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30.01.2025 15:18

Projekt widmet sich altorientalischer Sprache

Lutz Ziegler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Ein Forschungsteam der Universitäten Würzburg und Marburg analysiert nahezu 2000 Texte aus Anatolien. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Die Förderdauer beträgt zwölf Jahre.

    Es ist noch nicht lange her, da zählten die Hurriter im Bewusstsein der Historiker eher zu den Randerscheinungen der altorientalischen Geschichte. So zumindest hat es der frühere Inhaber des Lehrstuhls für Altorientalistik an der Universität Würzburg (JMU), Gernot Wilhelm, in einem Artikel für "Bild der Wissenschaft" geschrieben. Doch mit der zunehmenden Entzifferung von Keilschrifttexten aus dem gesamten Nahen Osten sei die Rolle, die die Hurriter in der Geistesgeschichte des alten Orients gespielt haben, immer deutlicher geworden, so Wilhelm.

    Hurritisch steht im Mittelpunkt eines neuen Forschungsprojekt, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) jetzt bewilligt hat. Die Sprache ist ausschließlich in Keilschrift überliefert ist. Obwohl viele in Keilschrift geschriebene Sprachen gut erforscht sind, gibt es hier Nachholbedarf: „Das Hurritische – vom allem zweiten Jahrtausend v. Chr. hauptsächlich im Gebiet der heutigen Staaten Irak, Syrien und Türkei belegt – weist eine schwierige Quellenlage auf. Denn die einzelnen hurritischen Textgruppen sind weit verstreut worden und die Vielgestaltigkeit der schriftlichen Überlieferung erschwerte Auswertung erheblich“, so Professor Daniel Schwemer vom Lehrstuhl für Altorientalistik der JMU und Nachfolger Gernot Wilhelms.

    Er leitet ab April 2025 als Mitglied einer vierköpfigen Antragstellergruppe an der JMU und der Universität Marburg das Projekt „Studien zur hurritischen Sprache und Überlieferung“. Das Team umfasst neben Schwemer selbst Elisabeth Rieken, Professorin für Sprachwissenschaft an der Universität Marburg, sowie den Linguisten Dr. Ilya Yakubitsch (Marburg) und den Altorientalisten und Hurritologen Dr. Sebastian Fischer (JMU). Die Laufzeit beträgt insgesamt zwölf Jahre – für die ersten drei Jahre erhalten die Forschenden eine Fördersumme von knapp einer Millionen Euro von der DFG.

    Knapp 2000 Texte überliefert

    Aufgrund des langen Zeitraums und des Umfangs des Projekts gibt die DFG die Fördergelder im Dreijahres-Zyklus aus. So gliedert sich das Forschungsvorhaben in mehrere Phasen auf: „Zunächst wird das Team ein digitales Textkorpus aufbauen. Knapp 2000 Tontafeln sind in diesem enthalten. Überwiegend handelt es sich um Texte für Rituale, Gebete und Hymnen“, erklärt der Altorientalist. Ein Großteil der Überlieferungen stammt dabei nicht aus dem Kerngebiet der Hurriter, sondern aus der in Anatolien liegenden Hethiter-Hauptstadt Boğazköy-Ḫattuša. Der Grund: Die hethitische Königsfamilie nahm viele hurritische Traditionen auf und ließ Gebete und Rituale zum Teil auch in zweisprachiger Form niederschreiben.

    „Diese sogenannten Bilinguen erleichtern die Arbeit, da wir ausgehend vom Hethitischen das Hurritische besser verstehen können“, so Schwemer. Auf die Erschließungsarbeit aufbauend wird das Team ein digitales Lexikon erstellen – das erste seiner Art für diese altorientalische Sprache. Im nächsten Schritt fertigen die Forschenden eine Grammatik des Hurritischen an – diese wird sowohl digital als auch als Buch erscheinen.

    Das Projekt endet aber nicht mit der Erschließung der hurritischen Texte und Sprache: In der letzten Phase des Projekts wird das Forschungsteam auf Basis der linguistischen Analysen der Texte und dem damit erreichten verbesserten Textverständnis eine neue Darstellung der hurritischen Kulturgeschichte im Kontext der Geschichte Westasiens im zweiten Jahrtausend v. Chr. vorlegen.

    Das Hethitologie-Portal Mainz

    Die Publikation der digitalen Daten und Tools, die das Projekt für das Hurritische schafft, erfolgt auf dem Hethitologie-Portal Mainz: Die Plattform wird vom Rechenzentrum der JMU gehostet und ist eine der führenden digitalen Infrastrukturen der Altorientalistik, die seit nunmehr fast 25 Jahren digitale Texteditionen, Medien, Datenbanken und vieles mehr im Open Access zur Verfügung stellt. Von 2001 bis 2007 wurde das Portal mit Mitteln der DFG geschaffen und ist seither digitale Heimat zahlreicher Forschungsprojekte mit unterschiedlichen Förderern geworden. Aktuell sitzt Professor Schwemer federführend im Direktorium. Zu finden sind im Portal vor allem hethitische Textsammlungen. Doch das Korpus wird erweitert: „Unsere Quellen wollen wir natürlich transparent für andere Forschende der Altorientalistik und der Sprachwissenschaft aufbereiten und zur Verfügung stellen“, so der Professor.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Daniel Schwemer, Lehrstuhl für Altorientalistik, Universität Würzburg, T: +49 931 31-86460, daniel.schwemer@uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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