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18.02.2025 17:16

Die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern: Wir sind alle Teile der Lösung

Julia Reichelt Universitätskommunikation
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau

    Klimawandel, soziale Ungleichheit und technologische Umbrüche – die Welt steht vor gewaltigen Herausforderungen. Doch wer bestimmt, wie wir damit umgehen? Sind es nur Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsführer, die die Zukunft lenken? Nein! Eine aktuelle Studie der RPTU betont: Das Kleine formt das Große – jeder von uns kann und muss eine entscheidende Rolle spielen.

    „Oft entstehen die wirkungsvollsten Lösungen nicht auf den großen Bühnen der obersten staatlichen und wirtschaftlichen Management-Ebene, sondern in den alltäglichen Arbeits- und Lebenssituationen – in unseren Gesprächen, Entscheidungen und kleinen Handlungen“, so Professorin Anja Danner-Schröder, Inhaberin des Fachgebiets „Management Studies“ an der RPTU, zum Hintergrund der Studie. Zum Beispiel können scheinbar unbedeutende Handlungen – etwa Namensschilder auf Konferenzen – soziale Ungleichheit fördern, wenn sie Hierarchien in Form von Titeln und Institutionen sichtbar machen.

    Mit der Studie fordert die Wissenschaftlerin dazu auf, mehr Aufmerksamkeit auf diese oft unbemerkten alltäglichen Praktiken und zwischenmenschlichen Interaktionen zu legen, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Drei zentrale Aspekte standen im Mittelpunkt der Forschungsarbeit: Wie trägt unser alltägliches Handeln zu den großen Herausforderungen unserer Zeit bei? Welche Konsequenzen hat das? Und welchen positiven Einfluss kann unser Alltagsverhalten als Teil der Lösung entfalten? Zu diesen Fragen hat Anja Danner-Schröder eine Expertenrunde einberufen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in der Veröffentlichung „Tackling Grand Challenges: Insights and Contributions from Practice Theories“ gemeinsam publiziert. Die zentralen Botschaften im Überblick:

    Handlungen sind sowohl stabil als auch transformativ

    Veränderung geschieht nicht im Gegensatz zu Stabilität – vielmehr sind die beiden miteinander verbunden. So verlassen sich beispielsweise Unternehmen, die nach Innovation streben, oft auf strukturierte Prozesse, um Kreativität zu fördern. Ebenso bringen Arbeitnehmer, die den Umgang mit neuen Technologien erlernen, ihre eigenen Erfahrungen und Routinen mit und prägen so die Art und Weise, wie diese Technologien angenommen werden. In der Studie wird zum Beispiel aufgezeigt, wie in der robotergestützten Chirurgie nicht die Umschulung der Chirurgen die größte Herausforderung war, sondern die Anpassung des gesamten OP-Teams an die neue Arbeitsweise. Da der Chirurg nun abgeschirmt an einer Konsole sitzt, mussten sich Assistenzärzte, Anästhesisten und Pflegekräfte neu organisieren und ihre Zusammenarbeit völlig neugestalten. Die Einführung des Roboters veränderte eingespielte Abläufe und erforderte ein spontanes, praxisnahes Lernen, um die Teamkoordination unter den neuen Bedingungen zu meistern. Die Studie zeigt, dass bedeutsame Veränderungen dann stattfinden, wenn Menschen innerhalb bestehender Strukturen arbeiten und diese gleichzeitig anpassen und umgestalten.

    Alles ist miteinander verbunden

    Kein Problem existiert isoliert. Die Studie zeigt, wie Handlungen und Entscheidungen Welleneffekte erzeugen und Menschen, Ideen und sogar verschiedene globale Herausforderungen miteinander verbinden. So wirken sich beispielsweise extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen in Australien nicht nur auf lokale Gemeinschaften aus – sie beeinflussen auch Notfallstrategien weltweit und inspirieren zu neuen Formen der Zusammenarbeit, selbst zwischen Menschen, die sich noch nie begegnet sind. Ebenso wirken sich Gesundheitstechnologien nicht nur auf Ärzte und Patienten aus, sondern können ganze Versorgungssysteme und Entscheidungsprozesse neugestalten.

    Emotionen spielen bei der Entscheidungsfindung eine Rolle

    Während Problemlösung oft als rationaler Prozess angesehen wird, hebt die Studie die entscheidende Rolle von Emotionen hervor. Gefühle wie Frustration, Dringlichkeit oder Hoffnung können als starke Kräfte wirken und Einzelpersonen sowie Organisationen dazu bringen, nachzudenken, sich anzupassen und Maßnahmen zu ergreifen. Ob bei der Reaktion auf Krisen oder bei der Förderung sozialer Bewegungen – Emotionen beeinflussen, wie Menschen mit Herausforderungen umgehen und Veränderungen bewirken.

    Wir sind alle Teile der Lösung

    Eine der Kernaussagen der Studie ist, dass Forscher, politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsführer und Bürger im Alltag alle eine Rolle bei der Gestaltung der Welt spielen. Die Grenzen zwischen Experten und Praktikern, zwischen denen, die Herausforderungen untersuchen, und denen, die sie erleben, verschwimmen. Veränderungen kommen nicht aus einer einzigen Quelle – sie entstehen durch kollektives Handeln, Beziehungen und gemeinsame Erfahrungen.

    Die Studie:
    Danner-Schröder, A., Mahringer, C., Sele, K., Jarzabkowski, P., Rouleau, L., Feldman, M., Pentland, B., Huysman, M., Sergeeva, A. V., Gherardi, S., Sutcliffe, K. M., & Gehman, J. (2025). Tackling Grand Challenges: Insights and Contributions From Practice Theories. Journal of Management Inquiry. https://doi.org/10.1177/10564926241292262


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    apl. Prof. Dr. habil. Anja Danner-Schröder Lehrgebiet Management Studies
    RPTU in Kaiserslautern
    Tel.: 0631 205-5011
    E-Mail: anja.dannerschroeder(at)rptu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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