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12.02.2025 14:35

UKE-Forschende mit Dr. Martini-Preis 2025 ausgezeichnet

Saskia Lemm Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Heute wurde der älteste Medizinpreis Deutschlands an sechs Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verliehen. Die mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Auszeichnungen wurden von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und Kuratoriumsvorsitzendem Prof. Dr. Ansgar W. Lohse überreicht.

    Mit dem ersten Preis wurden Dr. Christina Mayer und Dr. Marcel S. Woo, Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose, ausgezeichnet. Ihre Forschungsarbeit beschäftigt sich mit einem neuen Signalweg in Nervenzellen, der Einfluss auf die Neurodegeneration bei Multiple Sklerose nimmt. In diesem Jahr gibt es zwei zweite Preise, die an Dr. Anna-Franziska Worthmann, Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie, und Dr. Christian Schlein, Institut für Humangenetik, für ihre Forschungsarbeit zum Stoffwechsel mehrfach ungesättigter Fettsäuren sowie an Dr. Johannes Hartl und Dr. Jan Philipp Weltzsch aus der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik für ihre Optimierung der Standardtherapie bei einer entzündlichen Lebererkrankung gehen.

    „Die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ist ein essentieller Baustein für einen erfolgreichen Medizinstandort wie Hamburg. Die drei Teams, die in diesem Jahr mit dem Dr. Martini-Preis ausgezeichnet werden, treiben mit ihren Arbeiten die Behandlung komplexer Krankheitsbilder entscheidend voran: mit wirksamen Therapien gegen den Verlust von Nervenzellen in der MS sowie gegen metabolische Erkrankungen auf Basis von Omega-3-Fettsäuren und zur Behandlung von Autoimmunhepatitis. Ihre Erfolge stehen auch für die exzellente Forschung am UKE, die immer nah am Menschen stattfindet. Es sind Erfolge für die Patientinnen und Patienten, für unseren Wissenschafts- und Medizinstandort und weit darüber hinaus. Ich danke den Preisträgerinnen und Preisträgern für ihre wichtige Arbeit und gratuliere herzlich zu der verdienten Auszeichnung!“, sagt Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke.

    „Der Dr. Martini-Preis ist Auszeichnung und Ermutigung für herausragende klinische Forschungspersönlichkeiten. Ich bin sicher, dass die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger wie die der vergangenen Jahre auch langfristig die klinisch orientierte Forschung in Hamburg, Deutschland und der Welt voranbringen werden. Wir sind Frau Dr. Eva-Maria Greve, die auch in diesem Jahr wieder das Preisgeld gespendet hat, außerordentlich dankbar, und hoffen, dass diese und ähnliche Unterstützungen es der Stiftung ermöglichen, weiterhin diesen bedeutenden Preis verleihen zu können“, sagt Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Vorsitzender des Kuratoriums der Dr. Martini-Stiftung und Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.

    Erster Preis für neuen Forschungsansatz in der Behandlung von Multiple Sklerose

    Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) und ein häufiger Grund für chronische Behinderung im jungen Erwachsenenalter. Ihr liegt eine Einwanderung von Immunzellen in das ZNS zugrunde, die zu einer dauerhaften Entzündung und Schädigung der Nervenzellen führt. Die genauen Mechanismen, die diesen Prozess antreiben, sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Dr. Christina Mayer und Dr. Marcel S. Woo kombinierten Methoden des genetischen Engineerings im präklinischen Modell der MS und Zellkultur mit Methoden der Lebendzellmikroskopie und Hochdurchsatz-Sequenzierungen, um diesem Prozess auf die Spur zu kommen. Sie fanden heraus, dass das Protein STING in entzündeten Nervenzellen aktiviert wird, wenn ein Ungleichgewicht der Elektrolyte im Gehirn vorliegt – ein Zustand, der bei MS und anderen neurodegenerativen Erkrankungen zu finden ist. Diese Aktivierung löst einen speziellen Signalweg aus, der zu einem eisenabhängigen Zelltod führt, der sogenannten Ferroptose. Durch pharmakologische oder genetische Eingriffe konnten sie den Signalweg blockieren und so die Nervenzellen schützen. Ihre Forschungen sind ein hoffnungsvoller Ansatz für neue Therapien gegen den Verlust von Nervenzellen bei MS und anderen neurodegenerativen Erkrankungen.

    Zweiter Preis für Forschungsarbeit zum Stoffwechsel mehrfach ungesättigter Fettsäuren

    Die Zusammensetzung von Fetten in Zellen und Organen spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Besonders mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie Omega-3-Fettsäuren, haben eine schützende Wirkung auf die metabolische Gesundheit, indem sie Entzündungen reduzieren und Blutfettwerte senken. Im Gegensatz dazu können gesättigte Fettsäuren gesundheitsschädlich sein. Der Körper kann einige Fettsäuren selbst herstellen, während andere, wie Omega-3, ausschließlich über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Besonders Menschen mit metabolischen Erkrankungen wie Übergewicht oder Insulinresistenz profitieren weniger von der Einnahme dieser Fettsäuren als gesunde Menschen. Warum das so ist, untersuchten Dr. Anna-Franziska Worthmann und Dr. Christian Schlein. Anhand eines Patienten mit einer genetischen Veränderung in der Fettsäureproduktion stellten sie fest, dass die Leber von Omega-3-Fettsäuren besser profitiert, wenn die körpereigene Fettsäuresynthese gehemmt wird. Diese Beobachtung bestätigten sie durch weitere Untersuchungen im Mausmodell. In einer weiterführenden Studie mit Patient:innen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber konnten sie ebenfalls zeigen, dass eine medikamentöse Therapie der Hemmung der Fettsäuresynthese besonders effektiv den Einbau von mehrfach ungesättigten Fettsäuren fördert. Diese Ergebnisse könnten in Zukunft helfen, neue Therapieansätze für Menschen mit metabolischen Erkrankungen zu entwickeln.

    Zweiter Preis zur Optimierung der Standardtherapie bei einer entzündlichen Lebererkrankung

    Die Studie von Dr. Johannes Hartl und Dr. Jan Philipp Weltzsch beschäftigt sich mit der Verbesserung der Behandlung der autoimmunen Hepatitis (AIH), einer entzündlichen Lebererkrankung, die durch eine Fehlreaktion des Immunsystems verursacht wird. Die seit Jahrzehnten gängige Standardbehandlung der AIH mit dem Medikament Azathioprin führt nur bei etwa 50 Prozent der Patient:innen zu einem stabilen Rückgang der Leberentzündung, sodass häufig zusätzlich noch Kortison eingesetzt wird. Die Forschenden stellten fest, dass die Verstoffwechselung von Azathioprin individuell stark variiert und eine individuelle Therapiesteuerung basierend auf den Azathioprin-Wirkspiegeln eine effektivere Reduktion der Leberentzündung bei gleichzeitig geringeren Nebenwirkungen ermöglicht. Bei Patient:innen, bei denen aufgrund einer ungünstigen Azathioprin-Verstoffwechselung über Jahre hinweg keine ausreichende Unterdrückung der Leberentzündung erreicht wurde, wurde ein neuer pharmakologischer Ansatz verfolgt und Azathioprin mit dem Gichtmedikament Allopurinol kombiniert. Dies führte zu einer verbesserten Verstoffwechselung von Azathioprin, einhergehend mit einer Normalisierung der Leberwerte und einem Rückgang der Lebervernarbung.
    Die Ergebnisse dieser Arbeit haben die klinische Praxis verändert und dazu beigetragen, dass ein neuer Therapiealgorithmus in die aktuellen Behandlungsrichtlinien aufgenommen wurde.

    Visionäre Förderung von medizinischem Nachwuchs seit 1880

    Die Dr. Martini-Stiftung wurde 1880 von Freunden und Kollegen des im gleichen Jahr verstorbenen Chirurgen Dr. Erich Martini ins Leben gerufen. Er ist von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich verliehen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ansgar W. Lohse
    I. Medizinische Klinik und Poliklinik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
    Martinistraße 52
    20246 Hamburg
    Telefon: 040 7410-53910
    a.lohse@uke.de


    Bilder

    Dr. Martini-Preisträger:innen mit Wissenschaftssenatorin Fegebank
    Dr. Martini-Preisträger:innen mit Wissenschaftssenatorin Fegebank
    Axel Kirchhof | UKE
    UKE


    Anhang
    attachment icon UKE-Forschende mit Dr. Martini-Preis 2025 ausgezeichnet

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Dr. Martini-Preisträger:innen mit Wissenschaftssenatorin Fegebank


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