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19.08.2004 12:40

"Sie helfen doch!": Kompetenznetz Demenzen wehrt sich gegen einseitige Berichterstattung

Dr. med Marina Martini Referat Kommunikation und Medien
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

    "Sie helfen doch!": Das Kompetenznetz Demenzen wehrt sich auf Pressekonferenz gegen die einseitige Berichterstattung über die Wirksamkeit der Alzheimer-Medikamente.
    Eine Demenz ist heute leider noch nicht heilbar: Doch wird die Krankheit rechtzeitig erkannt und behandelt, kann deren Verlauf zumindest verzögert und Aufmerksamkeit sowie Konzentration bei den Betroffenen erhöht werden.
    Prof. Dr. Dr. Fritz A. Henn, Sprecher des Kompetenznetzes Demenzen, widerspricht der Berichterstattung der letzten Tage, dass die neuen Antidementiva (Acetylcholinesterase-Hemmstoffe) nicht wirksam seien. Wie wichtig die Alzheimer-Medikamente für Betroffene und deren Angehörige sind, erläuterte Prof. Henn auf der Pressekonferenz, die heute Vormittag in Berlin stattfand.

    Die modernen Acetylcholinesterase-Hemmstoffe (Donepezil, Galantamin, Rivastigmin) sind wirksame Medikamente bei der Alzheimer Krankheit. Sie sind auf der Basis von großen, methodisch vernünftigen Studien über ein ordnungsgemäßes Zulassungsverfahren nach den Regeln der Kunst u.a. in Deutschland und den USA zugelassen worden. Das offizielle Zulassungsverfahren ist stark reglementiert und statistisch einwandfrei abgesichert.
    Die Wirkungen dieser Antidementiva sind über objektive Messinstrumente nachweislich belegt. Wichtiger und relevanter aber für den einzelnen Patienten und dessen Angehörige sind die häufig positiven Wirkungen, die diese Medikamente bei der Bewältigung der Alltagsanforderungen haben. Seitdem diese Substanzen zur Verfügung stehen, hat sich die Behandlung der Alzheimer Krankheit eindeutig verbessert. Wer dies verkennt, missachtet das Leiden der Patienten und die Not der Angehörigen.
    Ohne Zweifel bedeuten die derzeit verfügbaren Medikamente erst einen kleinen Schritt vorwärts in der Behandlung der Alzheimer Krankheit, heilen können diese Medikamente die Erkrankung nicht. Sie können aber sehr wohl die Lebensqualität für die Patienten und deren Angehörige verbessern sowie die Geschwindigkeit, mit der die Demenz fortschreitet, abbremsen. Damit sind wir mit diesen Medikamenten noch weit von dem Ziel entfernt, das man sich für das Wohl der Patienten wünscht.

    Die Grundaussage, die in dem SPIEGEL-Artikel wiedergegeben wird - "die teuren Pillen helfen den Patienten nicht" - ist sachlich nicht richtig. Ebenso ist die in dem Artikel zitierte Aussage, dass "... der Einsatz von Donepezil, Rivastigmin und Galantamin bei der vorhandenen Datenlage wissenschaftlich nicht begründet ist...", sachlich falsch.
    Das Kompetenznetz Demenzen teilt nicht die Ansichten, die in dem SPIEGEL-Artikel transportiert werden, und distanziert sich ausdrücklich von den Schlussfolgerungen des Autors und der befragten Wissenschaftler.

    Die Studie der Hamburger Autoren, auf die sich der SPIEGEL-Artikel bezieht, ist nicht veröffentlicht. Somit ist es unklar, welche methodische Qualität die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den bewerteten Studien hat. In der Evidence Based Medicine ist allgemein anerkannt, dass die zusammenfassende Analyse der veröffentlichten methodisch abgesicherten Studien durch die Cochrane Gruppe das Höchstmaß an möglicher Evidenz liefert. Die Cochrane-Gruppe kommt zu der eindeutigen Schlussfolgerung, dass die modernen Ace-tylcholinesterase-Hemmstoffe wirksam sind.

    Den Schlussfolgerungen aus der zitierten Studie ("AD2000") der britischen Medizinzeitschrift "Lancet", mit der sich das Kompetenznetz Demenzen intensiv auseinandergesetzt hat, kann ebenfalls nicht beigepflichtet werden, da diese Studie erhebliche methodische Mängel aufweist. (Eine Stellungnahme hierzu ist über die Homepage des Kompetenznetzes www.kompetenznetz-demenzen.de sowie über die Homepage des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim www.zi-mannheim.de/index.php/688/0/ abrufbar.

    Das internationale Beratungsgremium des Kompetenznetz Demenzen hat demzufolge zur Verwendung eines Acetylcholinesterase-Hemmstoffes in den Therapie-Studien des Kompetenznetzes geraten. Die Anwendung der Medikamente bei Alzheimer Kranken ist sicher, und die Medikamente beinhalten nur vertretbare Nebenwirkungen

    Auf den unten genannten Homepages ist auch die aktuelle Pressemitteilung der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft e.V. abrufbar.

    Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:
    Dr. Marina Martini
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
    Fon: 0621/1703-1301
    Fax: 0621/1703-1305
    E-Mail: martini@zi-mannheim.de

    oder

    Dr. Ute Kindermann
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    "Kompetenznetz Demenzen"
    Fon: 030-259 37 95 -17/-15
    Fax: 030 -259 37 95 -29
    E-Mail: ute.kindermann@kompetenznetz-demenzen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.zi-mannheim.de/index.php/688/0/
    http://www.kompetenznetz-demenzen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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