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11.02.2025 11:12

Berichte des Weltklimarates sollten politisch stärker beraten

Dr. Bianca Schröder RIFS Presse und Kommunikation
Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

    Künftige IPCC-Berichte sollten eine stärkere politische Relevanz haben, indem sie Herausforderungen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit verknüpfen, fordert ein internationales Team von Forschenden, darunter Maheswar Rupakheti vom Forschungszentrum für Nachhaltigkeit (RIFS). Dafür solle das gesamte Spektrum der UN-Nachhaltigkeitsziele berücksichtigt werden, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer Studie, die in der Zeitschrift Resources, Environment and Sustainability erschienen ist. Der Weltklimarat IPCC wird vom 24. bis 28. Februar im chinesischen Hangzhou tagen.

    Die IPCC-Berichte liefern Regierungen und führenden Politikerinnen und Politikern aus aller Welt eine umfassende Bewertung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel. Die Erstellung der Berichte dauert fast sechs Jahre und erfolgt in einem umfassenden Prozess, an dem Experten und Regierungen beteiligt sind. Bei der 62. Sitzung des IPCC in Hangzhou werden die Mitgliedstaaten die Grundzüge des siebten Bewertungsberichts (AR7) diskutieren, der 2028-29 erscheinen soll.

    Die systematische Bewertung der Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Nachhaltigkeitsproblemen könne synergetische Maßnahmen für beide Bereiche fördern, so RIFS-Wissenschaftler Rupakheti. Die Aufnahme dieses Ansatzes in die IPCC-Berichte sei sowohl für die aktuelle als auch für die künftige Nachhaltigkeitsagenda nach 2030 von entscheidender Bedeutung.

    Prajal Pradhan (Universität Groningen), Erstautor der Studie, sagt: „Jetzt ist es an der Zeit, die Entscheidungsfindung dahingehend zu beeinflussen, dass Klimawandel und Nachhaltigkeit in den kommenden IPCC-Berichten ganzheitlich miteinander verknüpft werden." Für die Studie wurden die Texte aller IPCC-Hauptberichte und -Sonderberichte, die während des fünften und sechsten Bewertungszyklus veröffentlicht wurden, anhand von Schlüsselwörtern analysiert, die mit den SDG-Zielen in Verbindung stehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten, ob alle 17 SDGs und ihre 169 Zielvorgaben in den Berichten abgedeckt sind und wie sie diskutiert werden - ob in positiver oder negativer Weise.

    SDGs nicht hinreichend berücksichtigt

    Klimawandel und Nachhaltigkeit können nicht isoliert betrachtet werden, doch die Analyse der Autorinnen und Autoren deckt Lücken in den IPCC-Berichten auf, insbesondere im Hinblick auf die SDGs zu Geschlechtergleichstellung, Bildung, Ungleichheit und Gesundheit. Auch alle 169 Unterziele der SDGs müssen stärker berücksichtigt werden. Um dies zu erreichen, so die Studie, könnten die verschiedenen Arbeitsgruppen des IPCC stärker zusammenarbeiten.

    Laut der Studie ist die Integration der SDGs von wesentlicher Bedeutung, da Regierungen vor allem an Entwicklungsfragen interessiert sind. Die erfolgreiche Umsetzung von Klimamaßnahmen für einen gerechten Wandel erfordere einen ganzheitlichen Ansatz, der günstige Bedingungen schafft und sich gleichzeitig mit Entwicklungsfragen befasst. Der Klimawandel hat negative Auswirkungen auf mehrere SDGs; gleichzeitig können Klimamaßnahmen positive Auswirkungen auf die Bemühungen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele haben.

    In der Studie werden die Synergien und Zielkonflikte aufgezeigt. „Die SDGs machen die Auswirkungen des Klimawandels greifbar“, sagt Ko-Autor Klaus Hubacek (Universität Groningen). „Es geht nicht nur um steigende Temperaturen, sondern auch um deren direkten Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der Menschen, den die SDGs betonen. Diese Entwicklungsthemen stoßen bei den Regierungen auf stärkeres Interesse, und mit dieser Perspektive hoffen sie, die Klimaschutzmaßnahmen zu beschleunigen", so Hubacek.

    Das Timing ist entscheidend

    Die Studie wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus fünfzehn Institutionen weltweit erstellt. Viele von ihnen sind entweder Mitglieder des früheren oder des derzeitigen IPCC-Vorstands oder wirken an den einschlägigen IPCC-Prozessen mit. Mit der Publikation wollen die Forschenden die Teilnehmenden der 62. IPCC-Sitzung und nach der Verabschiedung der Entwürfe die Arbeitsgruppen, die Beiträge für die kommende Bewertung (AR7) vorbereiten, mit Informationen versorgen. Die Forschung steht im Einklang mit den übergeordneten Zielen, die globale Klimapolitik zu fördern und die politische Relevanz der IPCC-Berichte zu erhöhen, indem die SDGs besser in die Klimaschutzstrategien integriert werden.

    „Das Timing ist entscheidend“, unterstreicht Hubacek. „Es wurde zum Beispiel kritisiert, dass die SDGs nicht messbar sind. Wenn die IPCC-Berichte die SDG-Ziele auf eine stärker integrierte Weise reflektieren, werden sie zur Relevanz der SDGs beitragen. Auf diese Weise werden die IPCC-Berichte auch die künftige Nachhaltigkeitsagenda über 2030 hinaus informieren.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Maheswar Rupakheti
    maheswar.rupakheti@rifs-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Prajal Pradhan, Sushobhan Joshi, Kshitij Dahal, Yaunchao Hu, Daya Raj Subedi, Muhammad Panji Islam Fajar Putra, Shrijana Vaidya, Laxmi Prasad Pant, Shobhakar Dhakal, Klaus Hubacek, Maheswar Rupakheti, Debra C. Roberts, Bart van den Hurk,
    Policy relevance of IPCC reports for the Sustainable Development Goals and beyond,
    Resources, Environment and Sustainability,
    Volume 19,
    2025,
    100192,
    ISSN 2666-9161,
    https://doi.org/10.1016/j.resenv.2025.100192.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Politik, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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