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03.02.2025 15:40

Projekt „Exzellenz entdecken und kommunizieren“: Leistung von Wissenschaftlerinnen sichtbar machen

Cathrin Becker Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Denkt man an Exzellenz, denkt man an Drittmittel, hochrangige Publikationen und eine internationale Karriere. Doch ist das alles? Ein Forschungsteam hat unter der Leitung der Universität Duisburg-Essen den Exzellenzbegriff kritisch hinterfragt – und festgestellt, dass die Leistungen von Wissenschaftlerinnen dabei häufig zu kurz kommen. Um diese sichtbarer zu machen, legt das Projektteam nun Handlungsempfehlungen vor. Der Wissenschaftskommunikation fällt dabei eine besondere Rolle zu.

    Über drei Jahre hat das Bundesministerium für Bildung* und Forschung das Projekt „Exzellenz entdecken und kommunizieren“ (EXENKO) gefördert. Entstanden ist es aus einer Kooperation von Prof. Dr. Ute Klammer, Institut für Soziologie (IfS), und Dr. Maren A. Jochimsen, Geschäftsführerin des Essener Kollegs für Geschlechterforschung (EKfG). Beteiligt waren außerdem die RWTH Aachen University, die Universität zu Köln sowie die Hochschule Ruhr West.

    Die ideale Forschungspersönlichkeit ist männlich – oder?

    Oft ist es der Professor oder der Wissenschaftler, der sich in Artikeln, TV- oder Radio-Beiträgen zu Wort meldet. Hätte nicht auch eine Forscherin diese Expertise gehabt? „Es zeigt sich immer wieder, dass Wissenschaftlerinnen diese Form der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Anerkennung seltener als ihre männlichen Kollegen erreichen – trotz exzellenter fachlicher Leistungen und obwohl es für ihre akademische Karriere ein Muss ist“, erklärt Prof. Ute Klammer. Einerseits liege das an fehlenden Gelegenheiten für Wissenschaftlerinnen, sich präsentieren zu können, andererseits aber auch an Unsicherheit, wo und wie man sich präsentieren sollte, oder an strukturellen Hürden im Wissenschaftsbetrieb, wie z. B. befristeten Verträgen, mangelnder Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder hierarchischen Strukturen.

    Seit Jahren belegen Studien nicht nur, dass das Bild der idealen Forschungspersönlichkeit männlich konnotiert ist, sondern auch, dass wissenschaftliche Exzellenz ein vielschichtiger und vager Begriff ist, der unterschiedlich interpretiert wird. „Problematisch ist die Orientierung an vermeintlich harten Kriterien: Drittmittel, Auszeichnungen, Publikationen, Zitationen, da hier nachweislich Geschlechter-Gaps vorliegen“, erklärt Prof. Klammer.

    Um herauszufinden, was unter Exzellenz an den beteiligten Hochschulen verstanden wird, hat das Projektteam 52 leitfadengestützte Interviews in den MINT-Fächern sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften durchgeführt. Neben Postdocs wurden Kommunikationsverantwortliche, etablierte Professorinnen sowie Personen aus dem Gleichstellungsbereich befragt. Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden sich eine vielfältigere Definition von Exzellenz wünschten.

    Es fehlt an Gender- und Gleichstellungswissen

    Im nächsten Schritt brachte das Projektteam die genannten Akteur:innen mit dem Ziel zusammen, geschlechtergerechte Kommunikationsprozesse anzuregen. Die daraus entstanden Workshop-Konzepte für Postdocs und Kommunikationsverantwortliche wurden anschließend an allen vier Partnerhochschulen erprobt.

    Es wurde deutlich: Der Hochschulkommunikation als Schnittstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit kommt eine besondere Rolle zu. „Sie kann einen wichtigen Beitrag leisten, Wissenschaftlerinnen sichtbarer zu machen, und maßgeblich zur Verbesserung der Situation beitragen“, resümiert Dr. Jochimsen. „Aber auch die Wissenschaftlerinnen sollten die Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation selbstbewusst annehmen, sich Unterstützung suchen und auch einfordern.“

    Ein weiteres Fazit der Sozialwissenschaftlerinnen: Auf institutioneller Ebene müsse Gender- und Gleichstellungswissen gefördert werden – und die Kriterien für wissenschaftliche „Exzellenz“ sollten grundlegend reflektiert und überdacht werden.

    Das Interesse an den Ergebnissen des Projekts ist groß. Sie wurden vom EXENKO-Team schon vielfach vorgestellt, z. B. bei Exzellenzclustern, Stiftungen und Universitäten im In- und Ausland. Die Workshop-Konzepte sowie die Handreichung „Wege zu mehr Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen“ mit Bausteinen für die Hochschul- und Wissenschaftskommunikation inklusive Videos stehen allen Interessierten zur Verfügung.

    * in der BMBF-Förderrichtlinie: „Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation: Leistungen und Potenziale sichtbar machen, Sichtbarkeit strukturell verankern“ („Innovative Frauen im Fokus“)

    Weiterführendes Interview mit Prof. Ute Klammer und Dr. Maren A. Jochimsen zum Projekt unter: https://www.uni-due.de/2025-02-03-interview-projekt-exenko-klammer-jochimsen

    Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-2131, cathrin.becker@uni-due.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ute Klammer, Institut für Soziologie, Tel. 0203/37 9-1827, ute.klammer@uni-due.de, Dr. Maren A. Jochimsen, Geschäftsführerin Essener Kolleg für Geschlechterforschung, Tel. 0201/18 3-4552, maren.a.jochimsen@uni-due.de


    Weitere Informationen:

    https://www.exzellenz-entdecken.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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