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27.01.2025 08:15

Neue Erkenntnisse an der HMU Erfurt: Wie unser Gehirn unbewusst Verbindungen herstellt

Julia Scholz Pressestelle
HMU Health and Medical University Erfurt

    In einer aktuellen Studie hat Prof. Dr. habil. Carina G. Giesen, Dekanin der Fakultät Gesundheit und Departmentleitung Psychologie, mit einem Forschungsteam untersucht, wie sich Menschen emotionale Bewertungen unbewusst aneignen und verarbeiten. Mithilfe einer computerisierten Aufgabe zum Erlernen von emotionalen Zusammenhängen konnten die Forschenden zeigen, dass unser Gehirn komplexe Zusammenhänge zwischen neutralen Reizen und emotionalen Bewertungen herstellt – oft ohne, dass wir uns dessen bewusst sind.

    Erfurt, 27.01.2025 „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Lernen von emotionalen Bewertungen häufig von bewussten Überlegungen begleitet wird, selbst wenn uns das auf den ersten Blick gar nicht klar ist“, erklärt Prof. Giesen. „Das eröffnet neue Möglichkeiten, gezielt Einfluss auf Verhaltensweisen und Präferenzen zu nehmen – in Bildung, Therapie und darüber hinaus.“

    Im Experiment bewerteten die Teilnehmenden Zielwörter (z. B. "freundlich" oder "unangenehm"), die jeweils von bedeutungslosen Fantasiewörtern eingeleitet wurden. Diese Fantasiewörter kündigten positive oder negative Bewertungen der Zielwörter an. Ziel war es, zwei Effekte zu untersuchen:

    1. Kontingenzlernen: Teilnehmende lernen schneller, wenn ein Fantasiewort zuverlässig mit einer positiven oder negativen Bewertung gekoppelt ist.
    2. Evaluative Konditionierung: Fantasiewörter, die häufiger positive Bewertungen ankündigten, werden später selbst als positiver beurteilt.

    In der Studie, an der 129 Personen teilnahmen, zeigte sich, dass beide Effekte auftreten – unabhängig davon, ob die Teilnehmenden bewusst über die Verknüpfungen informiert wurden oder diese nur unbewusst wahrnahmen. Interessanterweise spielten automatisch ausgelöste, unbewusste Erinnerungsprozesse eine zentrale Rolle:
    In der Gruppe, die nicht über die Zusammenhänge informiert war, wurden die Effekte durch automatische Erinnerungsprozesse vollständig erklärt. In der Gruppe, die über die Zusammenhänge Bescheid wusste, blieb ein zusätzlicher Lerneffekt bestehen, der auf bewusstes Schlussfolgern zurückzuführen ist.

    Die Studie liefert neue Belege dafür, dass emotionale Bewertungen sowohl durch unbewusste Wiederholungen als auch durch bewusste Lernprozesse beeinflusst werden. Dieses Wissen könnte beispielsweise dazu beitragen, besser zu verstehen, wie Werbung, politische Kommunikation oder soziale Medien unsere Meinungen und Vorlieben formen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. habil. Carina G. Giesen
    carina.giesen@hmu-erfurt.de


    Originalpublikation:

    Cognition & Emotion. doi: https://doi.org/10.1080/02699931.2025.2456608


    Weitere Informationen:

    http://Quelle: Giesen, C.G., Duderstadt, H., Richter, J., & Rothermund, K. (in press). Dissociating the roles of episodic response retrieval and contingency awareness in valence contingency learning


    Bilder

    Prof. Dr. habil. Carina G. Giesen
    Prof. Dr. habil. Carina G. Giesen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Prof. Dr. habil. Carina G. Giesen


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