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25.02.2025 10:02

Antibiotikaresistenzen – Leopoldina Policy Brief empfiehlt wirtschaftliche Anreize für Entwicklung neuer Medikamente

Julia Klabuhn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    Antibiotika spielen in der modernen Medizin eine herausragende Rolle – sowohl zur Behandlung akuter Infektionen als auch in der Infektionsprophylaxe. Doch die weltweite Zunahme antibiotikaresistenter Erreger macht viele gängige Medikamente unwirksam. Trotzdem wurden seit 1980 keine neuen Klassen an antimikrobiellen Medikamenten entwickelt, sondern vor allem veränderte Varianten von bekannten Antibiotika. Grund sind u. a. ökonomische Hürden, die Forschung und Entwicklung bremsen. Der heute erschienene Policy Brief „Leopoldina Fokus“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt wirtschaftliche Anreize für die Entwicklung neuer Antibiotika und zeigt Wege der Umsetzung auf.

    Die Entwicklung neuer Antibiotika ist für Pharmaunternehmen teuer und riskant. Da neue Antibiotika sparsam eingesetzt werden müssen, um die Gefahr von Resistenzen zu minimieren, rentieren sich die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten nicht. Die Folge: Die Industrie hat sich weitgehend aus der Antibiotikaentwicklung zurückgezogen. Damit schwindet auch wertvolle wissenschaftliche Expertise. Um die Entwicklung neuer Wirkstoffe voranzutreiben, schlagen der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D., die Chemikerin und Virologin Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff und der Mikrobiologe Prof. Dr. Axel A. Brakhage im Policy Brief daher gezielte Förderansätze vor. Dazu gehören das Subskriptionsmodell, eine Art Abonnement, das dem entwickelnden Unternehmen jährliche Einnahmen garantiert, Markteintrittsprämien für erfolgreiche Markteinführungen neuer Antibiotika und sogenannte Meilensteinzahlungen, die während des Entwicklungsprozesses finanzielle Sicherheit bieten. Nach Kostenmodellen der European Health Emergency Response Authority (HERA) von 2023 kostet es über einen Zeitraum von zehn Jahren 200 bis 350 Millionen Euro pro Jahr, um ein neues Antibiotikum in den Markt zu bringen. Voraussetzung ist, dass bis zum Beginn der ersten Phase von klinischen Versuchen ausreichend viele Kandidaten für neue Antibiotika gefunden werden, die dann klinisch erprobt werden könnten. Weltweit sollte demnach eine Zahl von 15 neuen Antibiotikaklassen angestrebt werden.

    Zur Umsetzung schlagen die Expertin und die beiden Experten die Gründung einer europäischen Agentur, zum Beispiel unter dem Dach der HERA, vor. Diese europäische Agentur sollte zum Ziel haben, ökonomische Anreize auf europäischer Ebene so zu gestalten, dass eine ausreichende Zahl von Antibiotika entwickelt wird. Zudem gilt es, die Anstrengungen in der EU mit denen in anderen Ländern zu koordinieren. Sie empfehlen der deutschen Bundesregierung, sich mit anderen europäischen Partnern für die Gründung einer solchen Agentur einzusetzen und sie mit ausreichenden Mitteln auszustatten.

    Der Leopoldina-Fokus „Ökonomische Anreize für die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe“ ist auf der Website der Leopoldina veröffentlicht: https://www.leopoldina.org/antibiotika-entwicklung

    In der Reihe „Leopoldina Fokus“ erscheinen Policy Briefs, die aktuelle Themen aus wissenschaftlicher Perspektive einordnen. Sie basieren auf Gesprächen des Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten.

    Die Leopoldina auf Bluesky: https://bsky.app/profile/leopoldina.org

    Die Leopoldina auf YouTube: https://www.youtube.com/@nationalakademieleopoldina

    Die Leopoldina auf X: https://www.twitter.com/leopoldina

    Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

    Medienkontakt:
    Julia Klabuhn
    Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: +49 (0)345 472 39-800
    E-Mail: presse@leopoldina.org


    Weitere Informationen:

    https://www.leopoldina.org/leopoldina-home/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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