Mit einer Auftaktveranstaltung in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek ist gestern Abend (29.01.) das Projekt „Gender in Focus“ an der Universität Jena gestartet. Ziel dieses vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Projekts ist die systematische und nachhaltige Berücksichtigung von Gender- und Geschlechteraspekten in der Forschung an der Friedrich-Schiller-Universität.
Im Bereich der Medizin ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten das Bewusstsein dafür gewachsen, dass die bislang in der Forschungsmethodik vernachlässigten oder übersehenen Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Patienten enorme Auswirkungen auf die Erkenntnisse zu Krankheitsverläufen und den Erfolg in der Entwicklung von wirksamen Medikamenten und Therapien haben können. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Entdeckung unterschiedlicher Symptomatik eines Herzinfarktes bei Männern und Frauen.
Aber auch in anderen Forschungsbereichen wird inzwischen mehr und mehr erkannt, wie bedeutsam die Berücksichtigung der Aspekte von Gender, den sozio-kulturell geprägten Geschlechterrollen und dem biologischen Geschlecht für die Verbesserung der Qualität von Forschung sein kann und welche Relevanz diese neuen Perspektiven auch für diejenigen haben, die von Forschungsergebnissen profitieren sollen.
Mit der Förderrichtlinie „Gender in Focus“ hat das BMBF auf aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich der Forschung reagiert. Das Projekt an der Universität Jena ist eines von insgesamt zwölf bundesweit geförderten Projekten in der BMBF-Förderrichtlinie „Geschlechteraspekte im Blick“. Es konnte sich in der Konzeptphase gegen mehr als 30 Mitbewerber erfolgreich durchsetzen und wird nun für fünf Jahre mit rund 850.000 Euro finanziert.
Vernetzen, Fördern und Unterstützen
Als ein Strukturaufbauprojekt hat „Gender in Focus“ es sich zur Aufgabe gemacht, über die mögliche Relevanz von Gender- und Geschlechteraspekten in allen Forschungsbereichen der Universität Jena zu informieren. Dazu werden die bereits an der Universität Jena bestehenden gender- und geschlechtersensiblen Forschungsprojekte miteinander vernetzt und Kontakte zu Expertinnen und Experten geknüpft, die schon über Erfahrungen mit gender- und geschlechterbezogener Forschung verfügen. Interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können dann mit diesen Expertinnen und Experten sowie mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsam über gelungene Beispiele aus der Forschungspraxis diskutieren und Ideen für neue Impulse entwickeln. Während der Auftaktveranstaltung haben die Jenaer Fachleute Ivonne Löffler (Medizin), Victoria Hegner (Kulturwissenschaft) und Oliver Werz (Pharmakologie) in ihren Vorträgen bereits einen informativen Einblick in diese Forschungspraxis gegeben. Im Sommersemester 2025 startet dann die Veranstaltungsreihe „In Focus“, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Jena ihre Forschungsprojekte mit Gender- und Geschlechterbezug vorstellen, zudem berichten externe Expertinnen und Experten über den aktuellen Stand in der Gender- und Geschlechterforschung.
Darüber hinaus entsteht ein Informationsportal mit einer ausführlichen Übersicht zur bisherigen Berücksichtigung von Gender und Geschlecht in der Forschung, und einer Datenbank mit weiterführenden Links zu Förder- und Beratungsinstitutionen sowie mit hilfreichen Tutorials für Forschende.
Ein weiterer Schwerpunkt in der Projektarbeit ist die aktive Förderung und Unterstützung bei der Beratung und Begleitung von gender- und geschlechtersensiblen Forschungsvorhaben. Mitarbeitende der forschungsunterstützenden Einrichtungen (Vizepräsidium Forschung und Innovation, Servicestelle Forschung und Transfer, Graduierten-Akademie, Kompetenzzentrum Digitale Forschung) sowie Forschende erfahren in Workshops und Schulungen, wie Gender- und Geschlechteraspekte in Forschungsvorhaben integriert werden können. Für die konkrete Entwicklung und Weiterentwicklung von Forschungsvorhaben stehen außerdem Förderfonds und Förderpreise zur Verfügung.
Solche Veränderungen in den Forschungsparadigmen haben auch den Blick der Forschungsförderung und -politik verändert: Fördermittelgeber, wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft und vor allem gewichtige EU-Förderinstitutionen, erwarten inzwischen bei der Beantragung von Forschungsprojekten eine Positionierung, inwiefern Aspekte von Gender und Geschlecht in den Vorhaben eine Rolle spielen. Das Projekt „Gender in Focus“ stellt sich dieser Herausforderung und unterstützt die Umsetzung einer gender- und geschlechtersensiblen Forschungsstrategie an der Universität Jena.
Dr. Falk Bornmüller
Büro des Vizepräsidenten für Forschung und Innovation der Universität Jena
Bachstraße 18k, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 9401107
E-Mail: falk.bornmueller@uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/gender-in-focus - zum Projekt an der Universität Jena
Das Projekt „Gender in Focus“ an der Universität Jena stieß bereits zum Auftakt auf großes Interesse ...
(Foto: Anna Schroll/Uni Jena)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Das Projekt „Gender in Focus“ an der Universität Jena stieß bereits zum Auftakt auf großes Interesse ...
(Foto: Anna Schroll/Uni Jena)
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