und Sozialkompetenzen, wie beispielsweise Ambivalenztoleranz, Reflexivität, Verständigungsbereitschaft und anderes, entwickelt haben.

    Die Konsequenzen für universelle, selektive und indizierte Präventionsarbeit, die der Band zieht, fußen logisch auf diesen Befunden und weiteren Ausdifferenzierungen, die im Buch nachlesbar sind.

    Zum Herausgeber

    Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Kurt Möller lehrt Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit an der Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Rechtsextremismus, ‚Islamismus‘, pauschalisierende Ablehnungskonstruktionen und demokratische Bildung. Seit 2022 ist er im (Un-)Ruhestand.

    Das Buch „Islamismus - Prozesse und Bedingungen von Involvierung, Distanzierung und Distanzwahrung“ ist bei Springer Fachmedien Wiesbaden als E-Book erschienen. Als Softcover kostet es 69 Euro.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Kurt Möller, kurt.moeller@hs-esslingen.de


    Weitere Informationen:

    https://www.hs-esslingen.de/hochschule/aktuelles/news/artikel/news/neues-buch-is...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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