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12.02.2025 14:17

Covid und die Maskennutzung im Freien: Wie Kultur und Evolution unser Verhalten prägen

Christfried Dornis Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Internationales Team unter Leitung der Universität Tübingen belegt Einfluss von Erfahrungen und Selbstverständnis einer Gesellschaft auf den Umgang mit Infektionsgefahr für sich selbst und andere

    Während der Covid-19-Pandemie zeigten Menschen aus kollektivistischen Gesellschaften wie Japan eine höhere Bereitschaft, draußen Schutzmasken zu tragen, als solche aus individualistisch geprägten Ländern wie den USA. Eine gesteigerte Bereitschaft zum Maskentragen im Freien war auch in Regionen zu beobachten, die seit Jahrtausenden besonders stark von Krankheitserregern betroffen sind. Zu diesen Ergebnissen kam ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Professor Christoph Randler aus der Didaktik der Biologie der Universität Tübingen in einer Online-Umfrage in 53 Ländern. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Social Science Research veröffentlicht.

    Nase und Mund bedeckende Masken sollten in der Covid-Pandemie vor der Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Wie effektiv sie in welchen Situationen diesen Zweck erfüllten, war nicht in jeder Phase des Infektionsgeschehens klar. Unabhängig davon interessierte Christoph Randler und sein Team, wie groß die Bereitschaft von Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Kulturen war, durch Tragen einer Maske sich selbst zu schützen, aber vor allem auch das Ansteckungsrisiko für die Mitmenschen zu mindern.

    Selbstauskunft über Online-Umfrage

    Das Forschungsteam bat während der Pandemie von Dezember 2020 bis April 2021 Vogelbeobach-terinnen und -beobachter aus 53 Ländern um Auskunft zum Tragen von Masken im Freien. „Wir haben den Fokus auf Freizeitaktivitäten draußen gelegt, da hier die staatlichen Vorgaben oder zumindest die staatliche Kontrolle geringer war als etwa in Innenräumen wie Schulen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. So entsprach das Verhalten stärker dem eigenen Ermessen“, erklärt Randler. Mehr als 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer füllten den Online-Fragebogen aus. Repräsentativ für die jeweilige Gesamtbevölkerung sei die Umfrage nicht, nennt der Forscher Einschränkungen, da Frauen in der Gruppe der Personen, die in ihrer Freizeit Vögel beobachten, unterrepräsentiert seien und der Altersdurchschnitt höher liege. Die Auskünfte der Befragten wurden durch Daten zur Bevölkerungsdichte, der wirtschaftlichen Lage des Landes, die staatlichen Vorgaben zum Maskentragen sowie die historische Belastung des jeweiligen Landes durch Krankheitserreger ergänzt.

    In den Ergebnissen sei erkennbar gewesen, dass die jeweiligen staatlichen Vorgaben bei den Corona-Maßnahmen eine Rolle spielten bei der Entscheidung zum Tragen einer Maske, sagt Randler. „Besonders entscheidend waren jedoch die beiden Faktoren der kulturellen Prägung kollektivisti-sche versus individualistische Gesellschaft und die historische Krankheitsbelastung der Region“, sagt der Forscher. „Interessanterweise ließ sich auch die Strenge der staatlichen Corona-Maßnahmen durch die Historie der Verbreitung von Krankheitserregern in dem jeweiligen Land vorhersagen.“ Die Regierungen erließen strengere Regeln, wenn die Länder stärkere Belastungen durch Krankheitserreger und durch frühere Epidemien hatten. Es sei erstaunlich, sagt Randler, wie stark unsere evolutionsgeschichtliche Vergangenheit noch heute unser Verhalten beeinflusst – bis hin zu politischen Entscheidungen über eine Maskenpflicht.

    Darüber hinaus habe die Studie einige bereits bekannte Tendenzen bestätigt, so Randler: Ältere Menschen und Frauen trugen eher Masken als jüngere und Männer. Mit der umfassenden, sowohl evolutionsbiologischen als auch kultursoziologischen Studie zur Nutzung von Masken will das Forschungsteam zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Ereignisse in der Covid-19-Pandemie beitragen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Christoph Randler
    Universität Tübingen
    Didaktik der Biologie
    Telefon +49 7071 29-74611
    christoph.randler[at]uni-tuebingen.de


    Originalpublikation:

    Christoph Randler, Jukka Jokimäki, Nadine Kalb, Maria de Salvo, Renan de Almeida Barbosa, Marja-Liisa Kaisanlahti-Jokimäki, Jo-Szu Tsai, Raúl Ortiz-Pulido, Piotr Tryjanowski: COVID-19 facial covering during outdoor recreation reflects historical disease prevalence and culture above and beyond governmental measures – A study in 53 countries. Social Science Research, https://doi.org/10.1016/j.ssresearch.2025.103145


    Bilder

    Die Bereitschaft zum Tragen einer Maske im Freien während der Covid-19-Pandemie hing von verschiedenen Faktoren ab.
    Die Bereitschaft zum Tragen einer Maske im Freien während der Covid-19-Pandemie hing von verschieden ...
    Rebecca Hahn
    Universität Tübingen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Die Bereitschaft zum Tragen einer Maske im Freien während der Covid-19-Pandemie hing von verschiedenen Faktoren ab.


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